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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund
Autoren: Lilith Saintcrow
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ganzen Körper fraß.
    Japhrimel legte mir den Arm um die Schultern. „Dante?“
    Vann fluchte. Er und McKinley hatten sich an Stellen positioniert, die uns – wie mir klar wurde – bestmöglichen Schutz gaben. Hätte der Schmerz mich nicht bei lebendigem Leib aufgefressen, hätte mir das durchaus etwas bedeutet. Auch Lucas fluchte, aber leiser, und ich hörte das jaulende Geräusch, das beim Ziehen einer Plaswaffe entsteht.
    Der Tempel erzitterte wie ein Parabolspiegel, und die Psinergie in den Wänden verwandelte sich in Öllachen auf nassem Untergrund. Meine Knie gaben nach, und nur Japhrimels fest zupackende Hand verhinderte, dass ich zuckend zu Boden ging.
    Verdammt, tut das weh … oh nein, was nun?
    Ich konnte es spüren, das Dröhnen in diesem Gebäude, das sogar noch älter war als die Republik Gilead. In seinen Fundamenten hauste eine Dunkelheit, und als mich die nächste Schmerzattacke überfiel, krümmte ich mich zusammen, ohne noch genügend Luft zum Schreien übrig zu haben. Mein Smaragd spuckte erst einen, dann einen weiteren Funken, die grün in der Düsternis glitzerten.
    Nach und nach ebbte der Schmerz ab. Ich hing wie ein ausgewrungener Lappen in Japhrimels Armen, und meine Haut war von Schweißperlen bedeckt. „Oh Götter“, brachte ich heraus, aber nur ganz leise. „Ich glaube, ich muss …“ Mich übergehen. Ohnmächtig werden. Irgendwas.
    „Tu, was du tun musst. Ich dachte, wir hätten mehr Zeit.“ Japhrimels Hände waren sanft. Zu sanft. Mir wäre es lieber gewesen, er hätte die in Samthandschuhe verpackte eiserne Kraft angewandt, zu der er fähig war, denn wenn er dermaßen vorsichtig mit mir umging, konnte das nur bedeuten, dass etwas ganz und gar schieflief.
    „Mehr Zeit wofür?“, fragte ich und schnappte nach Luft. Meine Knie zitterten. Bisher war ich nur einmal so wackelig auf den Beinen gewesen, und zwar bei meinem bisher schlimmsten Ausbruch von Schlackefieber, nachdem ich bei einer Kopfgeldjagd in der Hegemonie-Schweiz in einer Schlackenhalde gelandet war. Ich hatte mich so heftig übergeben müssen, dass ich tagelang schwach und zittrig war und mir beinahe ein paar Blutgefäße geplatzt wären.
    Damals, als Doreen noch am Leben war.
    Diese Erinnerung konnte ich gerade gar nicht brauchen. Es gab genügend anderes, womit ich mich beschäftigen musste. „Ich glaube, es geht wieder.“ Ich schüttelte Japhs Hände ab -oder hätte es getan, wenn ich allein hätte stehen können. Meine Beine weigerten sich, mir zu gehorchen. Sie hatten sich in Spaghetti verwandelt.
    Liegt es an mir? Darf ich keine Tempel mehr betreten? Anubis, mein Herr, mein Gott, warum? Was habe ich getan? Ich habe die Verräterin geschont, wie Du gewünscht hast.
    Aber ich hatte Ihn verflucht. Voller Bitterkeit hatte ich Ihn verflucht, tief in meinem Innersten. Ich hatte gedacht, das würde keine Rolle spielen. Ich war mir sicher gewesen, dass es keine Rolle spielte. Außerdem hatte ich gelogen, mein magisches Wort nicht gehalten und alles verraten, was mir lieb war.
    Kein Wunder, dass geweihte Orte mich nicht mehr mochten.
    Die Stimme kam aus dem Nichts und klang im Dämmerlicht wie Tausende von Insektenfüßen, die sich hart und schmerzhaft gegen zitternde Haut pressten. „Sippenmörder.“ Die Stimme sprach Merikanisch, aber der Akzent war eindeutig Dämonisch, die Aussprache gedehnt und falsch. „Wie kannst du es wagen, diesen Ort zu betreten?“
    Es gelang mir, die Hand zu heben. Zwischen den Flecken erlöschenden Sonnenlichts verdichtete sich die Dunkelheit, das Gotteshaus erbebte unter ruhelosen Psinergieströmungen.
    Japhrimels Griff ließ nicht im Geringsten nach. „Sephrimel. Ich grüße dich.“
    „Du grüßt mich. Wie höflich. Wie kannst du es wagen hierherzukommen?“ Die Insektenfüße verwandelten sich in brennende Stecknadeln, und Sofyas gesamtes Inneres erzitterte. Es war die Stimme eines Dämons, aber sie klang irgendwie falsch. Zwar strahlte sie diese beiläufige Kraft aus, und sie hatte auch dieses dämonisch Fremde an sich, aber da war noch etwas anderes, etwas, das heftig gegen meine Knochen drückte. Es war, als wäre ein vergessenes mörderisches Artefakt, das alt und blind in einer Ecke gelegen hatte, plötzlich zum Leben erwacht und würde Aufmerksamkeit verlangen – und Blut.
    Japhrimel klang wie immer, ruhig und gelassen. „Ich bin gekommen, um zu holen, was du gestohlen hast. Jetzt ist es so weit.“
    Der Besitzer der Stimme tauchte aus der Dunkelheit auf, so lässig, wie
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