Darf ich Dir vertrauen
einladender als sonst erscheinen. In der weißen Bluse und schwarzen Hose und mit dem hochgesteckten Haar strahlte sie eine natürliche Eleganz aus, die ihm bisher nicht aufgefallen war.
Ebenso wenig wie der Hauch von Unschuld. An der Tür war ihm gewesen, als hätte sein Anblick sie erröten lassen.
Als sie Pfannen und andere Gerätschaften aus der Kiste nahm, fragte er sich, ob die Farbe ihrer Wangen eher etwas mit der Eile zu tun, in der sie offenbar war.
„Bestellen Sie einen neuen“, sagte er.
„Das würde länger dauern.“
„Dann mieten Sie den umgebauten, bis der neue kommt.“
„Die Träger sind nicht auf einem neuen Wagen gelandet“, übertönte sie das dumpfe Klappern einer gusseisernen Pfanne auf Granit. „Der, den ich ausgesucht habe, reicht mir. Es ist das Modell, das ich hatte, und er ist genauso alt.“ Offenbar wollte sie von ihm keinen Gent mehr, als ihr zustand. Sie holte eine strahlend weiße Schürze hervor und drehte sich zu ihm um. „Haben Sie ein Schneidbrett?“ fragte sie, während sie sie sich über den Kopf streifte und um die schmale Taille band.
„Keine Ahnung“, gab er zu und war noch nicht bereit, das Thema zu wechseln.
Möglichst bald wieder ihre alten Touren fahren zu können, war ihr wichtig. Das wusste er. Aber er kannte keinen anderen Menschen, der ein solches Angebot ausgeschlagen hätte.
Sie hob den Kopf und warf einen Blick in seine Richtung.
„Ein Schneidbrett?“ murmelte sie.
„Ich habe keine Ahnung“, wiederholte er und wischte sich einen Wassertropfen vom Hals. „Abgesehen vom Wichtigsten weiß ich nicht, was in dieser Küche ist.
Die Innenarchitektin hat alles eingerichtet.“
Sie zog eine Augenbraue hoch. „Sie kennen sich in Ihrem eigenen Haus nicht aus?“
„Ich bin selten hier. Ich habe es im letzten Jahr gekauft, damit ich einen Liegeplatz für mein Boot habe, während wir das Shoppingcenter bauen. Meistens lebe ich in Annapolis oder Manhattan.“ Dort war er allerdings auch nicht oft. Die Wohnungen am York River und am Central Park waren ganz praktisch, um sich zwischen den Herausforderungen auszuruhen, zu denen seine Rastlosigkeit ihn immer wieder trieb. Es gab keinen Ort, den er als sein Zuhause bezeichnen würde. Nun ja, vielleicht das Anwesen seiner Familie in Camelot. Aber auch in dem riesigen Haus mit eigenem See, Tennisplätzen und Reitstall hatte er sich nie heimisch gefühlt.
Er schob den beunruhigenden Gedanken beiseite und stieß sich vom Tresen ab.
„Wissen Sie was?“ begann er. „Nehmen Sie einfach, was immer Sie finden. Da das Wetter gut ist, dachte ich mir, wir servieren die Vorspeise auf der unteren und den Hauptgang auf der oberen Terrasse. Die Haushälterin hat die Bar aufgebaut und das Geschirr herausgeholt, bevor sie gegangen ist. Aber vielleicht wollen Sie nachsehen, ob alles da ist. Ich ziehe mich an.“ Madison konnte nur nicken, bevor er das Handtuch vom Hals nahm und sich im Davongehen das Haar abtrocknete. Sie starrte auf die Muskeln an seinem nackten Rücken. Heilfroh, dass das Handtuch an seinen Hüften nicht verrutscht war, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus.
Sie wusste nicht, was sie nervöser machte. Der Versuch, seinen Anblick zu ignorieren, während sie mit ihm sprach. Oder der Verdacht, dass er genau wusste, wie er auf sie wirkte.
Natürlich hatte sie schon Männerkörper gesehen. In Anzeigen für Unterwäsche.
Und am Strand. Aber noch nie war sie einem, der nichts als ein Handtuch und ein Lächeln trug, so nahe gewesen. Und schon gar nicht einem, dessen Berührung sie aus der Fassung brachte, obwohl sie nur einen Sekundenbruchteil gedauert hatte.
Mit den Männern, die sie kannte, hatte sie kein Problem. Sie lachte und scherzte mit ihnen. Mehr nicht. Was körperliche Kontakte anging, hatte es für sie bisher nur brüderliche Umarmungen und ein paar weniger denkwürdige Küsse mit Tommy Webster unter der Tribüne des HighSchoolSportplatzes gegeben.
Sie war achtundzwanzig Jahre alt, konnte auf mehr Theorie als Praxis zurückblicken und klammerte sich an die Vorstellung, dass sie nur dann mit einem Mann schlafen würde, wenn sie hoffnungslos in ihn verliebt war. Dass ein Mann mit dem Ruf eines streunenden Katers ihr Herz zum Klopfen brachte, war eine Laune des Schicksals, die sie geflissentlich übersehen würde. Sie war hier, um einen Job zu erledigen. Und auf den würde sie sich ab jetzt konzentrieren, denn in etwas über einer Stunde würden seine Gäste eintreffen.
Rastlos drehte
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