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Darf ich Dir vertrauen

Darf ich Dir vertrauen

Titel: Darf ich Dir vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Flynn
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versicherte er ihr und setzte den Schäler wieder an.

    Er hatte nicht über seine Herkunft sprechen wollen. Die Frau, die neben ihm arbeitete, hatte von Anfang klargemacht, dass er und sein Geld sie nicht besonders beeindruckten. Und das Letzte, was er wollte, war, mit seiner Abstammung anzugeben. Meistens war er froh, wenn niemand sie erwähnte.
    Sein Arm streifte ihren, und als sie sich vor ihn beugte, überlagerte ihr frischer Zitrusduft den des in der Pfanne brutzelnden Knoblauchs. „Sie müssen den Schäler in einem bestimmten Winkel halten“, sagte sie und nahm ihm beides ab.
    Er sah nur ihren Hinterkopf und die Hände, die ihm zeigten, wie man die Klinge über die Schale ziehen musste. Er dachte an nichts anderes als daran, wie seidig ihr Haar aussah und wie herrlich es duftete, bis sie ihm die Knolle und den Schäler in die Hände drückte und zurücktrat.
    Geschickt entfernte er eine hauchdünne Schicht.
    Sie schob die zerkleinerte Schalotte in die Pfanne. „Worauf besteht sie beim Essen noch?“
    „Dass man die richtige Gabel benutzt. Dass man alles auf dem Teller wenigstens probiert. Dass man die Erbsen nicht in der Serviette versteckt.“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Da waren Sie wie alt? Sechs? Sieben?“
    „Und zehn und elf. Ich hatte oft genug Erbsen probiert und war sicher, dass sie mit Minze nicht besser schmecken als ohne.“
    „Was hat sie getan?“
    Da sie nicht mehr lächelte, wandte er sich wieder seiner Aufgabe zu. .
    „Sie wies mich darauf hin, dass meine Geschwister mit dem, was ihnen serviert wurde, kein Problem zu haben schienen. Dann musste der Butler mir einen neuen Teller bringen. Ich durfte erst aufstehen, nachdem ich mindestens eine Erbse gegessen hatte.“
    „Wie lange sind Sie standhaft geblieben?“
    Sie schien zu ahnen, dass er nicht so schnell nachgegeben hatte.
    „Ich bin auf meinem Stuhl eingeschlafen“, erzählte er. „Sie wusste, dass ich keine Erbsen mochte, aber jedes Mal, wenn wir dort waren, ließ sie mir welche servieren.“
    „Wie oft haben Sie sie besucht?“
    „In jedem Sommer. Dad blieb in Richmond, und wir verbrachten einen Monat in Luzandria.“
    „Vielleicht hat sie gedacht, Sie würden sich daran gewöhnen.“
    „Ich glaube eher, sie hat vergessen, dass ich Erbsen hasste. Aber meinen Geschwistern wurde nie etwas serviert, das sie nicht mochten“, erzählte er und registrierte erstaunt, wie schmerzlich die Erinnerung noch war. „Gabe wurde blass, wenn er Brokkoli nur sah. Ashley und Tess wären lieber verhungert, als Wild oder Kaninchen anzurühren. Die erinnerten sie an irgendwelche Figuren aus Büchern oder Filmen.“
    „Bambi und Klopfer.“
    „Wer?“
    „Bambi und Klopfer.“ Madison rührte in der Pfanne. „Das Reh und der Hase, an die Ihre Schwestern wahrscheinlich dachten.“
    „Vielleicht hätte ich mir für die Erbsen auch eine Comicfigur einfallen lassen sollen“, murmelte er.
    „Das hätte es Ihnen vielleicht erspart, bis zum späten Abend allein am Tisch zu sitzen.“
    „Vielleicht. Und ich hätte statt der Erbsen etwas bekommen, das ich mochte. So wie Gabe und meine Schwestern.“
    Als sie sah, dass er fertig war, zeigte sie ihm, wie man das Gemüse in schmale Streifen schnitt.

    „Gabe ist der Älteste?“ fragte sie, als sie sicher war, dass er es konnte.
    „Richtig.“
    „Sind Ihre Schwestern jünger oder älter als Sie?“
    „Beide jünger.“
    „Haben Sie Ihre Mom je gebeten, Ihre Großmutter daran zu erinnern, was Sie mochten und was nicht?“
    Er schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich wollte ich nicht hören, dass ich schwierig oder undankbar war. Außerdem habe ich Mom meistens nur beim Essen gesehen.
    Sie war immer mit Grandma und den Mädchen zusammen oder ging zu Gabes Turnieren.“
    „Turniere?“
    „Polo.“
    „Haben Sie auch Polo gespielt?“
    Cord hatte seit einer Ewigkeit nicht mehr an jene Sommer gedacht und starrte mit finsterer Miene auf die feinen Gemüsestreifen. „Ich habe mich mit eigenen Dingen beschäftigt“, murmelte er.
    Polo hatte ihm nichts bedeutet. Er liebte Pferde. Er bewunderte ihre Kraft und Ausdauer, aber er hatte es gehasst, am Rand des Platzes warten zu müssen, bis er eingesetzt wurde. Also hatte er seine Nachmittage in den Wäldern verbracht und Geschöpfe gefangen, die ihn in Schwierigkeiten brachten, wenn er sie in den Palast mitnahm. Mit fünfzehn war er es leid, immer allein zu sein, und verstieß gegen das Verbot, das Anwesen oder den Palast ohne Begleitung

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