Dante Valentine 05 - Hoellenschlund
Sephrimel und trat zur Seite. Er glitt lautlos durch das Wasser, während bei mir jeder Schritt ein platschendes Geräusch verursachte. Ich hoffte, die Stiefel waren dieser Misshandlung gewachsen. Nasses Schuhleder ist mir maßlos zuwider.
Sickerwasser glitt in großen Tropfen die Wände hinab. Vorsichtig tastete ich mich weiter, verlagerte immer erst das Gewicht von einem Fuß auf den anderen, wenn ich sicher war, auf festen Boden zu treten. Als ich schließlich vor dem Sockel stand, erzitterte der Deckel des Kästchens wie eine dieser Pflanzen, die unaufmerksame Fliegen verschlingen.
Das Kästchen bewegte sich, weil es am Verrotten war und sich allmählich in einen Schleimhaufen verwandelte. Innen war es mit Samt ausgeschlagen, der vermutlich einmal blau gewesen war. Der zerfallende Stoff verlieh der sauberen, salzigen Luft eine aufdringlich süße Note sowie einen Hauch von Dämonenausdünstung. Und dort, auf diesem sanft vor sich hin rottenden Bett, lag das Messer.
Es wirkte wie etwas, was sich selbst genügte, auch wenn es wie alle von Dämonen hergestellten Gegenstände leicht verzogen schien. Der flache Griff war erst in meine Richtung und dann von mir weg gebogen, und bei der Klinge war es genauso. Auch die Sicherung hatte eine seltsame Form: Die Spitzkappen schienen nach etwas zu greifen, ragten aber einfach nur in die Luft. Das Messer summte vor bösartiger Energie, und jetzt, aus der Nähe, entdeckte ich eine Spur von schwarzdiamantener Flamme, die sich in den von ihm abstrahlenden Psinergieschein mischte. Um es herum war alles verzerrt, ein deutliches Zeichen, dass sich hier etwas befand, das nicht hierher gehörte.
Ich starrte das Ding volle zehn Sekunden lang an.
„Es ist aus Holz“, stieß ich schließlich hervor, in einem Tonfall, in dem ich mich sonst beschwerte, wenn es bei einem Slicboardzweikampf regnete. Das Messer war aus altem, dunklem Holz gefertigt, geölt und in tadellosem Zustand. Seine Klinge sah viel zu scharf aus, um aus den Eingeweiden eines Baumes gemacht zu sein.
„Du bist eine aufmerksame Beobachterin“, bemerkte Sephrimel trocken. „Nimm es in die Hand, Hedaira.“
„Wieso ist es aus Holz?“, fragte ich. Einmal war es mir gelungen, Luzifer eine Wunde zuzufügen – mit gutem, altmodischem Stahl. Das Ding sah nicht danach aus, als könnte man einem Dämon damit auch nur die Klauen schneiden, geschweige denn den Teufel damit ermorden.
Denn davon reden wir doch hier, oder? Davon, dass wir Luzifer umbringen. Falls das überhaupt möglich ist.
„Frag deinen Gefallenen.“ Der Dämon bewegte sich unruhig, und das Wasser schwappte gegen die Wände. „Jetzt nimm einfach das, was dir rechtmäßig zusteht.“
Rechtmäßig? Ich glaube nicht, dass ich dieses Ding haben möchte, aber trotz allem, vielen Dank.
Ich starrte das Messer an. Holz oder nicht, es sah verdammt bösartig aus. Pulsierte es aus seinem eigenen dunklen Entzücken heraus, oder war ich nach dem ganzen Drama mit den Tunneln und den dunklen Augen der Frau so durch den Wind, dass ich mir das nur einbildete? Meine Tasche schlug mir klirrend gegen die Hüfte.
Nimm es einfach, Danny. Sobald du das Ding anfasst, hast du dich verflicht et, Luzifer umzubringen. Daran führt kein Weg vorbei.
Dennoch … ich zögerte. Schließlich streckte ich die Hand aus, sah meinen Unterarm, mein zerbrechlich wirkendes Handgelenk, die goldenen Schwielen, die ich von den beinahe täglichen Kämpfen oder Trainingseinheiten an den Fingerspitzen hatte. Wenn ich den Teufel töten würde, dann mit dieser Hand.
Meine andere Hand ruhte auf den leicht erhabenen Narben, die sich kreuz und quer über meinen Bauch zogen. Plötzlich war ich mir vollkommen sicher, dass Sephrimel mir irgendetwas aus meinem krampfenden Unterleib gezogen hatte.
Und ich hatte durchaus eine Vorstellung, um was es sich bei diesem Etwas handelte. Hätte ich etwas im Magen gehabt, hätte ich vermutlich gewürgt, bis nichts mehr gekommen wäre.
Wenn ich Luzifer umbringe, kann ich mich wieder rein fühlen. So einfach war das. Alles andere, sogar der Wunsch, Eve zu beschützen, musste hintenanstehen. Ganz schön gedankenlos. Eigentlich hätte ich mir mehr Sorgen um die Sicherheit meiner Tochter machen sollen.
So sie denn wirklich meine Tochter war. Die Frage ließ mich nicht los. Sollte Santino wirklich mit einer verschmutzten Probe gearbeitet haben? Wieder erfassten mich Zweifel.
Andererseits war da ihr Gesicht. Dieses angedeutete Lächeln, das sie manchmal
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