Dante Valentine 03 - Feuertaufe
Stimme, leise, aber bestimmt. Dann ein sachtes Klopfen an der Badezimmertür. Dämonen.
Eine elektrisch aufgeladene Stille rauschte durch den Raum, gefolgt von einem harten, lauten Aufprall. Die Tür wurde fast aus den Angeln gehoben. Ein hustendes Knurren – draußen stand ein Höllenhund.
Gleich würde hier der Teufel los sein. Ich atmete tief durch, trat einen Schritt zurück und zielte mit der Plaspistole auf die Wand. Psinergie kribbelte mir unter der Haut. Ich drückte ab.
36
Die Nacht lastete schwer auf der demilitarisierten Zone Sarajewo. Es war seltsam, in einer Stadt zu sein, die ganz in der Hand der Paranormalen war, aber die elektrische Ladung in der Luft reichte, um ausnahmsweise selbst mich zu verbergen. Ich kauerte im Windschatten einer dunklen Gasse und lauschte auf das Knurren zweier Werwölfe, die in eine tiefgründige philosophische Diskussion über irgendetwas verstrickt waren, das sich auf dem Kopfsteinpflaster unmittelbar vor dem Nachtclub Tais-toi befand.
Die Bezeichnung „Nachtclub“ war allerdings recht schmeichelhaft. Das Tais-toi war Unterschlupf, Futterplatz und gesellschaftlicher Treffpunkt der Nichtvren in einem. Statt dicker Schutzschirme, um die hungrige Psinergie einzudämmen, hatte diese Lokalität hier nur Alibi-Barrieren. Aber wer wäre überhaupt so dumm, in Sarajewo einen dieser Treffpunkte anzugreifen? Abgesehen davon gab es hier wegen der Gefahr, einem Schmarotzer zu begegnen, weit und breit keine Normalos oder Psione, die man vom Brunnen der fleischfressenden Psinergie hätte fernhalten müssen.
Dieser spezielle Treffpunkt war ein ehemaliger Tempel, eine Kathedrale mit zwei Türmen, im Kaffeehaus-Bezirk von Sarajewo, mit Blick auf einen riesigen Platz, auf dem es von Paranormalen jeder erdenklichen Gestalt und Größe nur so wimmelte. Gattungen, die ich bislang nur aus Schulbüchern gekannt hatte, lebten hier in ihren Enklaven. Und wenn es Nacht wurde, kamen sie aus ihren Löchern, um sich zu amüsieren.
Meine Schutzschirme, so stark und flexibel sie waren, erzitterten. Ich musste ein paar Mal blinzeln und verspürte eine unangenehm menschliche Reaktion – so wie sich jedes Beutetier in der Gegenwart von Räubern fühlt. Zwar war ich kein Mensch im eigentlichen Sinne mehr, aber ich war als solcher geboren worden, und ein tief verwurzelter Instinkt in mir wusste, dass für eine Dante Valentine ohne Japhrimels Veränderungen hier in Sarajewo ihr letztes Stündlein geschlagen hätte.
Mein Kopf hatte sich noch immer nicht ganz von der kombinierten Salve aus Plaspistole und Psinergie erholt. Wie ich richtig geahnt hatte, war die Wand tatsächlich nicht aus reinem Stein gewesen, sondern aus einfachen Plasstahl-Streben, Felsblech und dünnen Marmorfliesen. Sie war augenblicklich zusammengebrochen. Ich hingegen hatte mich in der eingeglasten Dusche versteckt. Die niedrige Steinmauer zwischen Dusche und Badewanne hatte mir perfekt Deckung geboten, während ich mich so klein wie nur möglich machte. Meine Schritte knirschten, als ich auf das zerplatzte Glas der Duschkabine trat, und das Mal an meiner Schulter sandte einen beißenden Schmerz aus, als die Dämonen-Angreifer, gefolgt von Japhrimel und McKinley, durch den Korridor flitzten. Das Heulen eines Werwolfs war zu hören – vom Wächter an der Treppe oben. Alle dachten, ich sei abgehauen und schon auf der Flucht – oder würde verschleppt.
Oh Gott, das war nicht eben sehr intelligent, dachte ich mit immer noch angehaltenem Atem. Dann kletterte ich durch das Loch in der Wand. Aus der Stelle, an der meine Attacke Japhrimels Schutzschirm durchschlagen hatte, sickerte Psinergie. Bei jedem anderen Dämonenschirm wäre das vermutlich nicht möglich gewesen, aber ich trug Japhs Mal, und seine Vorsichtsmaßnahmen waren nicht darauf angelegt, mich anzugreifen oder zu verletzen.
Zumindest hatte ich das gehofft, und ich hatte recht behalten.
Außerdem bedeuteten die Schläge gegen die vordere Tür, dass sich die Schirme automatisch darauf konzentrierten, die Wucht des Angriffs dort abzufangen, deshalb waren sie hier leichter zu überwinden.
Langsam und geduckt bog ich nach links um die Ecke und befand mich bereits in einem weiteren Flur, als ich den Höllenlärm und das Chaos eines Wahnsinnskampfes hinter mir hörte. Ich wartete nicht lange, sondern trat die nächstbeste Tür ein und – Anubis sei Dank – betrat ein Zimmer, das tatsächlich Fenster hatte. Das Zimmer von Swanhilds, genauer gesagt, mit einem
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