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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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das Messer an sich nimmt“, wandte ein großer, dünner Dämon ein. Sein Gesicht lag unter der Kapuze eines Umhangs verborgen, dessen Material sich auf sonderbare Weise hin und her bewegte.
    Eves und mein Blick trafen sich. „Das hat er bereits versucht. Aber wir hatten unsere eigene Viper im Herzen dieser Mission. Jeden weiteren Dämon, den er schickt, wird ein grausames Schicksal ereilen.“
    „Unsere eigene Viper?“ Zajs Augenbraue glitt zwar nicht nach oben, aber er wirkte trotzdem sehr skeptisch. „Dieses kleine Ding?“
    Ich konnte die Augen nicht von Eves Gesicht abwenden. Mein Herz schien kaum noch zu schlagen, und ich spürte plötzlich, dass sich unter meinen Achseln und in meinem Kreuz Schweiß gebildet hatte. Es gehörte schon einiges dazu, mich zum Schwitzen zu bringen, mindestens eine halbe Stunde harter Trainingskampf- oder ein Raum voller Dämonen.
    Schon merkwürdig.
    „Sie war weit erfolgreicher als jeder Einzelne von euch, habe ich recht? Und solange wir auf die Loyalität dieser Nekromantin zählen dürfen, können wir auch auf die Loyalität ihres Gefallenen zählen. Wenn ihr schon so dumm seid, ihre Macht zu unterschätzen, dann seid ihr hoffentlich nicht auch noch so dumm, seine Macht zu unterschätzen.“ Eves Stimme war äußerst sanft. „Wir können doch auf deine Loyalität zählen, nicht wahr, Dante?“
    Stille. Wieder waren alle Augen auf mich gerichtet. Hinter mir an der Tür trat McKinley unruhig von einem Fuß auf den anderen. Ich fragte mich, ob der kupferne Angstgeruch wohl von ihm oder von mir ausging.
    Er kam aus jenem schwarzen Abgrund in mir, wo Dinge lauerten, an die ich mich nicht erinnern wollte. Meine Adern füllten sich mit flüssigem Feuer, hinter meinen Augen erhob sich ein Löwenkopf, und Ihr Gesicht war von blutigem Licht überströmt.
    Die Welt überschlug sich und riss mich mit einer lauten Fanfare in die Wirklichkeit zurück. Mir wären beinahe die Beine weggeknickt, ich konnte mich gerade noch fangen. „Du hast mir gesagt, ich solle mich für einen Kampf gegen den Fürsten der Hölle bereit machen. Hier bin ich. Dieser Hurensohn hat sich zum letzten Mal mit mir angelegt.“
    „Und dein Gefallener?“, hakte Eve nach, sah aber sehr zufrieden aus. Ein angedeutetes, grausames Lächeln umspielte ihre Lippen, und mein Gesicht fühlte sich so taub an, dass ich nicht hätte sagen können, ob ich ihren Gesichtsausdruck nachmachte oder ob sie ihn mir gestohlen hatte.
    „Er ist mit dabei.“ Meine Kehle war trocken, aber die rauen Worte klangen wie ein sanftes Versprechen.
    „Bist du sicher?“
    Frag mich lieber nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, aber er hat mich schon ein paarmal aufs Kreuz gelegt. Ich betrachtete ihr Gesicht, konnte aber nur das Dämonische darin entdecken. Wieder fühlte ich mich schuldig, dass ich sie damals nicht vor Luzifer hatte retten können … Lewis, Doreen, Jace, Eddie, Gabe. Die Liste wurde immer länger. Meine Arme und Beine waren erstarrt, mein Gesicht eine reglose Maske.
    Mir blieb nur noch, die Frage zu beantworten. „Ich bin sicher“, entgegnete ich mit rauer Stimme. „Was schwebt dir denn vor?“
    Sie öffnete den Mund, aber meine Narbe fühlte sich plötzlich wie geschmolzen an und sandte eine sanfte Psinergiewelle meine Haut hinab. Ich zitterte. Meine rechte Hand fühlte sich einsam ohne den Schwertknauf. Die versammelten Dämonen begannen untereinander zu flüstern.
    Die Sonne verwandelte sich in ein blutiges, tief am Himmel hängendes Auge. Paradisse glänzte. Die schlanken Türme waren alle von einem Ästhetikkomitee auf Herz und Nieren geprüft worden, noch bevor die erste Gleiterladung Erde ausgehoben worden war. Sie durchbohrten das Dämmerlicht, und ihre Spitzen glitzerten und sandten Lichtfontänen über die anmutigen Rundungen.
    „Ah.“ Eve ließ sich auf den Eisenstuhl am Kopfende des Tisches sinken. Die Dämonen wurden ganz still und saßen da wie Statuen.
    Normalerweise sammeln Dämonen, wenn sie so still sind, ihre Energie und spannen ihre elastischen Körper an, damit sie im geeigneten Moment geisterhaft schnell sein können. Aber das hier jetzt war eine ganz andere Unbewegtheit, die fast schon meditativ wirkte, abgesehen von der darunter tobenden Nervosität. Wie Jagdhunde, die Blut gerochen haben und nur daraufwarten, von der Leine gelassen zu werden.
    Das Fenster färbte sich rot, und wenn ich nicht so aufgewühlt und gleichzeitig so erschöpft gewesen wäre, hätte ich den einmaligen Ausblick auf das

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