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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Möglichkeiten liegt.’ So sprach Ilvramels Hedaira im Tempel in der Stadt der weißen Wände, bevor sie von der Hand des Sippenmörders starb.“ Eve drehte sich um, schob den Stuhl mit der hohen Lehne zur Seite, schritt zur Wand und starrte ihre mattweiß glänzende Struktur an. Die Schutzschichten zitterten unter ihrer Aufmerksamkeit, und meine Knie zitterten im Gleichtakt mit.
    Grauenhaft schlechte Poesie. Warum hat mir das bloß niemand erzählt?
    „Auf wen passt diese Beschreibung, Zaj?“ Eves Stimme war sanft. „Wer ist dem Feuer entronnen, ins Reich des Todes gegangen, und wem wurde von dem einzigen Gefallenen seit Jahrtausenden Macht verliehen, die weit über die eines Sterblichen hinausreicht? Wenn du einen anderen Kandidaten kennst, der dieser Beschreibung entspricht, dann sei doch bitte so frei und stell ihn uns vor.“
    Zaj sank auf seinen Stuhl zurück, starrte mich aber nach wie vor an. Sein Gesichtsausdruck gefiel mir ganz und gar nicht. Genauso wenig gefiel mir die wachsende Unruhe, die sich unter den anderen Dämonen ausbreitete. Ihre Gesichter verliefen vor meinen Augen wie Tinte auf nassem Papier, weil ich mich nicht auf einen von ihnen konzentrieren konnte – ich war zu sehr damit beschäftigt, sie alle im Blick zu behalten.
    Man sollte ja glauben, so etwas wäre für mich inzwischen alltäglich. Der Anflug von schwarzem Humor ließ mich beinahe hysterisch loskichern.
    „Du glaubst, sie kann das Messer schwingen.“ Die Worte kamen von einem Dämon in der Mitte des Tisches, der ganz in fließendes, langärmeliges Rot gekleidet war und das verträumte Gesicht eines Minnesängers hatte, über das wie Stammestätowierungen wirkende dünne rote Streifen wirbelten. Seine Augen waren scharlachrote Tropfen, über die schwarze Tränen gemalt waren. Seine scharfen weißen Zähne hoben sich deutlich von der goldenen Haut und den roten Streifen ab. Irgendwie kam er mir seltsam bekannt vor.
    Ich kann nicht klar denken. Ich kann nicht mal ansatzweise klar denken.
    Die Narbe an meiner linken Schulter wurde immer stärker von Hitze durchflutet. Ich berührte das Messer, das in seiner Scheide summte, und sofort schwiegen die Dämonen und starrten mich an.
    Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, es aus der Tasche zu nehmen. Andererseits, wenn einer von ihnen auf mich losginge …
    Ein anderer Dämon, der über seinem Kopf einen Schleier aus goldenem Gewebe trug und darunter etwas, das ich lieber nicht sehen wollte, gab ein Zischen von sich wie eine angriffslustige Viper. „Mein Beifall gilt unserer Führerin, und zwar dafür, wie sie ihre Macht unter Beweis gestellt hat.“ Seine Zunge verlieh den Zischlauten besonderen Nachdruck. „Worüber reden wir hier eigentlich genau?“
    „Über Rebellion und über den Tod des Fürsten.“ Das kam von dem rot angemalten Dämon. Seine Stimme war seltsam geschlechtslos, ein hoher, heller Ton wie klingendes Glas im Mondlicht. „Davon reden wir doch hier, oder etwa nicht?“
    Mit einem ganzen Trupp von euch Jungs als Verstärkung könnte das vielleicht sogar klappen.
    Mein ganzer Körper war ein einziger Eisblock, und die Abscheu, die ich empfand, schien sich in meinem Magen zu einem Klumpen zusammenzuballen.
    Ich hoffte, meine Augen hatten nicht die Größe von Untertassen. „Klingt doch klasse“, platzte ich heraus, bevor Eve das Wort ergreifen konnte. „Ich bin voll und ganz dafür. Wann geht’s los?“
    „Seht ihr?“ Eve drehte sich mit fliegenden Haaren von der Wand weg. „Eine Hedaira fürchtet ihn nicht. Warum sollten dann wir von der Höheren Schar ihn fürchten, die wir doch die Mittel haben, den Ältesten zu zwingen, sich anständig zu benehmen oder sich zumindest neutral zu verhalten? Wenn wir uns mit dem Besitzer des Messers der Trauer verbünden, haben wir die Oberhand.“
    „Noch nie hat jemand den Fürsten erfolgreich herausgefordert“, sagte ein Dämon mit gelben, tentakelartigen Rastazöpfen, der leicht schief auf seinem Stuhl hing und mit den Fingern auf den Tisch trommelte. An der rechten Hand hatte er acht Finger, und ich starrte wie gebannt auf das Muskelspiel seines dünnen Unterarms. „Dennoch, wir sind schon so weit gekommen. Es ist doch nur logisch, dass wir weitermachen.“ Er schwieg einen Moment, trommelte wieder mit den Fingern auf den Tisch, genau acht Schläge. „Schließlich wird er uns sowieso nicht vergeben. Wollen wir uns mit dem Tod abfinden?“
    „Er wird ahnen, was wir vorhaben, und jemanden schicken, der

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