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Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Titel: Dante Valentine 03 - Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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ich hätte diese speziellen Stielaugen, mit denen man die Leibwächter der Chery-Familie ausgerüstet hatte. Es wäre prima gewesen, in beide Richtungen gleichzeitig blicken zu können.
    Dann spürte ich es. Ein rasches Flattern an meinen Schutzschilden, das sich praktisch sofort wieder zurückzog. Adrenalin durchströmte meine Nervenbahnen, meine antrainierten Reflexe übernahmen das Kommando. Zu viel Adrenalin würde aus mir ein Nervenbündel machen. Deshalb schalteten sich andere mental geübte Fertigkeiten ein, komplexe metaphysische Berechnungen und Intuition gaben die genaue Richtung vor.
    Dann attackierte wieder dieser Geruch – eiskaltes Mondlicht und nasses Rattenfell – meine Nasenlöcher. Das Ding, das meinen Zielsucher aus der Bahn geworfen hatte und verschwunden war – oder etwas, das genauso stank –, befand sich im Zug. Es war aus heiterem Himmel aufgetaucht, eine miese Angewohnheit der Dämonen, jedenfalls wenn man den einschlägigen Texten glauben konnte. Vor allem der Vertreter der Geringeren und der Niederen Schar. Die Höheren Scharen bevorzugten etwas dramatischere Auftritte.
    Wenigstens konnte ich jetzt ein wenig von meinen Forschungsarbeiten profitieren. Ich wusste, dass manche Dämonen von Angehörigen der Geringeren und der Niederen Schar Aufträge in der menschlichen Welt erledigen lassen konnten. Wenn der Dämon genug Macht hatte … oder wenn er dazu die Erlaubnis Luzifers bekam.
    Luzifers Einwilligung wurde immer erbeten, bevor Magi Dämonen beschworen. Und von Japhrimel hatte ich erfahren, dass da wohl eine gewisse Bürokratie für die Abarbeitung dieser Bitten zuständig war. Da Magi traditionellerweise extrem eifersüchtig über ihre Methoden wachten, die Wälle zwischen der Erde und der Hölle zu überwinden, dauerte es manchmal Jahre, den richtigen Weg zu finden, um an einen Dämon heranzukommen, den man kontrollieren oder zum Vertrauten gewinnen konnte. Kein Magi hatte es je geschafft, Kontakte zu bekommen, die über die unterste Stufe der Geringeren Schar hinausreichten. Wenn tatsächlich einmal ein Dämon der Höheren Schar im Beschwörungszirkel eines Magi auftauchte, hatte dieser entweder sehr viel Glück oder riesiges Pech.
    In aller Regel Letzteres.
    Dämonen unterlagen solchen Beschränkungen nicht. Allgemein wurde angenommen, dass es für Dämonen der Höheren Schar ein Kinderspiel war, einen Kollegen der Geringeren auf die andere Seite zu schleusen, von denen der Niedrigen ganz zu schweigen.
    Für Danny Valentine waren das alles verdammt schlechte Neuigkeiten.
    Ich wandte dem Ende des Gleiterzugs den Rücken zu und ging Schritt für Schritt zurück, die Pistolen schussbereit auf den vorderen Teil des Korridors gerichtet. Psinergie erglühte in meinen Händen. Kugeln allein mochten gegen dieses Ding nicht viel ausrichten, aber heißes Blei in Verbindung mit feuriger Psinergie wäre für die meisten Gegner eine tödliche Kombination. Keine so elegante Methode wie der Einsatz geweihten Stahls. Außerdem richtete sie auch einen so fürchterlichen Saustall an, dass die meisten Psione dazu gar nicht in der Lage waren. Aber ich war kein Mensch mehr, zumindest solange ich Japhrimels Mal trug. Und solange ich diese Fähigkeit hatte, konnte ich sie genauso gut anwenden.
    Ich hatte beinahe das Ende des Zugs erreicht, als es auf mich losging.
    Gleiterzüge sind wie lange, biegsame Schlangen. Die Plasstahl-Waggons sind untereinander mit Plasreaktiven Stoffbahnen verbunden, deren Faltenbügel die einzelnen Abteile abtrennen. Demzufolge starrte ich einen langen, nur schlecht beleuchteten Korridor entlang, der sich dehnte und streckte wie der Verdauungstrakt eines Riesenviehs, als mich eine kaum wahrnehmbare pulsierende Bewegung in Alarmzustand versetzte.
    Es löste sich aus dem Schatten und kroch auf Händen und Füßen auf mich zu, die Finger und Zehen gespreizt, die Klauen ausgefahren. Die Oberschenkelknochen schienen sich ganz seltsam um sich selbst zu drehen. Menschliche Balletttänzer hätten ihre Seele verkauft, um so beweglich zu sein.
    Die äußere Form des Ungeheuers erinnerte vage an einen Menschen, seine Haut war so bleich wie der Bauch eines Tiefseefischs. Oberhalb der Augen waren schwarze Diamantentränen aufgemalt. Beim Anblick seiner langen, spitzen Ohren und des ölig schimmernden, haarlosen Schädels lief es mir eiskalt den Rücken hinunter.
    Doch das Gesicht war ein anderes, den Göttern sei Dank. Es war nicht Santinos Visage.
    Es war ein pausbäckiges Puppengesicht,

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