Dante Valentine 03 - Feuertaufe
Bar zu. Wenn man der Zeitanzeige auf meinem Datband glauben konnte, war ich zu früh dran.
Ich hoffte, der Teufel ebenso. Je schneller ich diese Geschichte hier hinter mich bringen konnte, desto besser.
Früher musste ich einfach nur zu müde sein, um mir Sorgen zu machen, damit ich mich auf eine Mutprobe mit dem Teufel einlassen konnte. Dieses Mal war ich müde, hungrig, ich vermisste Japhrimel, ich floh vor Japhrimel, hatte eine Heidenangst und ein gebrochenes Herz. Ich hoffte, das würde reichen. Vielleicht war es ja sogar eine Erleichterung, wenn endlich mit allem Schluss war.
Ich erreichte die Bar. Der Barkeeper war eine echte Rarität, ein vierarmiger Kobold. Swanhilds und Kobolde trinken gern, und Nichtvren spülen ihr Blut gerne mal mit einem Kurzen runter. Das hat keinerlei Auswirkungen auf sie, sie mögen nur den säuerlichen Geschmack des Alkohols. Die Magenkrämpfe sind allerdings nicht unbedingt das Wahre, was ich so gehört habe. Für andere Paranormale stand eine ganze Reihe weiterer Aufputsch- oder Beruhigungsmittel zur Verfügung, und der Rauch von Synth-Hasch-Zigaretten war hier allgegenwärtig und mischte sich mit dem wild an- und abflauenden Gestank der Werwölfe, dem lieblichen Geruch der trockenen Federn der Swanhilds, den herrlich bösartigen Ausdünstungen der Nichtvren, dem Rauch- und Steingemisch der Kobolde sowie allerhand weiteren Duftnoten.
Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, während die Stimme des Nichtvren-Sängers eine Tonhöhe erreichte, dass meine Schutzschilde klirrten. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Als normalem Menschen wäre mir diese Erfahrung versagt geblieben.
Für ein paar Dinge musste ich meinem neuen Körper also durchaus dankbar sein, auch wenn die Zeitspanne, in der ich sie genießen konnte, noch so kurz sein mochte.
Danny, deine Fantasie geht mal wieder mit dir durch.
Ich bestellte einen doppelten Crostine Rum und reichte dem Barkeeper einen Fünfzig-Credit-Schein. Mein Geldbeutel leerte sich zusehends, ich würde demnächst wieder irgendwo Bares auftreiben müssen. Wenn ich per Datband von meinem Konto abbuchen lassen würde, könnte man meine Spur zurückverfolgen. Mir blieb nichts anderes übrig, als eine Bank zu suchen und meine Flucht sorgfältig zu planen. Rein in die Bank, Geld abheben, raus aus der Bank und untertauchen.
Immer vorausgesetzt, du überlebst diese Nacht, versteht sich, meine Liebe. „Danny Valentine“, sagte ich zu dem Barkeeper. „Ich bin hier mit jemandem verabredet.“
Der Werwolf steckte den Geldschein ein und gab mir per Kopfbewegung zu verstehen, ich solle mich mal umdrehen. Ich wirbelte hemm und fuhr mit der Hand zum Schwert.
Mein Herz machte einen Satz. Ich sah mich gelben Augen in einem vernarbten Gesicht gegenüber. Lucas Villalobos packte mich am Arm, hielt nur kurz inne, um den Doppelten Hinterzukippen und dem Barkeeper zuzunicken. „Du bekommst immer noch mehr Ärger“, keuchte er mir ins Ohr. Sein Atem stank nach Rum und einer Flasche Kabinettblut. Er knallte das Schnapsglas auf die Theke. „Da entlang.“
„Was zum Teufel machst du denn hier?“ Ich überlegte, mein Katana zu ziehen, ließ es aber. Ich war zu froh, ihn zu sehen.
„Ich verliere nicht gern die Spur meiner Klienten. Dann bekomme ich schlechte Laune.“ Lucas scannte das Gebäude, und seine merkwürdig ausdruckslose Aura bewegte sich wie eine Drehtür. Kein Wunder, dass er nach Sarajewo einreisen konnte -energetisch betrachtet ähnelte er allem, nur keinem Menschen. „Es gibt da jemanden, mit dem du sprechen solltest.“
Mein Herz plumpste mir in die Hose, und mein Hals war wie zugeschnürt. Lucas arbeitete für den Teufel? Nein. Hoffentlich nicht. „Toll. Ist er hier?“
„Es ist kein Er“, flüsterte er mir ins Ohr. Er trug ein frisches dunkelgraues Hemd, die Patronengurte aber waren dieselben, die er immer umhängen hatte, und auch die Stiefel waren noch die abgenutzten Latschen, die er dauernd anhatte. Ich fragte mich, wie oft er sie wohl neu besohlen ließ. „Es ist eine Sie. Und jetzt beeil dich lieber.“
Lucas führte mich über die Tanzfläche, auf der sich Nichtvren drängelten. In einer Ecke stand ein ganzes Knäuel Werwölfe, das von süßem Synth-Hasch-Rauch eingenebelt war, daneben ein Paar, das einander so eng umschlang, dass zum Geschlechtsverkehr nur noch verdammt wenig fehlte. Ich hatte immer gern getanzt und dabei jeden Gedanken aus meinem Körper geschüttelt. Allerdings war ich schon seit
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