Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Titel: Dante Valentine 03 - Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
diese Informationen zu kommen, nicht mehr allzu pingelig war.
    Ich kauerte mich in meinen Sitz und wünschte, ich könnte das Abteil abdunkeln. Mit meiner Tätowierung auf der Wange und dem funkelnden Diamanten war ich nicht gerade unauffällig. Schwert, Pistolen und mein makelloses Gesicht taten ein Übriges. Eigentlich hatte ich mich daran gewöhnt, im Spiegel das Gesicht eines Holovid-Models zu sehen, aber wenn ich nicht darauf gefasst war, versetzte es mir immer noch einen ziemlichen Schock. Viele Normalos schauten zwei- oder gar dreimal zu mir her, als wäre ich ein Holovid-Star, der aus Neugier durch die Ghettos streifte. Oder als wäre ich ein Psion. Haha.
    Dabei war es gar nicht so sehr die Überlagerung mit dämonischer Schönheit, die mich so störte. Aber jedes Mal, wenn ich mich im Spiegel sah, hatte ich ein doppeltes Bild vor mir – mein altes, menschliches Gesicht, müde und vertraut, aber wie ausgetauscht und so außerordentlich schön, dass es selbst mir den Atem verschlug. Mir war es sogar zuwider, wenn ich nur einen flüchtigen Blick in einem Fenster darauf erhaschte, so wie eben zum Beispiel.
    Ich konzentrierte mich auf das, was draußen lag, sah aber nichts als orangefarbene Blitze und einen nichtssagenden Fleck, den Umriss meines Gesichts. Orangerote Streifen verschwammen ineinander, was einfach bedeutete, dass der Gleiterzug ohne Schwierigkeiten auf seiner Bahn voll Reaktivfett fuhr, die wir immer noch als „Gleise“ bezeichneten, auch wenn darauf schon seit zwanzig Jahren nach der Entdeckung von Reaktivfett und Antigrav kein richtiger Zug mehr gefahren war.
    Echt toll, Danny. Über geschichtliche Belanglosigkeiten nachzudenken, anstatt darüber, wie du die nächsten Tage überleben willst. Wenn Dämonen hinter einem her sind, wird die Welt zum Dorf, und du bist nicht gerade unauffällig. Du riechst sogar nach Dämon. Wenn du ein Versteck suchst, dann viel Glück.
    Im Abteil war außer mir kein Mensch. Ich war allein, seit ich eingestiegen war. Den Nachtzug von Turin nach Franjlyon nehmen nicht viele Touristen.
    Mein Blick fiel auf den silbernen Armreif an meinem linken Handgelenk. Er schien mit meiner Haut zu verschmelzen. Die Lücke zwischen den beiden gebogenen Enden schien geschrumpft zu sein. Ich konnte gar nicht mehr glauben, dass er überhaupt über meinen Arm gepasst hatte. Als ich noch ein Mensch gewesen war, hatte ich dicke Handgelenke voller Muskelstränge vom jahrelangen täglichen Kampftraining mit dem Schwert gehabt. Jetzt waren sie schmaler und wirkten zerbrechlich, wobei ihnen die dämonische Knochen- und Klauenstruktur eine enorme Kraft verlieh.
    Der Reif fühlte sich gut an, auch wenn meine linke Hand die Schwertscheide umklammerte, ’als wäre sie festgefroren. Mit der rechten Hand berührte ich die fließenden Linien des Reifs. Er war wunderschön. Japhrimel hatte mir nie etwas Hässliches geschenkt. Stammte er von ihm, oder hätte ich ihn lieber liegen lassen sollen? War er einer von Luzifers kleinen Scherzen?
    Ich fragte mich, ob er womöglich ein Zielsuchgerät war. Aber er saß so perfekt, als wäre er speziell für mich angefertigt worden. Ich brachte es nicht übers Herz, ihn abzustreifen, trotz der unangenehmen Vorstellung, er könnte sich weiter um mein Handgelenk schließen.
    Ich schaute wieder aus dem Fenster, den Kopf zurückgelehnt, die Augen leicht geschlossen. Das schwarze Dämonenblut, das ich mir in die Haare geschmiert hatte, roch wie parfümiertes Obst.
    Mein Problem war, dass ich zu viel Zeit zum Grübeln hatte, wenn ich auf diese Art reiste.
    Und so dachte ich über meine Situation nach, ohne dass mir die nächsten zwei Stunden etwas Neues eingefallen wäre. Der Zug raste durch einen Tunnel. Das merkwürdige Gefühl, sich unter einem Berg zu befinden, machte mich wütend. Ich brauchte dringend einen ruhigen Ort, wo ich Zeit für mich finden konnte. Und etwas zu essen. Ich fühlte mich allmählich ein wenig seltsam, ganz leicht im Kopf, als würde ich auf einen Schock zusteuern. Die Welt um mich wurde grau, die Farben der orangeroten Streifen draußen wirkten wie ausgewaschen, der blaue Plassitz gegenüber verlor seinen Glanz. Ich schien alles wie durch Nebel zu sehen.
    Wenn ich die Augen schloss, wurde es nur noch schlimmer.
    Als der Zug aus dem Tunnel raste, begann das Mal an meiner Schulter zu kribbeln.
    Kein Geräusch war zu hören bis auf das monotone Winseln des Zuges und das weit entfernte Gemurmel fremder Gedanken – menschlicher Gedanken

Weitere Kostenlose Bücher