Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
ehemaligen Vatikanstadt hielt. Was hatte er dem Schicksal
versprochen? Am Telefon hatte er gesagt, es wäre nicht schwer gewesen, den
Tausch zu vollziehen … aber was hatte er dafür gegeben? Monja hatte Angst. Sie
kannte Kilian zu gut. Seine selbstlose Art war einer der Gründe, weshalb sie
jetzt im Zug saß, um zu ihm zu fahren. Sie musste ihn einfach sehen. Sie musste
mit ihm sprechen und wissen, was es ihn kostete, ihr ein langes Leben zu schenken.
Je öfter sie darüber nachdachte, umso mehr
freute sie sich darüber, dass er das für sie getan hatte. Sie würde ihm nie
genug dafür danken können. Eines aber stand für sie felsenfest. Wenn sie jemals
einen Sohn bekäme, würde er den Namen Kilian tragen!
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Dafour kochte innerlich. Er hatte
es geahnt. Dieser Mensch brachte alles durcheinander. Wie konnte der Danyel so
den Kopf verdrehen, dass dieser so hart gegen Dafour wurde?
Die Drohung, auch seine Existenz
hinge an Danyels Entscheidung, machte Dafour mehr als deutlich, wie sehr sich
Danyel schon von dem Menschlein beeinflussen ließ. Er musste sich etwas
einfallen lassen … denn der Weg, den Danyel einschlug, wollte Dafour ganz und
gar nicht gefallen. Er neidete Kilian die Aufmerksamkeit nicht, er sah nur seine
eigene Position in Gefahr.
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Kilian hatte sich geduscht und mangels
Alternative eine Jeans und ein T-Shirt von Danyel übergezogen. Die Hose war ihm
zu lang und er musste sie umkrempeln. Der Bund saß etwas locker auf seiner
Hüfte und das Shirt war eine Nummer zu groß, doch das störte ihn nicht weiter.
Hauptsache sauber und trocken.
Er grübelte, denn es missfiel ihm weiterhin,
dass Danyel in ihm so etwas wie sein Eigentum sah. Er war doch freiwillig hier,
oder nicht? Er hatte eingewilligt und hielt sich an die ihm bekannten Regeln.
Er wüsste nicht, dass er etwas falsch gemacht hatte.
Barfuß tappte er in die Küche, nahm sich einen
Joghurt und setzte sich. Während er den in sich hineinlöffelte, kam ihm ein
Gedanke. Was, wenn er selbst die Initiative ergriff? Wenn er Danyel verführte,
sich unwiderstehlich gab? Es war ja nicht so, als hätte er keinen Spaß … und
irgendwie musste er Danyels Interesse so weit steigern, dass der ihm mit mehr
Respekt und Höflichkeit begegnete. Kilian befand, es wäre ein Versuch wert.
Nachdem er den geleerten Becher in den
Mülleimer befördert hatte, warf er sich auf das große Sofa und betrachtete den
künstlichen Sternenhimmel. Er war zufrieden mit seiner Idee und hoffte, sie
würde funktionieren. Plötzlich zog sich sein Magen zusammen, heftige Übelkeit
übermannte ihn und ohne auch nur den Hauch einer Chance zu haben, das Bad zu
erreichen, erbrach er den Joghurt auf den Boden.
Als das Würgen nachließ, stand er auf, holte
sich ein Geschirrtuch aus der Küche und wischte die Sauerei auf. Er wollte das
Tuch in den Müll werfen und hielt inne. Zittrig nahm er den Joghurtbecher
heraus und erkannte, dass er einen ohne Kennzeichnung gegessen hatte. Danyels
Nahrung bekam ihm tatsächlich nicht. Nun fragte er sich, was darin enthalten
war. Seine körperliche Reaktion war heftig gewesen. Er hatte ja erwartet, dass
Danyels Lebensmittel irgendwie verändert waren, aber dass er sie gleich wieder
ausspucken würde, damit hatte er nicht gerechnet.
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Danyel ließ einen ziemlich stillen Dafour
zurück und war überzeugt, dass die Warnung auf fruchtbaren Boden fiel.
Zufrieden mit sich machte er sich erneut daran, die Lebenszeitdokumente
auszufüllen. Ihm blieb noch eine viertel Stunde, ehe Dafour die Kiste abholen
käme, daher schickte er rasch seine Gedanken zu den schwebenden Federn und
eilte sich, die vor ihm liegenden zu beschreiben.Plötzlich
verstummte eine Feder und Danyel hörte sofort, dass es die von Teghre war.
„Er ist der Schlüssel. Bewahre ihn“, raunte er
mit der bekannt rauen Stimme, ehe er weiterschrieb.
Danyel sah ihn ratlos an.
„Was meinst du damit?“
Statt Teghre hob Pajlin den Kopf. „Der Junge,
er ist wichtig“, sagte sie. Doch erklärend war das keineswegs.
„Könntet ihr einmal weniger rätselhaft sein …“,
murrte Danyel leise und zu sich selbst, da er ihr Verhalten natürlich kannte.
Wenn die beiden etwas sahen, was von Belang war oder in naher Zukunft geschehen
würde, sprachen sie immer in Rätseln, für die er Tage brauchte, um den Sinn dahinter
zu verstehen. Diesmal war er sich allerdings sofort sicher, dass sie Kilian
meinten.
Eine böse Ahnung beschlich ihn, weshalb er
aufstand und kurz
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