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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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die Klappe.“ Selbst für meine Ohren klang das gepresst und unnatürlich. „Iss. Ich gehe mich jetzt waschen.“

31
     
     
    Im Westen ging blutrot die Sonne unter. Der Raum war lang und breit und voller Bewegung, die abrupt abbrach, als ich über die Schwelle trat. Die nackten weißen Wände vibrierten vor dämonischen Schutzsystemen. An dem langen, schmalen, auf Hochglanz polierten Tisch in der Mitte des Raumes saßen lauter Dämonen.
    Ich erstarrte.
    Am Kopfende des Tisches richtete sich Eve auf und strich sich das helle Haar aus dem Gesicht. Das flaue Gefühl in meiner Magengrube verwandelte sich in einen Knoten, der immer fester zugezogen wurde.
    Ein Raum voller Dämonen verfiel in ein Schweigen, das wie ein Becken voller Quecksilber war, voller brodelnder Psinergie. Alle Augen richteten sich auf mich.
    Groß oder klein, die meisten schlank und mit goldener Haut, und jeder mit dieser ganz eigenen Aura, die nur Dämonen haben. Zwar sind sie weder schön noch hässlich, doch einige sehen äußerst bizarr aus. Es ist dieser Hauch von Fremdartigkeit, der dem menschlichen Geist bei ihrem Anblick zu schaffen macht.
    Sie waren alle Dämonen der Höheren Schar. Das war unverkennbar. In einer Ecke links von mir schliefen zwei ineinander verknäulte Höllenhunde, ihre Obsidianglieder ein Zerrbild von Ruhe und Entspannung. Unter einem Augenlid schaute etwas Orangefarbenes hervor – also schliefen sie wohl doch nicht.
    Ein Prickeln erfasste meinen ganzen Körper, und ich war mir plötzlich hundertprozentig sicher, dass ich Japhrimel wiedersehen wollte.
    Und zwar auf der Stelle.
    „Dante.“ Eves Stimme fuhr durch den Raum vom Boden bis zur Decke. Ein Hauch von frisch gebackenem Brot und Moschus schlug mir entgegen. Der Geruch einer Androgynen.
    Luzifers Geruch.
    Der Magen drehte sich mir um, und das schwarze Loch in meinem Kopf pulsierte und spannte sich an, bis es mir gelang, es fortzuschieben und wegzuschließen. Mühsam schluckte ich und sah ihr in die Augen.
    Letztendlich war ich erleichtert, dass sie nicht wieder Doreens Gesicht angenommen hatte. Das Dämonische an ihr ließ sich nicht leugnen. Das zeigte sich auch daran, wie sie dastand, vollkommen ruhig, als wäre sie während eines anmutigen Tanzes plötzlich erstarrt.
    „Meine Herren“, fuhr sie fort. „Ich stelle Ihnen Dante Valentine vor, die Hedaira des Ältesten und der Schlüssel zum Thron der Hölle.“
    Ich fragte mich, ob ich mich jetzt wohl verbeugen sollte.
    „Was für einen Blödsinn redest du da?“ Die Stimme gehörte einem Dämon mit gesprenkelter Haut, die wie die Flanke eines gescheckten Ponys aussah. Nach Eves ruhiger Stimme klang sie wie ein scharfes Messer. „Sie ist die Hure des Ältesten und unsere Geisel.“
    Ein Raunen ging durch die versammelten Dämonen. Einer an meinem Ende des Tisches, ein großer Mann mit einem scharf geschnittenen Gesicht und schwarzem Haar wie Distelwolle, reckte sich, als wolle er gleich aufspringen. Er war ganz in Weiß gekleidet und hatte die Finger in die Tischkante gekrallt. Meine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt ihm, und meine Hand verzehrte sich nach dem Schwertgriff.
    Als Eve sprach, wäre ich beinahe zusammengezuckt.
    „Zaj.“ Trotz ihres sanften Tonfalls steckte in dieser einzelnen Silbe jede Menge Schießpulver – aus ihrem Mund klang die Kurzform des Dämonennamens wie eine Waffe. „Unser Plan erfordert den Schlüssel. Ohne den Schlüssel können wir nicht an das Messer kommen. Ohne das Messer sind wir für Luzifer keine Herausforderung, und man wird uns alle töten oder gefangen nehmen. Mit Dantes Hilfe können wir Luzifer der wichtigsten Stütze seiner Herrschaft berauben – der Treue des Ältesten. Und mit dein Messer können wir hoffen, Luzifer zu stürzen oder wenigstens mit ihm einen Vertrag auszuhandeln, den er nicht zu brechen wagt.“
    „Du bist eine Närrin. Kein Dämon kann das Messer schwingen.“ Der Stuhl des gefleckten Dämons kratzte über das Parkett, als er sich langsam erhob, die leuchtend hellblauen Augen auf mich gerichtet. Meine Haut wurde eiskalt, meine Kehle trocken, und ganz am Rand bekam ich mit, dass McKinley näher an mich herantrat und sich seine seltsame, nicht greifbare Aura zusammenzog.
    „Sie ist kein Dämon. Wie heißt es doch in dem Rätsel? ‚Die Hand, die das Messer halten kann, hat dem Feuer ins Auge geblickt und ward nicht verschlungen, ist in das Reich des Todes gegangen und zurückgekehrt, und ihr wurde Macht verliehen, die weit jenseits ihrer

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