Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
du dich geirrt.
Die Brust brannte mir, aber es war kein physischer Schmerz. Warum tut das bloß so weh?
„Du klingst nicht gerade glücklich.“ Ich war zu müde, um meine Verletztheit zu überspielen. „Habe ich gerade gegen irgendeine geheimnisvolle Dämonenetikette verstoßen, indem ich dir was geschenkt habe?“
Er schüttelte den Kopf. Ich wartete, aber mehr kam nicht.
„Na gut.“ Ich drehte mich um, griff nach meinem Schwert und stand auf. Dann ging ich um das Bett herum auf die andere Seite, legte mich hin, streckte mich aus, wackelte mit den nackten Zehen und stöhnte vor Genuss beinahe auf. Die Tasche legte ich mir auf den Bauch, das Schwert behielt ich in der Hand. „Nimm sie ab und verbrenn sie, wenn sie dir nicht gefällt. Das ist mir egal.“ Schließlich hast du mich gegen eine Wand gedrückt und mich belogen. Du Schweinehund.
Warum kann ich dich nicht hassen?
Langes Schweigen. In der Stille, die sich im Zimmer ausbreitete, waren entfernter Gleiterverkehrslärm, der Wüstenwind, die Rufe eines Süßigkeitenverkäufers an der Ecke und das Summen des Abschirmfelds über dem Fenster zu hören. Das zur Seite geschobene Moskitonetz über dem Bett bewegte sich sanft in der Brise. Tränen trübten mir die Sicht, und ich schloss die Augen.
„Was willst du von mir?“ Überraschenderweise war Japhrimels Stimme rau und heiser. Vermutlich vor Wut.
Ich musste ein paarmal schlucken, bevor ich trotz des Kloßes in meinem Hals sprechen konnte. „Gib bitte etwas nach“, brachte ich schließlich heraus. „Sag mir, was los ist. Lüg mich nicht an. Hör auf, mich so grob zu behandeln, wenn ich nicht mache, was du willst. Und um jedes Gottes willen, der je existiert hat, sei nicht so … so …“
„Unmenschlich? Ist das das Wort, das du suchst?“ Er klang unsagbar traurig. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich alles tue, um dich zu beschützen? Ich will dich nicht mit nichtigen Dingen belästigen. Du brauchst nur meinen Befehlen zu gehorchen, Dante, dann ist alles viel einfacher.“
Gehorchen? Willst du mich sonst etwa schlagen wie ein Zuhälter seine Lieblingsnutte? „Tu Eve nichts.“ Meine Stimme klang gedämpft, weil ich die linke Hand gegen den Mund gepresst hatte. „Bitte. Wenn ich dir jemals irgendetwas bedeutet habe, dann tu ihr nichts.“ Ich mache alles, was du willst, Japh, aber lass Doreens kleines Mädchen in Ruhe. Tu mir weh, wenn du musst, aber lass sie in Ruhe.
„Ich werde nicht für eine Rebellion, die nur scheitern kann, dein Leben aufs Spiel setzen. Die Androgyne ist jung und unerfahren. Sie kann nicht siegen. Ich opfere dich nicht um ihrer Dummheit willen. Wieso kannst du das nicht verstehen?“
Diese Ungerechtigkeit schnürte mir regelrecht den Hals zu. Ich schluckte und versuchte es noch einmal. „Ich erwarte ja nicht, dass du dich auf ihre Seite stellst. Wir können sie ja auf der ganzen Welt suchen, aber eben nicht so intensiv. In sieben Jahren ist der Vertrag abgelaufen, dann sind wir frei, und du …“
Seine Stimme ließ die Luft im Zimmer gefrieren. „Wie viel Freiheit, glaubst du, wird der Fürst uns gewähren, wenn diese vier nicht gefangen genommen und seinem Richterspruch zugeführt werden? Es gibt nur eine Entscheidung: sie oder wir. Entweder sterben sie oder wir. Und wenn sie es geschafft hat, dir den Verstand mit einem Appell oder einer Lüge zu vernebeln, ist es meine Aufgabe, dich vor dir selbst zu retten.“
Stille. Nur das Rauschen des Windes, der jetzt in der Abenddämmerung auffrischte, während die Sonne hinter dem Horizont versank und die Nacht über der alterslosen Wüste und der antiken Stadt hereinbrach.
„Du willst mich vor mir selbst retten, und du wirst mir wehtun, wenn ich nicht mache, was du willst, habe ich das richtig verstanden?“ Ich schluckte. Spannte mich an und wartete darauf, dass er explodierte.
„Es tut mir leid. Ich bin ein Dummkopf.“ Wunder über Wunder – diesmal klang er, als täte es ihm wirklich leid. „Ich habe nicht vor, dir wehzutun. Aber du verstehst mich einfach nicht, und es frustriert mich über alle Maßen, wenn du dich weigerst, mir zuzuhören – und mich zu verstehen. Sobald die Flüchtigen Luzifers Richterspruch zugeführt sind, kannst du mir jede nur denkbare Buße auferlegen. Bis dahin befinden wir uns im Krieg: sie oder wir, und ich werde nicht zulassen, dass wir unterliegen.“
„Es geht nicht um die Entscheidung zwischen ihnen und uns, Tierce Japhrimel.“ Ich klang genauso traurig wie er.
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