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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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darauf durch den Vorhang trat. Er hörte in der Küche das
Wasser laufen und richtete seine Schritte dorthin.
    Kilian stand an der Spüle und wusch sich den
Mund aus.
    „Was ist los?“
    Kilian fuhr erschrocken herum. „Anschleichen beherrschst
du, wie kaum ein anderer.“
    „Das Wasser läuft, wie willst du dann hören,
dass sich jemand nähert? Also, was ist los? Hier stimmt etwas nicht.“ Das war
keine bloße Vermutung. Es roch nach Erbrochenem, wenn auch schwach.
    „Ich hab einen Joghurt gegessen und dummerweise
den falschen gegriffen.“
    „Wie blöd kann man sein!“, fuhr Danyel ihn an.
„Sagte ich nicht, meine Lebensmittel würden dir nicht bekommen? Sei froh, dass
es nur ein Joghurt war, eine komplette Mahlzeit könnte dich umbringen!“
    Kilian erbleichte. „Was hast du da drin?“
    „Ernsthaft? Nährstoffe, Spurenelemente,
Vitamine, Mineralien und mehr. Außerdem befinden sich Bestandteile in meinem
Essen, die auf Menschen wie Rauschmittel wirken, meinen Stoffwechsel hingegen
halten sie am Laufen. Wirkstoffe, die mir Kraft
geben, die du durch Schlaf gewinnst. Ich bin kein Mensch, falls du das
vergessen hast!“
    Kilian schluckte sichtbar. „Scheiße.“
    „Es wäre gut, wenn du in Zukunft etwas auf dich
aufpasst“, murrte Danyel und klang härter, als beabsichtigt.
    Kilian entgleisten die Gesichtszüge. „Vielen
Dank! Wäre ja auch zu schade, wenn dein Preis vorzeitig den Löffel abgibt,
was?“ Er schlug mit der Hand den Hahn zu und rauschte an Danyel vorbei.
    Danyel raufte sich durch die Haare. Wie oft
hatte er versucht, die Menschen zu verstehen? Unzählige Male. Und er blickte
immer noch nicht durch. Natürlich wollte er nicht, dass Kilian wegen einer
Unachtsamkeit starb. Das hatte nur am Rande damit zu tun, dass der Kerl die
Entlohnung für den Tausch darstellte. Die Worte von Teghre und Pajlin hallten
in seinem Kopf wider und nur deshalb hatte er so harsch reagiert. Wenn Kilian
eine gewichtige Rolle innehatte, durfte ihm nichts zustoßen. Außerdem hasste er es, wenn die von ihm angegebene Zeit
unterschritten wurde. Egal ob durch Unfälle, Kriege, Gewalttaten oder Selbstmorde.
    Ein einziges Mal hatte Danyel das Rätsel seiner
beiden Gefährten nicht knacken können. Das war Mitte des 14. Jahrhunderts
gewesen und hatte die Pest zur Folge gehabt …
    Er würde sich nicht erneut die Schuld aufladen,
so viele Tote auf dem Gewissen zu haben, die vor ihrer Zeit starben. Nein.
Kilians Rolle verstand er zwar noch nicht, aber er schien wichtig genug zu
sein, dass seine Sehenden diese Mahnung ausgesprochen hatten.

Zwölf
     
    Kilian saß auf der Bettkante und ärgerte sich
einmal mehr über Danyels Verhalten. Verdammt! Er wäre fast an dem bescheuerten
Joghurt krepiert und Danyel schnauzte ihn auch noch an! Hätte er nicht gleich
sagen können, was in seinem Essen drin ist? Nein. Der Herr machte lieber einen
auf geheimnisvoll.
    Er stemmte das Kinn auf die Hand und hoffte,
dass sein Magen sich schnell beruhigen würde. Er fühlte sich, als hätte er
Steine im Bauch. Wie nett von Danyel jetzt damit rauszurücken, dass sein Essen
für ihn womöglich tödlich sein könnte! Einfach unfassbar, dass er ihn nur mit
dieser schwammigen Aussage darauf hingewiesen hatte, seine Lebensmittel würden
Kilian nicht bekommen … ja, das wusste er jetzt auch.
    Missmutig dachte er daran, dass er durch einen
solch blöden Fehler vielleicht nicht mehr in der Lage gewesen wäre, mit seiner
Mutter zu sprechen. Ihr zu erklären, was er getan hatte und warum. Er hoffte
inständig, sie würde ihm verzeihen. Spätestens, wenn Monja eines Tages ein Baby
zur Welt brachte, das es ohne den Tausch wohl nicht geben würde …
    Schritte näherten sich und er sah auf. Danyel
kam auf ihn zu, mit einer Tasse in der Hand.
    „Geht es dir besser?“, erkundigte er sich
vorsichtig.
    „Was glaubst du? Mein Magen hat sich auf links
gedreht – also, nein. Mir ist zwar nicht mehr übel, aber es krampft“, gab er zu
und versuchte, nicht vorwurfsvoll zu klingen.
    Danyel trat vor ihn und hielt ihm die Tasse
entgegen. „Trink das.“
    Kilian nahm sie entgegen und roch sofort, was
darin war. Kamillentee. Schlagartig fühlte er sich in seine Kindheit
zurückversetzt und er war versucht, ganz schnell das Weite zu suchen. Wenn er
krank gewesen war, hatte seine Mama auch immer Kamillentee als erstes
Hilfsmittel gekocht. Ganz gleich, ob er einen Magen-Darm-Infekt oder Halsschmerzen
hatte. So gut das Zeug auch war, es schmeckte einfach eklig. Und

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