Dante Valentine 05 - Hoellenschlund
stürzten ineinander verknäult zu Boden, wobei wir beide lauthals schrien.
Es war ein Höllenlärm, gequältes und schmerzvolles Heulen mischte sich mit dröhnenden Schlägen und einem Geräusch, als würden Glieder aus ihren Gelenken gerissen. Vann hatte einen Arm um meine Kehle gelegt, und McKinley stürzte sich auf uns und versuchte, mich niederzudrücken. Der Lärmpegel erreichte kaum vorstellbare Höhen, auch wenn ich den Krach mehr fühlte als hörte. Mein eigener Schrei ging in dem Klanginferno völlig unter.
Dann trat plötzlich Stille ein. Ich klappte in Vanns Armen zusammen, dessen trockener Hellesvrontgeruch nach Dämon und irgendetwas anderem mir in die Nase stach. McKinley rief immer wieder dieselben Worte, aber erst, als der Widerhall des Höllenlärms in meinem Kopf abebbte, konnte ich hören, was er sagte.
„Christos“, sagte er. „Jesu Christos. Mata Magna, Jesu Christos. Geht es ihr gut? Sagt mir, dass es ihr gut geht.“
Alles in Ordnung, wollte ich sagen. Hau ab. Aber meine Stimme verweigerte mir den Dienst.
„Kommt her.“ Lucas’ Stimme klang so rau wie immer. „Er blutet. Stark.“
„Lasst mich in Ruhe.“ So gefährlich hatte sich Japhrimels Stimme noch nie angehört – sie klang scharf genug, um Stahl zu schneiden. „Mir geht es so weit gut. Dante?“
Vann ließ mich los, und McKinley verlagerte das Gewicht auf die Fersen, ohne mich aus den Augen zu lassen. „Sie sieht aus, als wäre alles okay mit ihr.“ Er wirkte völlig erschöpft, und die schweißnassen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. „Valentine? Alles in Ordnung?“
„Verpiss dich!“ Ich sprang auf die Füße – zumindest versuchte ich es. Mein Körper ließ mich im Stich, und ich krachte wieder gegen Vann und stieß ihm dabei den Ellbogen in die Rippen. Er fluchte. Dann tauchte Japhrimel in meinem Blickfeld auf, der sich schwer auf Lucas stützte.
Das machte mir Angst.
Aber noch mehr Angst machte mir sein Gesicht, das grauenhaft entstellt war. Müde schleppte er sich vorwärts, und aus seinem rechten Arm, der schlaff und nutzlos herabhing, tropfte schwarzes Dämonenblut. Die langen, eleganten Goldfinger hatte er fest, sichtlich widerwillig, um den Messergriff gelegt. Sein Haar war völlig zerzaust, und seine lasergrünen Augen sprühten Funken.
Auch Lucas sah aus, als wäre er total am Ende. Sein Hemd war zerrissen, der Patronengurt verschwunden, seine Hose zerfetzt und blutig, und Gesicht und Oberkörper waren mit knalligen Streifen blutiger Farbe überzogen. Seine Hose war bis zu den Knien nass von Flüssigkeiten, über die ich lieber gar nicht erst nachdenken wollte. McKinley war erstaunlich gut davongekommen, war aber leichenblass, und diese Blässe wurde noch unterstrichen durch die dunklen Blutergüsse unter seinen schmerzerfüllten Augen.
Ich starrte ihn an. Ich mochte McKinley nicht, hatte ihn nie gemocht, aber dass sich der Schmerz so deutlich auf seinem Gesicht abzeichnete, ließ mich innehalten.
Sein Gesichtsausdruck war genau wie der von Sephrimel, abgeschwächt nur durch den menschlichen Anteil seines Wesens. Seine silberne Hand zuckte, sank herab, und einen Moment lang herrschte zwischen dem Agenten der Hellesvront und mir vollstes Einverständnis.
Du weißt nicht, was ich verloren habe, sagten seine Augen, und ich wusste, dass es stimmte.
Japhrimel ließ sich auf ein Knie fallen, allerdings ohne die Anmut, die ihm sonst zu eigen war. „Dante. Bist du verletzt?“
Ob ich verletzt bin? Sieh dich doch selbst an! Mühsam unterdrückte ich einen Schrei, stattdessen entrang sich meiner Kehle ein Schluchzen. Ich streckte die Hand aus, und er zog mich hoch und umarmte mich, so gut das mit einem Arm ging. Ich lehnte mich an ihn und begrub das Gesicht an seiner warmen Schulter.
„Bist du verletzt?“ Er machte einen Schritt nach hinten, vermutlich, um mich besser betrachten zu können, aber ich klammerte mich an ihm fest.
Bin ich verletzt? Sekhmet sa’es. Mal sehen. Ich hin durch die Hölle geschleift, von meinem Gott im Stich gelassen, in Jersey abgesetzt und beinahe von einem Dämon mit einem unmöglichen Haarschnitt ersäuft worden, der noch dazu ein Hobby hatte, das Lastgleiter-Jumping harmlos erscheinen lässt. Ich stieß einen quietschenden Laut aus, der sich schnell in ein unterdrücktes Kichern verwandelte. Dann lachte ich, als hätte man mir den lustigsten Witz der Welt erzählt.
Und während ich mich halb totlachte, ließ die unbezähmbare Wut unter Japhrimels Berührung
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