Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
aber die Luft schien sich vor ihnen wegzuducken.
    Er war unglaublich wütend, und diese Wut glitt behäbig durch den Raum und ließ mir den Magen in die Kniekehlen sacken. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Ich kannte ihn gelassen, ich kannte ihn unerbittlich, ich kannte ihn gelangweilt, und ich kannte ihn bedrohlich angespannt, aber noch nie hatte ich ihn so erlebt, als würde er gleich zu morden anfangen und sich auch nicht groß darum scheren, wer sein erstes Opfer war.
    Mein Hemd flatterte ein wenig, obwohl kein Luftzug herrschte. Seine Aura knisterte, und die anderen Dämonen rutschten unruhig auf ihren Stühlen hin und her und warfen Eve nervöse Blicke zu.
    Eve wirkte völlig unbeeindruckt. Sie legte den Kopf leicht auf die Seite, als wollte sie mir die Erlaubnis erteilen zu antworten.
    „Mir ging’s nie besser“, log ich. Mein Mund bewegte sich mal wieder unabhängig von meinem Gehirn. Mühsam schloss ich ihn wieder, bevor mir die Worte Du siehst ja völlig fertig aus entschlüpfen konnten. Gefolgt von: Warum habe ich das Gefühl, dass du dich nicht freust, mich zu sehen?
    Japhrimel starrte mich ein paar Sekunden lang nur an. Er stand unbeweglich da, vor der Silhouette von Paradisse, die durch das Plasilica hinter ihm sichtbar war. Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden, und die Stadt erstrahlte plötzlich in einem Lichtermeer.
    „Mach dein Angebot“, sagte er schließlich herausfordernd. Sein Blick ließ mich nicht einen Moment los, und seine Hände hatten sich leicht angespannt. Fudoshin summte tief und unzufrieden in seiner Scheide. Das Brummen des Messers wurde einen Ton höher und dröhnte mir durch die Knochen. Bevor ich ihn fragen konnte, was zum Teufel er damit meine, antwortete Eve in der harten, konsonantenlastigen Dämonensprache. Eine lange Reihe rollender Silben zerriss die Luft. Die Stimmung im Raum drohte wieder umzuschlagen, und mir stellten sich die Nackenhaare auf. Es fühlte sich an, als würde es gleich einen Aufstand geben – oder ein Gewitter.
    Außerdem fühlte es sich so an, als stünde ich mittendrin. Normalerweise hätte ich zugesehen, dass ich eine Wand im Rücken hatte.
    Aus der Geschichte kommst du nicht so einfach raus. Meine Muskeln fingen an zu zucken. Genau der richtige Moment, um das Zittern zu bekommen, Valentine. Reiß dich zusammen!
    Japhrimel antwortete knapp, wandte aber nach wie vor den Blick nicht von mir ab. Dann sprach wieder Eve, diesmal etwas sanftersoweit irgendetwas in der Sprache von Luzifers Kindern überhaupt sanft klingen kann. Selbst ihre angenehme Stimme konnte den harten Klang nicht abmildern. Bei Japhrimels kurzer Entgegnung bebten die Plasilicafenster in ihren Rahmen.
    „Fragen wir sie doch.“ Eve sprach Merikanisch, aber der dämonische Akzent klang trotzdem durch. Ich zitterte. „Wen ziehst du vor, Dante? Ihn oder mich?“
    Vorziehen? Im Moment macht ihr mir beide ganz schön Angst. Auf wackeligen Beinen entfernte ich mich Schritt für Schritt von dem Stuhl. Die Schwäche musste mit dem Nachlassen des Adrenalinstoßes zusammenhängen, der mich von Kopf bis Fuß durchflutet hatte, und das im denkbar ungünstigsten Moment, als Japhs Mal an meiner Schulter zu brennen begonnen und die Taubheit verscheucht hatte.
    Ich trat zwei weitere Schritte vom Tisch zurück. Der Dämon Zaj verkrampfte sich im selben Moment wie McKinley, eine Zwillingsbewegung, die wie eine Sturmfront gegen meine empfindlichen Zellmembranen drückte. „Japh. Wir stehen hier alle auf derselben Seite, und Eve …“
    „Ich bin nicht wegen ihr gekommen“, fiel er mir ins Wort. „Der Fürst hat sein Urteil über jeden einzelnen Ifrijiin in diesem Raum gesprochen.“ Noch immer wandte er den Blick nicht von mir ab. „Über euch alle wurde wegen Verrats am Thron der Hölle die Todesstrafe verhängt. Ich bin hier, um diese Strafe zu vollstrecken.“
    So wie er das sagte, klang es wie eine beschlossene Sache.
    Wie bitte? Die Bedeutung seiner Worte traf mich wie ein Blitz. Moment mal. Wann ist das denn passiert?
    Im nächsten Moment fühlte ich mich plötzlich zutiefst getäuscht und verraten. Natürlich, Danny. Lass mich in die Hölle gehen und das Messer holen. Du Idiotin. Vermutlich wollte er sich nur mal wieder hei Luzifer einschleimen, und du hast es zugelassen! Du bist drauf reingefallen!
    Das war endgültig das letzte Mal, dass er mich betrogen hatte. Eine leise, schüchterne Stimme in mir fragte, warum ich so voreilig meine Schlüsse zog, aber alles andere in mir

Weitere Kostenlose Bücher