Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
andockten wie gestrandete Wale. Durch alle Stockwerke zogen sich die Relais der KI-Einrichtungen. Sicherungssysteme und Doppelsynapsen glühten und summten unter ihren mit Reaktivfarbe gestrichenen Schutzhüllen.
Ich hielt still und schloss die Augen. Meine Schutzschilde zitterten. „In Ordnung.“ Ich hätte nie gedacht, dass ein Dämon einen Wutanfall bekommen kann. Meine Ringe sprühten Funken, und ich fragte mich, was sich die Normalos um uns herum wohl dabei dachten. Seine Aura hüllte meine ein, und diese Nähe fühlte sich tröstlich an. Aber ich spürte, dass er auf etwas horchte. Schon wieder lauschte er auf ein Geräusch, das ich nicht wahrnehmen konnte. Mit jeder Faser war er sich seiner Umgebung bewusst, in einem Maße, wie das wohl kaum jemand lange durchhalten konnte.
Warum? Ich hin doch bloß wegen Gabe hier, aber Japh scheint zu glauben, dass ich in Gefahr schwebe. Natürlich schwebe ich in Gefahr, schließlich sind Dämonen hinter mir her. Trotzdem …
„Bis ich dich kennenlernte, Hedaira, war mir Unzufriedenheit völlig unbekannt. Jetzt finde ich nur noch Ruhe, wenn du sicher bist und ich mich in deiner Nähe aufhalte. Pass auf, an wen du dein Lächeln verschenkst, und urteile nicht vorschnell über mich.“ Er schwieg einen Moment lang. „Ich versuche, sanft mit dir umzugehen, aber aus Frustration kann ich auch mal wütend werden.“
Während der ganzen Zeit, die ich ihn jetzt kannte, hatte er noch nie etwas in dieser Richtung gesagt. Mein Mund wurde ganz trocken, das Herz schlug mir bis zum Hals, und hinter meinen Augenlidern schien sich ein Sturm zusammenzubrauen. „Du meinst, noch wütender, als du bereits bist?“ Wieder versuchte ich, mich aus seinem Griff zu befreien, aber genauso gut hätte ich an das Dock gekettet sein können.
„Du hast nicht die geringste Ahnung, wie wütend ich unter Umständen werden könnte.“ Mehr noch als der Inhalt seiner Worte ließ seine eiskalte, tonlose Stimme spüren, welch wahnsinnige Wut sich in ihm aufgestaut hatte. Zum ersten Mal, seit ich zurückdenken konnte, war Japhrimel wirklich wütend und musste sich mühsam unter Kontrolle halten. „Ich rate dir nochmals, sei vorsichtig. Und damit das klar ist: Ich erwarte lediglich, dass du mit mir zusammenarbeitest, und diese Zusammenarbeit werde ich mit allen mir nötig erscheinenden Mitteln durchsetzen. Wir sind hier, um herauszufinden, warum deine Nekromantenfreundin dich so dringend braucht. Das ist in Ordnung. Aber versuch nicht, mich zu provozieren.“
Dich zu provozieren? „Ich soll dich provozieren? Ich bin hier doch nicht diejenige, die Spielchen spielt, Japh. Das ist doch Luzifers und dein Metier. Lass mich los.“
Zu meiner Überraschung gehorchte er, und zwar so schnell, dass ich beinahe ins Taumeln geraten wäre. Ich öffnete die Augen, und die Welt stürmte wieder mit all ihren Eindrücken auf mich ein. Vorsichtig hob ich die linke Hand. Das Gewicht des Katanas gab mir ein wenig Sicherheit zurück. „Wir müssen ein Taxi nehmen“, sagte ich über die Schulter. „Außer, du willst woandershin.“
Das würdigte er keiner Antwort. Was vermutlich auch besser so war.
Gabes Haus lag an der Trivisidiro Street und verbarg sich hinter hohen Mauern, die ihr Ururirgendwas gebaut hatte. In ihrer Familie hatte es lange Zeit immer wieder Bullen und Nekromanten gegeben. Vor dem Großen Erwachen und dem Parapsychogesetz waren Begabung und Schulung planlos weitergegeben worden. Ihre Familie hatte überlebt, weil sie reich war und weil sie alles in ihrer Macht Stehende getan hatte, nicht aufzufallen, bis das Gesetz es Psionen ermöglichte, aus der Grauzone herauszutreten.
Ich vermied es absichtlich, einen Blick nach unten auf den großen Steinhaufen mit den hohen Stechpalmenhecken und Mauern zu werfen, der einst Aran Helms Haus gewesen war. Dort hatte mir zum ersten Mal gedämmert, was für ein Albtraum aus den Tiefen von Rigger Hall erstanden war.
Ich wollte nicht wissen, was von Helms Haus noch übrig war.
Der erste Schock war, dass sich das Viertel verändert hatte. Der Renovierungswahn hatte nun auch diese einst übel beleumundete Gegend erfasst. Ich entdeckte mehrere kleine Boutiquen und schicke Restaurants sowie eine Menge renovierter Häuser.
Der zweite Schock war, dass sich die Sicherheitssysteme über Gabes Mauern verändert hatten, was ich sofort bemerkte, als wir aus dem Gleiter stiegen. Japhrimel bezahlte den Piloten, und das Gleitertaxi erhob sich jaulend in die Luft. Ich konnte
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