Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Titel: Dante Valentine 03 - Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
hier. Einer der Akolyten, ein blonder Riese, bleckte die Reißzähne, als er bemerkte, wie ich ihn ansah. Blaue Linien zogen sich über sein Gesicht, Tätowierungen aus der Zeit vor seiner Umwandlung. Auf der Haut von Nichtvren bleiben keine Narben zurück.
    Zumindest wenn ich mich richtig an die Kurse in paranormaler Anatomie auf der Akademie erinnerte. Der Blonde trug etwas, das einem mottenzerfressenen Wolfspelz ähnelte, den er wie eine Tunika um sich geschlungen hatte. Seine Augen glichen toten Bergseen, die so tief waren, dass ein Mensch darin ertrinken konnte. Die hiesige Psinergie roch sehr angenehm, leicht modrig, nach Nichtvren mit einem scharfen Hauch Werwolf, der mal stärker, mal schwächer wurde und die besonderen Eigenschaften werwölfischer Pheromone in den Geruchsorganen der meisten Gattungen widerspiegelte. Über alldem lag der schwache Kupfergeruch von getrocknetem Blut, der jeden menschlichen Instinkt in mir drängte, loszuschreien wie eine nicht registrierte Hure, die dabei erwischt wurde, wie sie ihren Zuhälter hinterging. Diese Psinergie war in der Lage, einen Psion lebendig zu verschlingen.
    Aber ich war ja kein normaler Mensch mehr, deshalb kitzelte der Psinergie-Brunnen die geheimsten Winkel meiner Psyche und tauchte mich in ein Bad der Verführungskunst, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Reiß dich zusammen, Dante. Ich verpasste mir in Gedanken eine saftige Ohrfeige und scannte erneut das Dock. Ich konnte es mir nicht erlauben, in dieser Atmosphäre zu versinken. Ich brauchte Zeit, um mich an die enorme Energiemenge hier zu gewöhnen. Mir lief ein Schauder über den Rücken, und Japhrimel strich mir übers Handgelenk, wahrscheinlich zur Beruhigung.
    Beobachte. Warte. Früher oder später würden Japhrimel oder McKinley einen Fehler machen oder abgelenkt sein. Ich hatte mein Wort gegeben, schon richtig, aber nur unter Zwang. Ich hatte nicht versprochen, Japhrimel permanent an den Hacken zu kleben, und nach dem, was er sich geleistet hatte, zählte es ohnehin nicht mehr.
    Bist du dir da ganz sicher? Es ist immer noch dein Ehrenwort, Danny. Keiner, der Magik praktiziert, kann es sich erlauben, sein Wort zu brechen. Deine magische Willenskraft hängt von deiner Ehrlichkeit ab.
    Aber ich habe nur versprochen zu kooperieren. Ich habe nicht versprochen, bei ihm zu bleiben. Aus der Distanz heraus kann ich genauso gut kooperieren.
    Ich vermute mal, dass der Umgang mit Dämonen allmählich auf mich abfärbt. Nie zuvor hätte ich mir auch nur im Traum einfallen lassen, mich aus einem Ehrenwort herauszuwinden.
    Abgesehen davon war es auch dumm. Wie lange würde ich, auf mich allein gestellt, wohl durchhalten?
    „Ganz wie du willst. Aber ich habe eine Botschaft für dich, Ältester.“ Leonidas’ Augen schlossen und öffneten sich wie die einer Echse. „Es gibt da jemanden, der eine Audienz mit deiner hübschen Begleiterin wünscht. Ein Dämon mit einem grünen Diamanten, passend zu ihrem.“
    Das konnte nur eines bedeuten. Luzifer will mich sehen? Schon wieder? Mein Magen fühlte sich plötzlich an, als würden sich lauter kalte Metallschlangen darin tummeln. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
    Fünf Sekunden lang sagte Japhrimel kein Wort. Für mich Zeit genug, erneut das Dock zu scannen. Ich war ziemlich sicher, dass ich die Nichtvren ausschalten konnte, und Werwölfe hatte ich schon früher getötet. Das große Fragezeichen aber war McKinley. Ich wusste nicht einmal, was er war. Kein Dämon, aber auch kein Mensch.
    Und Japhrimel? Keine Chance. Ich musste mir etwas einfallen lassen, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Aber was, wenn …
    „Aber was, wenn“ wird dich nicht am Leben erhalten, gute Frau. Konzentriere dich! Eine bekannte männliche Stimme voller Ungeduld. Es war Jace’ Tonfall, wenn er merkte, dass ich während eines Sparrings nicht ganz bei der Sache war. An Jace’ Stimme in meinem Kopf, die mir riet, Ruhe zu bewahren, hatte ich mich gewöhnt. Vielleicht redete ich aber auch nur mit mir selbst und benutzte dazu seine Stimme. Das war so eine Laune der Psione. Die Stimmen in unseren Köpfen verwandeln sich manchmal in Leute, die uns viel bedeutet haben – oder vor denen wir große Angst hatten.
    „Wann und wo?“, fragte Japhrimel schließlich.
    „Treffpunkt ist das Tais-toi. Neutraler Boden. Morgen um Mitternacht. Allein.“ Leonidas grinste so breit, dass seine Reißzähne zu sehen waren. Er schien seine Rolle offensichtlich in vollen Zügen zu genießen.

Weitere Kostenlose Bücher