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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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darstellte.
    „Du lügst mich immer nur an! Alles, was du sagst, ist nichts als Lüge. Du willst mir nicht sagen, was ich bin, du willst mir nicht sagen, was los ist, immer nur: Lügen, Lügen, Lügen!“
    „Ja“, schnitt er mir das Wort ab.
    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte – Zustimmung jedenfalls nicht. Mir fehlten die Worte, was ihm Gelegenheit gab, selbst etwas zu sagen.
    Er wandte den Blick von mir ab und starrte quer durch die kleine Kabine. Vor dem Fenster tanzten graue Fetzen -Wolken. Wo auch immer wir uns befanden, es war dort bewölkt und immer noch Nacht. „Ich werde lügen, damit du in Sicherheit bist. Ich werde lügen, um dir Schmerzen zu ersparen. Ich werde lügen, damit du dir nicht so viele Sorgen machst, und ich werde lügen, damit du dir meiner gewiss sein kannst. Beantworte mir eine Frage, meine Neugierige. Wenn ich, selbst ich, dich anlüge, was mag dann ein anderer Dämon tun, der dich nicht so wertschätzt?“
    Ich glaube, ich habe da so eine vage Ahnung. Eigentlich sogar mehr als das. Mein neues Rüstzeug lag verknautscht am Fußende des Betts, mein Schwert lehnte am Nachttisch, aber Japhrimel befand sich zwischen mir und der beruhigenden, schlanken Scheide.
    „Lebt sie noch?“ Das Letzte, woran ich mich erinnern konnte, waren Japhrimels Finger an ihrer Kehle. Welches wohl ihr wahres Gesicht war? Das, welches Doreen ähnlich sah und mein angedeutetes ironisches Lächeln zeigte, oder das eines Dämons mit Haaren wie geronnenes Eis und hellblauen Augen? Ich wollte es, musste es wissen.
    „Lebendig ist sie von größerem Nutzen für uns. Sie ist angekettet und wird bewacht. Auch der Mensch lebt – ein Geschenk an meine Hedaira. Gefällt dir das?“
    Ich glühe vor Begeisterung, Japh. Mensch, das ist ja super. Meine innere Stimme triefte vor Sarkasmus, und es kostete mich so viel Kraft, die Worte zurückzuhalten, dass ich zitterte und meine Hände gegeneinanderschlugen. „Was hast du getan?“ Nur mühsam konnte ich das raue Flüstern als meine Stimme erkennen.
    „Was habe ich nicht getan? Ich habe meine Falle aufgestellt und sie mit einem Köder bestückt. Ich habe den Fürsten der Hölle zum Idioten gemacht, indem ich ihn dazu verleitet habe, seine Karten zu früh aufzudecken. Der heutige Tag hat ihn eine Menge gekostet – Stolz, Psinergie und innere Ruhe. Die Nachricht, dass er nicht länger im Besitz der einen Waffe ist, die ihn töten könnte, ist bis in die Hölle vorgedrungen. Dafür habe ich gesorgt, als ich ihn eingeladen habe, sich mit mir in der Stadt der weißen Wände zu treffen.“
    „Du hast was gemacht?“ Scheinbar war das heute der Tag des offen stehenden Mundes. Die Nase des Gleiters bohrte sich ein klein wenig steiler nach unten. Wir sanken, und zwar schnell.
    „Eine der Gefälligkeiten des Fürsten für seinen Auftragsmörder war ein bestimmter Gegenstand. Wenn man ihn einsetzt, reißt es einem Dämon die Verkleidung weg und zwingt ihn, seine wahre Gestalt zu zeigen. Wir sind eine trickreiche Spezies, und manchmal ist es nötig, den Schleier des Scheins zu zerreißen. Wir haben verschiedene Schwächen. Wenn man die Gestalt eines Dämons kennt, kann man ihn vielleicht bekämpfen.“ Elegant zuckte er mit den Schultern. „Unglücklicherweise erzeugt man beim Einsatz der Gleve eine Unruhe, die bis in die Hölle spürbar ist, vor allem dort, wo die Wände zwischen unserer und eurer Welt sehr dünn sind. Jeder in der Hölle weiß, dass die Gleve in der Stadt eingesetzt wurde. Der Fürst konnte es nicht riskieren fernzubleiben, weil dort einer der vereinbarten Orte für eine der Attrappen ist.“
    „Attrappen.“ Red weiter, Japh. So viel hast du mir noch nie verraten. Und weißt du was? Verdammt, es ist zu spät. Ich schämte mich, sobald ich das gedacht hatte.
    Als er sich wie eine dunkle Wolke erhob, quietschte die Matratze ein wenig. Ich spürte den Geschmack von Staub und Bitterkeit im Mund, der sich zu dem intensiven Geschmack seines Blutes gesellte. Der schmale, gebogene Raum war unter den Rumpf des Gleiters gezwängt und enthielt nichts Persönliches -abgesehen von meinem neuen Rüstzeug, meinem Schwert und meiner Tasche, die ich auf einem an die Wand geschraubten Tisch in der Nähe des Fensters entdeckte.
    Japhrimel trat ans Fenster und sah hinaus. Sein Rücken war kerzengerade, die Schultern hatte er hochgezogen, Staubkörnchen umtanzten die Falten seines Mantels, unter dessen flüssigem Schwarz sich teilweise die Muskeln abzeichneten. „Du musst

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