Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
vorwurfsvoll.
Danyel zuckte mit den Schultern und zog
unbeeindruckt seine Jeans hoch. Er schloss den Gürtel und drehte sich weg.
Kilian starrte ihm ungläubig nach. Zugegeben, der
Hautkontakt mit Danyel ließ seinen Verstand zu einer Erbse schrumpfen, trotzdem
wollte er es nicht hinnehmen, wie ein Gegenstand benutzt zu werden. Ihm musste
etwas einfallen …
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Monja starrte auf den Zettel mit der Nummer,
die sie geistesgegenwärtig notiert hatte. Zuerst rang sie mit sich, doch dann
entschied sie, dass Kilian über ihren Kopf hinweg gehandelt hatte. Folglich
stand ihr das auch zu. Sie wählte die Nummer der Auskunft und bat die
freundliche Frau, ihr den Anschlussinhaber zu nennen. Was diese dann sagte,
ließ Monjas Herz vor Aufregung wild klopfen. Nicht irgendwo in Rom. Die
Telefonnummer gehörte zur Vatikanstadt, was durch die Ländervorwahl deutlich
wurde. Registriert war der Anschluss auf einen gewissen Giacomo Denaro, mit dem
Zusatz ‚Verwaltung‘.
Fassungslos legte Monja auf, nachdem sie der
Frau gedankt hatte. Kilian hatte jetzt zwei Mal angerufen und auch beim ersten
Anruf war diese Ländervorwahl auf dem Display zu erkennen gewesen. Er hatte
gelogen! Das erkannte sie sofort. Aber warum?
Sie schob den Zettel in ihre Hosentasche und
löschte den Nummernspeicher im Telefon. Anschließend lief sie in ihr Zimmer,
nahm den Rucksack vom Schrank und packte Wechselkleidung ein. Dazu ein paar
Utensilien aus dem Bad und abschließend ihr Sparbuch. Das Geld hatte sie
sorgsam angespart, um ihre Mutter zu entlasten, wenn ihre Beerdigung anstand.
Wenn ihr jetzt nichts Gravierendes zustieß, konnte sie einen Teil der Summe
gefahrlos abheben – dank Kilian. Der ein Geheimnis bewahrte und ihr eine Mär
aufgetischt hatte. Monja wusste nicht viel über das Schicksal, aber die Dinge,
die die Leute sich erzählten, reichten aus, um ihre Hals-über-Kopf-Aktion zu
rechtfertigen. Danyel schloss keinen Handel ohne Gegenleistung. Es hieß, er
wäre unfair, egoistisch und kalt. Daher nahm sie an, dass Kilian nun irgendwie
dazu verpflichtet war, das Schicksal für den Handel zu entlohnen. Musste er
dort arbeiten? Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihn auf dem Boden knien und
Böden schrubben …
Elf
Danyel setzte sich an den Schreibtisch und
starrte auf die Pergamente. Höflicher … wäre ja noch schöner! Doch Kilians
Worte ließen sich nicht aus seinem Kopf vertreiben. Der süße Bengel kratzte an
seiner harten Schale, etwas, das Danyel überhaupt nicht in Betracht gezogen
hatte. Es tat ihm nicht leid und er bereute seinen Entschluss nicht. Doch es
gab ihm zu denken, dass Kilian einen Einfluss auf ihn hatte, den er ihm lieber
nicht gewähren wollte. Der Nachhall von dem, was gerade zwischen ihnen passiert
war, ließ sich nicht leugnen. Allein der Gedanke an die samtenen Lippen,
zwischen die er seinen Schwanz geschoben hatte, ließ die Erregung nicht
abklingen. Im Gegenteil. Am liebsten würde er rübergehen und …
Danyel grunzte und zog mit einer harschen
Bewegung einen Stapel Pergamente zu sich. Er begann, sie auszufüllen und
bemerkte kaum, dass er diesmal sehr unterschiedlich entschied. Als würden seine
Gedankengänge die Zeit beeinflussen, die er den Neugeborenen gab. Eine junge
Französin, ihr schenkte er über acht Jahrzehnte und in Gedanken sah er Kilian
vor sich, der sich unbewusst die Lippen befeuchtete, sodass sie glänzten. Er
verdrängte das Bild. Das nächste Blatt, ein kürzlich geborener Däne, bekam
nicht mal ein Jahrzehnt. Danyel registrierte kaum, was er schrieb, denn der
vorwurfsvolle Blick aus Kilians Augen verfolgte ihn. Er schüttelte den Kopf, um
die Bilder zu verscheuchen.
Warum sollte er freundlicher sein? Er würde
nicht um etwas bitten, was ihm gehörte! Das war unter seiner Würde. Reichte es
nicht, dass der Kleine ihm im Kopf herumschwirrte? Dass er sich dabei ertappte,
wiederholt diese Koseform zu nutzen, statt seines Namens? Ja, er hatte das
gewollt und erfreute sich an der Abwechslung. Kilian hatte bekommen, wonach er
verlangt hatte, was wollte er noch? Danyel war nicht bereit, großzügig zu sein.
Natürlich bekam sein Gast alles, was er brauchte. Er hatte ihn telefonieren
lassen, gab ihm Freiraum, sich auf dem Gelände zu bewegen, bot ihm Speisen und
Getränke und nicht zuletzt auch seinen Körper. Kilian konnte nicht leugnen,
dass er ebensolche Lust empfand, wie Danyel. In diesem Punkt stimmten sie
absolut überein.
Er konnte nicht sagen, wie viele Leiber schon
unter oder
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