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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund
Autoren: Lilith Saintcrow
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die Linien seiner Zulassungstätowierung glitten unter den ungepflegten dunklen Stoppeln hin und her. „Dein Freund mag mich nicht, Valentine.“ Er brauchte nicht mit dem Finger auf ihn zu zeigen, damit ich wusste, von wem er sprach. „Aber wenn ich jetzt allein losziehe, kriege ich erst recht Ärger. Jeder weiß, dass ich mit dir zusammenarbeite. Also bleibe ich und warte ab, ob dein Dämonenschoßhund eine noch größere Abneigung gegen mich entwickelt oder ob ich einen Unterschlupf finde, in dem ich mich einigeln kann, bis das hier vorbei ist.“ Er lachte kurz und verbittert auf und stützte das Gesicht auf die Handflächen. „Allerdings gehen solche Sachen nicht vorbei. Ich bin nur ein Pechvogel, kein Feigling.“
    „Das behauptet auch niemand.“ Mein Blick blieb an dem Smaragd hängen, der in grünem Licht erstrahlte. Die Verbindung zu seinem Seelengeleiter bestand nach wie vor – mit welchem Gesicht auch immer der Tod sich ihm bei seiner Abschlussprüfung gezeigt haben mochte.
    Er war ein Nekromant. Sein Gott hatte ihn nicht gezwungen, das Leben eines Verräters zu schonen.
    Nur dass mein Gott mich nicht gezwungen hatte, nicht wahr?
    Nein. Er hatte mich bloß gebeten. Ich konnte Ihm nicht die Schuld in die Schuhe schieben. Und wer blieb dann noch übrig, dem ich sie in die Schuhe schieben konnte?
    Anubis … Das Gebet formte sich bereits in meinen Gedanken, aber ich würgte es ab. Ich würde Ihn nicht anrufen.
    Nicht jetzt. Nicht so. Auf gar keinen Fall.
    „Also bin ich dabei“, fügte Leander hinzu, in einem Tonfall, der eindeutig besagte: Das war s. Frag bloß nicht weiter.
    Ich dachte gründlich über das nach, was er gesagt hatte. Er hatte recht. Diesmal hatte ich mich wirklich heftigst in die Scheiße geritten, schlimmer noch als sonst. Das Geheimnis, das ich hütete, war fast so fürchterlich wie das verräterische Zucken an meiner Wange, wo mein Smaragd aufblitzte.
    Nach all den Jahren, in denen ich Ihn verehrt und geliebt hatte, Ihm zu Diensten gewesen war, hatte mein Gott mich ausgerechnet in dem Moment im Stich gelassen, in dem ich Ihn am dringendsten brauchte, auch wenn Er mich nur gebeten hatte, das Opfer zu bringen. Wie sollte ich meinen Glauben damit in Einklang bringen? Ich war gezwungen worden, das Leben einer Mörderin zu schonen. Ich war von dem Gott, den ich liebte, benutzt worden.
    Würde ein anderer Nekromant meinen Schmerz verstehen können?
    Warum fragst du ihn nicht einfach mal bei einer Tasse Kaffee, Danny? Sobald du einen Moment Zeit findest zwischen deinen vielen Terminen, bei denen du in die Hölle verschleppt und von Dämonen gewürgt wirst.
    Ich gab das Taktvollste von mir, was ich zustande brachte: „Gut. Du bist dabei.“ Aber mach bloß keine Dummheiten. Ich wandte mich wieder um und begegnete Japhrimels Blick.«
    Mein Gefallener stand reglos da, die Hände locker an der Seite, und sah beinahe schon gelangweilt aus. Doch in seinem

Gesicht stand auch etwas zu lesen, das mir ganz und gar nicht gefiel. Es war, als würde er auf etwas lauschen, das ich niemals hören würde, ganz egal, wie sehr ich meine Sinne – die deutlich besser als die eines Menschen waren – auch anstrengen mochte. Es war nur eine minimale Verschiebung seines Mundes, eine leichte Spannung in seinen geschwungenen Augenbrauen, aber für mich war es so deutlich wahrnehmbar wie ein lauter Schrei. Ich hatte ihn oft genug beobachtet, um Bescheid zu wissen.
    So hatte er manchmal auch in Toscano ausgesehen, bevor unser gemeinsames Leben den Bach Hintergegangen war.
    Eisige Spinnenfüße krabbelten meine Wirbelsäule hinauf. „Hast du damit ein Problem, Japh?“
    Er starrte mich mit seinen durchdringenden grünen Augen an. Das schwarze Haar, das ihm bis über die Augen fiel, milderte den Blick ein wenig ab, genau wie das schwache Oval menschlicher Dunkelheit, das sich hinter diesem Blick verbarg.
    Er zog es vor zu schweigen, was vielleicht das Vernünftigste war, zog ich in Betracht, wie meine rechte Hand sich nach dem Schwertgriff verzehrte. Ich war es nicht gewohnt, vor Wut derart zu kochen.
    Dennoch – die Wut gefiel mir. Sie fühlte sich so sauber an. Zumindest sauberer als das bedrohliche Ding, das da in meinem Kopf pulsierte.
    „Siehst du?“ Ich wandte mich wieder zu Leander um. „Du bist dabei.“ Dann fiel mir etwas anderes ein, so unvermittelt, dass ich beinahe das letzte Wort verschluckt hätte. Eine plötzliche Eingebung. „Ein Nekromant als Begleitung, nur für mich. So als hätte man
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