Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
gesenktem Kopf in der Mitte des dunklen Korridors stehen. Von der Haustür drang das Winseln eines Laserbrenners an mein Ohr.
Blut rann mir über die Haut, warmes, feuchtes Blut. Meine Füße bewegten sich wie von selbst und trugen mich in die Diele. Ich ließ mich auf der Treppe nieder und sah den hellen Funken zu, die sich durch die Mag-Schilde fraßen, um der Polizei erneut den Weg in Gabes Haus frei zu räumen.
So saß ich da, hielt mit beiden Händen fest das Schwert umklammert, wiegte mich vor und zurück und wiederholte leise immer wieder das einzige Stoßgebet, das mir geblieben war, seit auch mein Gott mich verraten hatte.
Japhrimel. Japhrimel, ich brauche dich. Japhrimel.
29
Horman zog die Schultern hoch wie eine Schildkröte und versteckte den kahlen Schädel zwischen ihnen. „Asa Tanner hat alles bestätigt. Das Labor hat die Formel an alle Chill-Kliniken an der Westküste weitergeleitet. Und diesmal wirklich.“ Nebel kroch von allen Seiten auf das Haus zu. Die Luftfeuchtigkeit stieg. Der Sturm war landeinwärts weitergezogen und hatte einen trüben Morgen zurückgelassen. Hell erleuchtet ragte Gabes Haus vor uns auf. Endlich führten die Bullen eine Mordermittlung durch, die diesen Namen auch verdiente.
„Ich hätte es selbst kontrollieren müssen“, sagte ich matt. „Mercy brauchte die Informationen ja nur an eine fingierte Fax-Adresse zu schicken.“ Mir tat der Hals weh. Ich hatte mich von der Sedayeen hereinlegen lassen. Hätte ich noch die Kraft dazu gehabt, ich wäre knallrot angelaufen, so peinlich war mir das Ganze. „Nicht mal im Traum wäre ich auf die Idee gekommen, dass du bei der Dienstaufsicht bist, Lew.“ Ob Gabe eins wohl gemeint hatte, als sie ihn als unbestechlich bezeichnet hatte?
„Und ich wäre nicht mal im Traum darauf gekommen, wie bescheuert du bist.“ Seine kleinen Augen funkelten kurz auf. Die Schulterpartie seines Regenmantels war ganz klamm. Atemwölkchen stiegen auf. „Du hast nicht einmal die beschissene Faxnummer überprüft.“
Ich zuckte mit den Schultern. Meine Kleider knisterten von getrocknetem Blut. Sechsmal hatte Pontside auf mich geschossen. Das war wahrscheinlich in etwa die Menge Blei, die auch Eddie und Gabe das Leben gekostet hatte. Die meisten Kugeln waren glatte Durchschüsse. Schwarzes Dämonenblut hatte die Löcher verschlossen, und mein unmenschliches Fleisch hatte alle Fremdkörper, die in mir stecken geblieben waren, ausgestoßen. Das Stechen hatte bereits deutlich nachgelassen, und das dämonische Adrenalin sickerte mir aus allen Poren. Mein Puls ging nur schwach.
Während die Nacht den Nebel über die Straßenlampen trieb, sahen wir zu, wie die Lichter ausgingen und der letzte Techniker der Spurensicherung Gabes Haus verließ. Das ganze Gebäude war von oben bis unten auf der Suche nach Fingerabdrücken eingestaubt und gescannt worden, endlich, muss man hinzufügen. Und morgen früh würde ein Leser kommen. Nicht, dass das noch notwendig gewesen wäre. Die Beweise reichten locker aus, um Mercy offiziell anzuklagen, und sie war so verängstigt, dass sie wahrscheinlich sowohl gegen Herborne als auch gegen die korrupten Bullen aussagen würde. Gegen alle, die nach meinem Angriff auf sie bei der Klinik und meiner Flucht vor ihnen aus dem Rattenloch noch übrig waren. Im Dienstgebäude der Polizei von Saint City würden demnächst viele Schreibtische verwaisen. Und eine ganze Menge freiberuflicher Kopfgeldjäger würden die nächste Zeit alle Hände voll zu tun haben, um diejenigen aufzutreiben, die sich der Strafverfolgung entzogen hatten. Es würde einige Zeit dauern, das ganze Durcheinander in Ordnung zu bringen.
Ich wurde jedenfalls nicht mehr verdächtigt, meine beste Freundin umgebracht zu haben. Die Polizeigleiter, die ich zerstört, und die Bullen, die ich in Notwehr getötet hatte, würde man unter den Teppich kehren. Schließlich war der Polizei nicht unbedingt daran gelegen, eine derart große Verschwörung in ihren geheiligten Hallen, noch dazu finanziert durch schmutziges Chill-Geld, an die große Glocke zu hängen. Ihrem Ruf wäre das nicht gerade förderlich.
Horman lehnte an einem Polizeigleiter und verlagerte das Gewicht seiner wuchtigen Gestalt von einem Bein aufs andere. Die Stoßdämpfer ächzten, als er seinen fetten Hintern gegen die Plasstahl-Hülle plumpsen ließ. „Das Kind“, sagte er schließlich.
„Das Mädchen ist in Sicherheit. Ich weiß, wo es ist.“ Ich kann es nicht fassen, dass ich das auch
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