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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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aufsetzte und das meinem so ähnlich sah, als wären wir Zwillinge.
    Inzwischen zweifelte ich an allem. Die Welt war ein Sammelsurium aus Lügen und Halbwahrheiten, und jeder verfolgte seine eigenen Pläne. Selbst Japhrimel.
    Selbst ich.
    Meine Hand verharrte in der Luft. Wem wollte ich hier eigentlich etwas vormachen? Es war doch schon alles zu spät gewesen, als Japhrimel an meine Haustür geklopft hatte.
    Glaubst du an Schicksal, Dante?
    Meine Standardantwort klang von Mal zu Mal weniger überzeugend – nicht mehr als jeder andere von Magi ausgebildete Nekromant auch.
    Allmählich konnte ich mich mal darin üben, mit Ja zu antworten.
    Ich nahm das Messer. Es war ekelerregend warm. Oder war mir bei der Vorstellung, was jetzt auf mich zukam, nur so kalt? Das Holz fühlte sich seidig an, wie warme Haut. Das schwarze Feuer seiner Aura ergriff von mir Besitz, als würde es in meinem persönlichen Energieumhang die dämonische Färbung erkennen. Meine angeschlagenen und zerrissenen Schutzschilde wurden von einem Fluss dunkler Psinergie überspült.
    Mein Instinkt, geschärft von jahrelangen Kopfgeldjagden, warnte mich. Mein Nacken prickelte, die Narbe an meiner Schulter glühte, und ich wusste mit absoluter Sicherheit, dass etwas geschehen würde.
    Ich trat von dem Podest zurück, schrie auf und warf mich gerade noch rechtzeitig herum, um Sephrimel mit ausgefahrenen Klauen und verzerrtem Gesicht zum Sprung auf mich ansetzen zu sehen.
    Wie soll ich beschreiben, wie es sich anfühlte?
    Das Messer bohrte sich ihm in die Brust. Im letzten Moment breitete er die Arme aus, sodass seine Klauen nur in die salzige Luft schlugen. Wir knallten auf das Podest.
    Bei der Wucht des Aufpralls flogen Unmengen von Obsidiansplittern in die Luft, bohrten sich in die Wände oder landeten in dem salzigen Wasser. Ich glitt aus, verlor den Malt und knallte hart auf den Boden, wobei ich schrie, bis mir die Luft ausging. Sephrimel fiel heftig zuckend auf mich drauf, und die dicken Schlangen seines weißen Haars strichen mir über das Gesicht.
    Ich würgte Salzwasser hoch und versuchte, ihn wegzuschieben. Aus seinem Mund drang schwarzes, schäumendes Dämonenblut. Das Messer wand sich in meiner Hand, als wäre es lebendig, und gab ein gieriges, klagendes Geräusch von sich. Zwischen den dünnen, hohen Seufzern konnte ich ein anderes Geräusch ausmachen, eins, das ich erst verstand, als die erste Energiewelle durch mich hindurchglitt.
    Das Messer schlang in sich hinein. Es schlürfte wie ein zahnloser alter Mann, der eine Schüssel Nudeln isst.
    Sephrimel gab einen erstickten Laut von sich. „Inhana“, flüsterte er. Schwarzes Blut tropfte herab und fiel auf meine Wange. Er war mir so nah wie ein Liebhaber, und das Gewicht seines Körpers reichte aus, um mich in Panik zu versetzen. „ J'tai, Hetairae Anankime'iin. Diriin.“
    Mir lief ein Schauder über den Rücken. Diesen Satz hatte Japhrimel einmal zu mir gesagt. Ich erkannte ihn, obwohl ich ihn nicht übersetzen konnte und nur wusste, dass er von Hedairas und A’nankimel handelte.
    Aber ich erwarte von dir eine Gegenleistung, und wenn du mir die verweigerst, werde ich dich niederstrecken, um mich an deinem Liebhaber zu rächen.
    Er hatte mich nicht umbringen wollen, wurde mir da klar, jetzt, da es zu spät war. Er hatte mich angegriffen, damit ich ihn umbrachte. Japhrimel hatte seine Hedaira ermordet, und ich hatte den Job jetzt zu Ende gebracht.
    Oh Götter, ich habe ihn getötet. Oh Götter.
    Sephrimels Augenlider sanken herab, und sein hageres, verhungertes Gesicht entspannte sich. Ich hörte ein Schluchzen und stellte fest, dass es aus meinem Mund kam und dass ich das einzige Gebet wiederholte, das mir noch geblieben war.
    „Japh … Japhrimel, oh Götter, helft mir …“
    Das Schlingen hörte auf. Asche wirbelte durch die dunklen Adern, die sich unter der goldenen Haut des Dämons abzeichneten. Seine Haut barst, splitterte wie Porzellan, und große Scherben zerfielen zu nach Zimt riechendem Staub. Die Risse dehnten sich sogar bis in sein Haar aus und überzogen das sahnige Weiß.
    Der gefallene Dämon explodierte in einer Wolke aus Asche, die immer feiner wurde, während mich gleichzeitig ein intensives Lustgefühl durchlief. Mein Herz trommelte gegen meine Rippen wie die Flügel eines Kolibris, die Stelle in meinem Unterleib, dort, wo mir etwas herausgerissen worden war, pochte wie zur Antwort, und meine Hüften bäumten sich auf. Ich schmeckte die Überreste der Asche, die sich

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