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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Könntest du mir bitte erklären, was hier los ist?
    Ich bekam keine Antwort, spürte nur noch die Schwerkraft, als der Gleiter nach oben schoss, fühlte mich völlig losgelöst und verlor allmählich das Bewusstsein.
    Und dann war ich ganz weg.

21
     
     
    Es gab ein ekelhaft knackendes Geräusch, und ich stieß einen kurzen, halb abgewürgten Schrei aus, riss die Augen auf und sah Japhrimel, der den Schlag meiner Faust abbremste wie eine Ziegelmauer. Meine rechte Schulter saß wieder im Gelenk, tat aber höllisch weh, bis der Schmerz von einem weiteren warmen Psinergiebad gedämpft wurde, das mein erschöpftes Fleisch umspülte.
    Er schob mir den Arm unter die Achseln, hob mich ein wenig hoch und hielt mir etwas an die Lippen. „Trink.“
    Dass ich nicht einmal auf die Idee kam nachzufragen, zeigt deutlich, wie verwirrt und unendlich müde ich war. Ich nahm einfach einen großen Schluck von dem, was in der Tasse war. Es war zähflüssig und gleichzeitig warm und eiskalt, und der Geschmack löste Erinnerungen aus, die wie Glühbirnen in meinem schmerzenden Kopf aufleuchteten.
    Einen Moment lang glaubte ich, wieder in Nuevo Rio zu sein. Goldenes Sonnenlicht fiel auf das Bett, in dem ein Dämon mich in den Armen hielt, seine Psinergie sich durch meine Knochen und sein Blut sich in meine Kehle brannte und mich von innen nach außen umgestaltete, während ich mit unbeschreiblicher Lust jede kleinste Änderung genoss, die an meinem Fleisch vorgenommen wurde. Seit ich mit einem neuen Körper und einem völlig verkorksten Leben wieder aufgewacht war, war er die einzige Konstante.
    Selbst als er tot und zu Zimtstaub zermahlen in einer schwarz lackierten Urne lag, war er mein Leitstern gewesen. Der Geschmack seines Blutes in meinem Mund brachte die Erinnerungen an all das zurück.
    Ich würgte, dabei hatte ich die Flüssigkeit bereits hinuntergeschluckt.
    „ Avayin, Hedaira“, murmelte er. „Frieden. Alles ist gut.“
    Der Irrsinn seiner beruhigenden Worte traf mich wie ein Blitz, und beinahe hätte ich schon wieder gewürgt. Er hielt die Tasse schräg, und ich musste den Inhalt mit drei großen Schlucken hinunterzwingen. Japhrimel gab einen zustimmenden Laut von sich und stellte die Tasse weg. Er saß neben mir auf dem Bett, und seine Gegenwart war unendlich tröstlich. Seine grünen Augen glühten nach wie vor und warfen schwache Schatten unter seine hohen, schmalen Wangenknochen. Inzwischen sah er nicht mehr wie halb verhungert aus, aber glücklich wirkte er deshalb noch lange nicht. Sein seidiges Haar war staubverklebt, auf einer seiner Wangen war ein undefinierbarer dunkler Fleck, und sein Mund bildete eine dünne, verkniffene Linie. Dennoch war ich witzigerweise erleichtert, ihn zu sehen. Die Erleichterung war so vollkommen und bedingungslos wie mein Vertrauen in das, was er mir zu trinken gegeben hatte.
    In letzter Zeit wurde ich verdammt oft ohnmächtig. Ob Halbdämonen wohl Schädeltraumata erleiden konnten?
    Und würde ich lange genug leben, um das herauszufinden?
    Wärme explodierte in meinem Bauch, ein angenehmes, sattes Gefühl, als hätte ich mir gerade eine unserer alten Taliano-Mahlzeiten einverleibt. Ich war in der Lage, mich aufzusetzen, und stellte beruhigt fest, dass ich noch alle meine Sachen anhatte. Wahrscheinlich konnte ich sie noch weiter tragen, auch wenn sie verstaubt und dreckig waren. Immerhin waren sie weder zu Fetzen zerrissen noch blutgetränkt.
    Nun ja, ein bisschen Blut war da schon.
    Meine rechte Schulter pochte, dann ließ der Schmerz nach.
    Ich platzte mit der einzigen Frage heraus, die ich stellen konnte, die ich schon die ganze Zeit zu stellen versucht hatte: „Eve?“
    Japhrimel schwieg eine Zeit lang, während der Gleiter langsam zur Landung ansetzte. „Das ist nicht ihr Name.“
    Mir egal. „Aber sie … ist sie Doreens Tochter? Ist sie das?“ Ich muss es wissen. Alles andere ist mir egal.
    „Sie ist Vardimals Androgyne“, antwortete er gedehnt. „Das verstehst du nicht.“
    Ich wollte eigentlich die Zähne zusammenbeißen und die plötzlich aufkeimende Wut hinunterschlucken, aber es gelang mir nicht. „Und wer ist schuld daran, dass ich es nicht verstehe? Du sagst mir ja nie was.“
    Er zuckte doch wahrhaftig zusammen, was ich ihm nicht verübeln konnte. Meine Stimme brachte alles zum Wackeln, was nicht festgeschraubt war, und der Gleiter zitterte wie eine nervöse Katze. Es war alles derart ungerecht, und ich ließ meine Wut an dem Nächstbesten aus, der ein gutes Ziel

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