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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund
Autoren: Lilith Saintcrow
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ein Mensch von einem Zimmer ins nächste tritt.
    Er war groß und hager und wirkte so ausgehungert, wie ich das noch nie bei einem Dämon gesehen hatte. Goldene Haut umhüllte Knochen, die zu einem ähnlich schönen und anmutigen Ganzen geformt waren wie Sofya. Sein dichtes Haar, das wie sahniges Eis wirkte, hatte er zu Rastazöpfen geflochten, nach hinten gebunden und mehrfach mit roten Seidentüchern umwickelt. Das Haar sah aus, als hätte es alles Leben aus ihm

herausgesaugt, und seine sackartige dunkle Bekleidung, die von einem ausgefransten Seil zusammengehalten wurde, machte die Sache nicht besser. Schmale goldene Füße, voller Schwielen und zu Klauen gestampft, kratzten über den Mosaikboden. Seine Hände waren die eines Skeletts, als hätte man die Klauenstruktur in Fingernägel und Handgelenksmuskulatur verwandelt, ohne sie unter einer Hülle aus Fleisch zu verbergen.
    Seine Augen. Geliebte Götter, seine Augen.
    Sie waren dunkel, nicht weiß glühend vor bedrohlicher Kraft. Schwarz von Lid zu Lid, aber nicht leer. Nein, die Augen waren Löcher aus Traurigkeit in einem Gesicht, das sich dicht um einen Kummer herum zusammengezogen hatte, der wie ein brennender Stein in der Kehle darunter saß.
    Wie der brennende Stein in meinem Bauch.
    Unsere Blicke trafen sich, und der wütende Schmerz in meinem Unterleib sammelte sich rund um eine heiße, harte Faust, die sich mir tief ins Fleisch grub. Diesen Kummer kannte ich.
    Auch ich hatte Menschen verloren. Ihre Namen bildeten eine Litanei des Schmerzes, und jeder war eine Narbe auf meinem noch immer schlagenden Herzen. Mein Sozialarbeiter Lewis, ermordet von einem Chill-Junkie. Doreen, ausgeweidet von einem Dämon, der unbedingt Luzifer die Herrschaft über die Hölle entreißen wollte. Jace, der sich vor mich geworfen hatte, um gegen das Ka eines Schmarotzers zu kämpfen. Eddie, gestorben in seinem Labor, verraten von seiner Forscherkollegin, einer Sedayeen. Und Gabe, meine beste Freundin, die tot in ihrem Garten gelegen hatte, weil sie eine Verräterin beschützt hatte, von der mein Gott nicht wollte, dass ich sie tötete.
    All diese Qualen stiegen in mir auf und drohten mich zu erwürgen, als ich in diese tiefschwarzen Augen blickte. Wer immer dieser Dämon war, er hatte etwas sehr Wichtiges verloren.
    Nein. Nicht etwas. Jemanden.

Ein weiterer Krampf packte mich, und ich sank in Japhrimels Arme. Vor meinen Augen wurde alles rot-schwarz, und der weißhaarige Dämon verschwand aus meinem Blickfeld. Ich hörte Japhrimel etwas murmeln und atmete tief ein, wobei ich mich wunderte, wer diesen leisen, miauenden Schmerzlaut von sich gab.
    Ich selbst.
    „Du hast völlig den Verstand verloren, soweit du je welchen hattest.“ Die Stimme des Dämons klang jetzt ausgesprochen eisig. „Dann stimmt es also. Du bist zu einem Gefallenen geworden, hast die Sünde begangen, für die du andere bestraft hast.“
    „Was soll dieses Gerede von Sünde? Du hast zu viel Zeit mit Menschen verbracht.“ Japhrimel stützte mich, und die Narbe an meiner Schulter sandte Wärme in meinen gequälten Körper und kämpfte gegen den schrecklichen Krampf in meinem Bauch an.
    Es tut weh es tut weh oh Anubis – ich holte tief Luft – „Anubis efher ka , oh mein Herr, mein Gott, bitte …“
    Wieder ließ der Schmerz nach, aber ich verspürte trotzdem keine Erleichterung. Wie konnte ich es wagen, Ihn anzurufen? Warum sollte Er mir antworten? Ich hatte mich selbst verraten, und das hier war meine Strafe.
    Aber es tat so weh.
    „Ich habe meine Strafe mit Sterblichen abgesessen. Du aber stinkst immer noch nach Hölle und Tod, Sippenmörder.“ Er hatte die Stimme erhoben, und der ganze Tempel hallte davon wider. Plötzlich hatte ich zwischen Schmerzattacken, die sich anfühlten, als wäre ich am Ertrinken, eine Vision: Sofyas weiße Wände weinten Blut wie ein verletzter Zahn.
    Atme, Danny, atme.
    Aber es gelang mir nicht. Nicht, bis die Schwellung zurückging und ich mich schwitzend, zitternd und wie ausgewrungen

in Japhrimels Armen wiederfand. Klasse Zeitpunkt, die Nerven zu verlieren, meine Liebe. Was zum Teufel? Ich fühle mich richtig gut.
    Aber ich hatte mich doch schon lange nicht mehr gut gefühlt, oder? Ich war von einem Schrecken in den nächsten gestolpert, von einem Tiefschlag zum nächsten und hatte jedes Mal die ganze Skala von tödlicher Angst über schlimmste Schmerzen bis zu betäubendem Kummer durchlaufen.
    Endlich konnte ich wieder klar sehen. Ich hütete mich, dem Dämon
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