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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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das verstehen, Dante. Ich habe dem Fürsten sehr lange gedient. Gehorsam wurde zu einer Falle ganz eigener Art, und die Rebellion hatte ich tief in meinem Herzen begraben. Bis du mich befreit hast, konnte ich nicht selbstständig handeln. Dennoch … hatte ich Träume.“
    „Träume?“ Ich wollte eigentlich nicht wie eine Idiotin klingen, aber offensichtlich war ich nicht in der Lage, etwas Sinnvolles oder gar Intelligentes von mir zu geben.
    „Damals war auch der Fürst jünger. Es gelang mir, die Tatsache zu verschleiern, dass ich nur die Hälfte des Messers hatte zurückholen können. Er hat mir gesagt, was er wollte – dass die Anhelikos das Messer aufbewahren, denn denen ist ziemlich egal, wer die Hölle regiert, solange man ihre Nester in Ruhe lässt. Und falls ein Dämon auftauchte und es abholen wollte, ohne die vereinbarten Zeichen und Signale zu kennen, sollten die Anhelikos es auf einer Route weiterschicken, die nur Luzifer und mir bekannt war. So wusste jeder Anhelikos theoretisch immer nur über die nächste Station Bescheid. Außerdem musste ich zwei Routen für Attrappen festlegen. In einem längeren Zeitraum, als du dir vorstellen kannst, war ich nur einmal ungehorsam, und zwar, als ich alle drei Routen zu falschen Spuren gemacht und das halbe Messer, das in unserem Besitz war, an einem anderen Ort versteckte. Selbst heute könnte ich nicht sagen, warum ich das getan habe.“
    „Dann hast du also … Stimmt es, hast du Santino deshalb geholfen, mit dem Ei aus der Hölle zu fliehen? Weil du ungehorsam warst?“ Unterbrich ihn nicht, Danny. Vielleicht redet er ja weiter.
    „Nein. Das hat mir Luzifer höchstpersönlich befohlen.“ Er sprach kurz und abgehackt. „Ich preise den Tag, an dem er das tat, Dante. Das hat mich zu dir geführt.“ Er drehte sich vom Fenster weg, trat mit zwei großen Schritten auf den Tisch zu und öffnete meine fleckige Botentasche.
    Ich kletterte aus dem Bett. Endlich gehorchten mir meine Beine wieder. „Fass sie nicht an!“
    Zu spät. Er hielt das Buch mit dem Ledereinband hoch, der viel zu feinkörnig war, um aus Tierhaut zu sein. „Welchen Preis hast du dafür zahlen müssen, Hedaira? Und welche Lügen hat man dir aufgetischt, als du es bekommen hast? Ich hatte meine Gründe, dir nichts über A’nankimel und ihr Schicksal zu erzählen. Ich wusste, dass du gejagt werden, dass du schreckliche Ängste ausstehen würdest wegen eines Verbrechens, das du nicht begangen hattest – ich habe versucht, dir das zu ersparen! Ich habe versucht, dich vor dem Wissen zu bewahren, in was du da hineingezogen worden bist, was man dir angetan hat. Du hasst mich, und das solltest du auch.“
    Ich kam fünf Schritte vor ihm zum Stehen, zitternd und die Hände zu Fäusten geballt. „Du hättest es mir sagen sollen.“ Jedes einzelne Wort versprühte Gift. „Mir ist egal, vor was du mich bewahren wolltest.“
    „Was hätte ich dir sagen sollen? Wie hätte ich dir erklären sollen, was ich fürchtete? Wie hätte ich dir solch eine Last aufbürden sollen?“ Er warf das Buch nach mir. Der Wurf war genau gezielt, und das Buch landete auf meinen Füßen, glitt hinunter und blieb mit dem Rücken nach oben liegen, die Seiten auf den Boden gepresst.
    Wir starrten uns an. Die Luft zwischen uns knisterte, so gespannt war die Atmosphäre. Mühsam versuchte ich, das rote Feuer der in mir aufsteigenden Qual zu bezähmen.
    „Sieh nur, was ich dir angetan habe.“ Jetzt war er derjenige, der flüsterte. „Kein Wunder, dass du mich hasst.“
    In die Bitterkeit, die ich empfand, mischte sich eine Frustration, die mich in den Wahnsinn trieb. „Ich hasse dich nicht.“ Die Worte, die mir über die Lippen kamen, fühlten sich fremd an. „Ich kann dich nicht hassen. Das ist ja das verdammte Problem.“ Oder zumindest eins von mehreren. Ich habe so viele, da ist das hier nur ein Klacks.
    Es war ganz schön schwierig, mich nach dem Buch zu bücken und ihn gleichzeitig im Auge zu behalten. Als ich den Umschlag berührte, stieg mir Galle in der Kehle hoch. Allmählich gewöhnte ich mich an dieses Gefühl von Übelkeit erregender Abscheu, und ich fragte mich, ob ich jemals wieder etwas essen würde. „Niemand hat mir auch nur die kleinste Information zu diesem Buch gegeben. Selene wusste nur, dass es ein Buch über Gefallene war. Eve hat mir nie gesagt, was darin steht. Sephrimel hat mir gerade mal ein Bild gezeigt, und … verdammt, Japhrimel, wenn du dir so viele Sorgen machst, was ich davon halte,

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