Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Titel: Dante Valentine 03 - Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow

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Jahren nicht mehr ausgegangen.
    Seit Jace’ Tod.
    Die Erinnerung an Jace überfiel mich: wie er mir die Hände auf die Hüften legte, wie mir Schweiß in den Nacken tropfte und den Rücken hinunterlief, wie ein kurzer Seidenrock gegen meine Schenkel schwang, als ich die Arme hochriss, die Musik meinen ganzen Körper durchrüttelte und ich mich in der ältesten Form gemeinschaftlicher Ekstase verlor, die den Menschen bekannt ist.
    Ich verscheuchte diese Gedanken. Japhrimel hatte ich nie gefragt, ob er gern tanzte. Wahrscheinlich eher nicht. Aber er bewegte sich derart anmutig, es wäre vermutlich das reinste Vergnügen, mit ihm zu tanzen.
    Hörst du jetzt sofort auf, an ihn zu denken! Du brauchst deine ganze Konzentration für das, was in den nächsten zehn Minuten passiert.
    Wir erreichten eine dunkle Ecke, und Lucas nickte einem ungeschlachten Werwolf mit orangefarbenen Augen zu, der sich auf seinen Hinterläufen auftaute, als wäre er kurz vorm Sprung, und uns darüberhinaus seine behaarten Genitalien präsentierte. Er rührte sich nicht, als wir an ihm vorbeigingen. Lucas drückte eine Tür auf, hinter der eine Treppe lag. Meine Geruchsrezeptoren machten die Schotten dicht, um den Werwolfgestank auszublenden. Lucas schob mich vorwärts, und ich war froh, endlich rauszukommen. Hinter uns fiel die Tür ins Schloss, jetzt war auch die Musik nicht mehr zu hören.
    Ich seufzte. „Wie hast du mich gefunden?“
    „Ich habe den Agenten – Vann – so lange unter Druck gesetzt, bis er schließlich damit rausrückte, dass McKinley ihm eine Nachricht geschickt hatte, er sei unterwegs nach Sarajewo. Jemand war mir noch einen Gefallen schuldig, und so bin ich mit einem Schmugglertransporter hierhergekommen. Hör mal, Valentine, dein Dämon hatte den Befehl ausgegeben, dich ab dem Zeitpunkt, an dem wir den ersten feindlichen Dämon identifiziert hatten, aus allem herauszuhalten. Leander ist stinksauer. Er versucht, in Kairo Giza Verstärkung aufzutreiben. In drei Stunden bringt uns ein Gleiter hier raus, aber ich muss dir erst noch was beichten.“
    „Was?“
    „Ich habe dir doch gesagt, Abra hätte mich auf deine Spur gebracht.“ Er schob mich vorwärts. Die Treppe war recht wacklig und ächzte unter dem lauten Beat der Bässe. „Das war gelogen. Sie hat mir nur gesagt, wann ich in ’Neo-Prag sein soll, um dich zu suchen. Den Vertrag, mich um dich zu kümmern, hatte ich schon in der Tasche, bevor du in dieser Bar aufgetaucht bist.“
    Wie bitte? Oben an der Treppe stieß ich die Tür auf und trat in einen schwach beleuchteten Raum mit einem blauen Alt-Persiano-Teppich, einem Nivronkamin, in dem ein Feuer knisterte, zwei schweren Mahagonistühlen, die sich gegenüberstanden … und einem Höllenhund, der unter einem kleinen, hinter einem blauen Vorhang halb verdeckten Fenster an der Wand ausgestreckt vor sich hindöste.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals. Unmittelbar neben dem Höllenhund stand breitschultrig der Dämon Velokel und starrte mich aus eisgrauen Katzenaugen an. Sein Gesicht war rund und wirkte grob, die eckigen Zähne sahen immer noch spitz aus, und das blaue Glühen aus seinen Augenschlitzen war so dunkel, dass der Schrei, der mir auf den Lippen lag, erstarb.
    Eine schlanke, weibliche Gestalt stand halb abgewandt am Kamin. Sie hatte glattes hellblondes Haar und dunkelblaue Augen, und der schimmernde Smaragd auf ihrer Stirn sandte mir einen freundlichen Gruß entgegen. Ihr ganzer Körper glühte vor Psinergie, der Psinergie einer Androgynen. Sie roch nach frischem Brot, Gewürzen und Moschus, wie …
    Wie Luzifer.
    Anubis, mein Herr, mein Gott, schütze mich. Das Stoßgebet hatte ich ganz automatisch gen Himmel geschickt, und der nächste Gedanke kam mir mit fast der gleichen inständig flehenden Inbrunst in den Sinn.
    Japhrimel.
    Wieso dachte ich jetzt ausgerechnet an ihn? Konnte ich mich denn gar nicht von ihm lösen?
    Da könntest du dir genauso gut vornehmen, nicht mehr zu atmen, Danny.
    „Hab keine Angst, Dante“, sagte sie sanft. „Ich werde dir nichts tun, und der Hund ebenso wenig. Komm her und setz dich.“

37


    Als ich den Höllenhund so ansah, kam mir die Galle hoch. Und dann noch dieser Velokel, der sich zwar nicht bewegte, von tödlicher Psinergie aber nur so brummte. Instinktiv maß ich jedes Erg Psinergie, über das dieses Wesen verfugte, und fühlte mich absurderweise sofort erleichtert. Er ist nicht so mächtig wie Japhrimel. Allerdings war die Erleichterung nur von kurzer Dauer.