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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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warum hast du es mir dann nicht einfach selbst erzählt? Ich hätte versuchen können, dich zu verstehen.“
    Er zuckte doch wahrhaftig mit den Schultern, eine äußerst beredte Bewegung. Ich hasse es, wenn Dämonen mit den Schultern zucken. Sie tun es dauernd, als wären Menschen keiner anderen Antwort würdig. Vielleicht verwirren wir sie aber auch bloß. Ich würde gern glauben, es wäre Letzteres.
    Nennt mich ruhig eine Optimistin.
    „Auch gut.“ Ich gab auf. Meine Schultern sanken herab. Ich war zu müde, mich deswegen mit ihm zu streiten. Ich hatte andere Fragen, andere Probleme und andere Dinge, die ich klären musste, bevor Luzifer mich wieder in die Finger bekam. „Reden wir lieber über etwas, bei dem mehr herauskommt. Wo ist das Messer?“
    „Nicht weit weg.“ Die Stille schien sich endlos hinzuziehen. „Ich habe dir noch anderes zu erzählen, aber nicht jetzt.“
    Klasse. Noch mehr Geheimnisse. „Ich will es gar nicht hören.“ Meine Finger krallten sich in das Leder. Ich kämpfte gegen den Schmerz an, der mir die Brust zu zerreißen drohte.
    Ich musste die letzten Reste meiner Selbstbeherrschung zusammenkratzen, um ihm das Buch hinzuhalten. „Wenn es dir so viel bedeutet, kannst du es gern behalten, und deine ganzen Scheißgeheimnisse ebenfalls.“
    Der Gleiter hatte den Sinkflug beendet, der sehr lang gewesen war. Japhrimel rührte sich nicht. Er starrte auf meine Hand, die das Buch hielt, wie ein Mungo auf eine Kobra.
    „Jetzt nimm es schon“, beharrte ich. „Nimm das verdammte Ding einfach, Japhrimel.“
    Sanft nahm er es mir aus der Hand, als hätte er Angst, ich könnte meine Meinung ändern. Der Gleiter sackte ein paarmal ab, als atmosphärischer Druck ihn umwogte. Japhrimels Hand sank mitsamt seiner Beute herab. Ich wollte gar nicht mehr wissen, was in diesem blöden Buch stand. Er konnte mir nicht sagen, was ich war.
    Das konnte niemand.
    Ich war am Ende, so viel war mir jedenfalls klar. Ich war ein Wrack in der Gestalt einer Frau, und ich hatte etwas zu erledigen. Aber das Wichtigste war und blieb – ich entschied, wer ich war. Hatte mein Leben mich nicht wenigstens das gelehrt?
    Ich bin Danny Valentine. Alles andere war nur Schall und Rauch.
    „Und jetzt …“ Ich richtete mich in meiner staubigen, blutbefleckten Kleidung auf. „… wirst du mir ein paar Fragen beantworten, und dann bringen wir diesen Scheiß hinter uns. Ich habe es satt, mir von Luzifer das Leben versauen zu lassen. Und dauernd von ihm verarscht zu werden.“ Du ahnst nicht mal ansatzweise, wie satt ich das habe. Das schwarze Loch in meinem Kopf zitterte und zog sich unter den anstürmenden Flammen zurück. Ich schob beides weg, zügelte meine Wut und deckte die Angst zu. „Wo ist Eve?“ Beinahe hätte ich gesagt: Wo ist meine Tochter?
    Ich konnte die Worte nicht über meine Lippen kommen lassen. Ich hatte Geheimnisse vor ihm. In dem Punkt saß ich wohl selbst zu sehr im Glashaus, um mit Steinen nach ihm zu werfen.
    Aber ich hätte es trotzdem verdammt gern getan.
    Ausnahmsweise gab er mir sofort eine Antwort. „Angekettet und bewacht. Im Frachtraum.“
    „Klasse.“ Ich machte auf dem Absatz kehrt, ging zum Bett zurück, schnappte mir mein Rüstzeug und zog es mir über. „Wohin fliegen wir?“
    „Sudro Merica. Caracaz.“ In Japhrimels Stimme schwang etwas Neues mit – eine Heiserkeit, als würde ihm etwas in der Kehle stecken.
    Das Rüstzeug sah ziemlich mitgenommen aus, und es knirschte viel weniger als vorher. Vermutlich wird jede Ausrüstung nach solch einem Einsatz etwas geschmeidiger, was ihr meiner Ansicht nach nur guttun konnte.
    Ich hob mein Schwert hoch. Das Feuer in meinem Kopf zog sich am Grund meines Bewusstseins zu einem dünnen roten Faden zusammen. In Lauerstellung.
    Was machen wir als Nächstes, Süße?
    „Na gut.“ Gewohnheitsmäßig rollte ich die Schultern nach hinten, um das Rüstzeug zurechtzuruckeln. „Bringen wir die Sache ins Rollen.“
    Ich ließ ihn einfach stehen und stapfte auf die Tür zu.

22
     
     
    Allmählich hatte ich die Nase ganz schön voll vom Frachtraum.
    McKinley lehnte an einem Stapel Kisten aus Plasstahl. Seine Aura blitzte violett, genau wie das lilafarbene Licht, das über seine metallische linke Hand lief. Meine Augen wollten über ihn hinweggleiten, was vor allem an der zarten Schale des Anscheins lag, die nicht sonderlich reizvoll war. Sie strahlte einfach keine Persönlichkeit aus, wie das Hexerei oder psionische Tarnung tun. McKinley war wie ein

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