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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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kam halb hoch, dann gaben die Beine unter ihm nach.
    Ich trat zwei Schritte auf ihn zu.
    Mehr als hundert Meilen trennten mich von der Burg des Grafen. Der Weg führte durch die Gärten von Ankrath und in Renars Hochland. Makin würde es nie schaffen.
    Stöhnend rutschte er zu Boden. »Du bist tot, so oder so.« In seinem unverletzten Auge glänzten Tränen.
    Spiel das Spiel. Opfere den Ritter, nimm die Burg. Wieder das trockene Rascheln der alten Stimme. Ich hatte sie so oft gehört, dass ich nicht mehr wusste, ob sie mir oder Corion gehörte. Wie auch immer – ich sollte Makin zurücklassen.
    »Du hast eine Chance, Makin. Das sind zwei mehr, als die meisten Mistkerle in ihrem Leben bekommen.« Das Licht der Laterne strich über die Wände. »Ob ich nun tot bin oder nicht, ich lasse dich hier, wenn du nicht aufstehen und mir folgen kannst. Ich habe schon einmal jemanden hier zurückgelassen. Einen Mann, der mir viel hätte bedeuten sollen. Und doch habe ich mich einfach so von ihm abgewandt.«
    Makin bewegte die Beine, vielleicht mit der Kraft der Furcht, doch sie verließ ihn, bevor er aufstehen konnte.
    Ich drehte mich um und ging. Zwei Meter hinter der Tür blieb ich stehen.
    »Lundist ist hier gestorben.« Ich sprach so laut, dass es gefährlich war. Ich vergeudete Atem an Dummheit. »Hier, an dieser Stelle.« Ich trat auf den Boden. »Ich habe ihn verbluten lassen.« Kein Laut aus der dunklen Zelle.
    Bei Katherine war ich rücksichtsvoll gewesen, ohne dass es mich etwas kostete. Hier sah die Sache anders aus. Sie hatten Makin gebrochen, und er konnte mir nicht mehr helfen. Im Gegenteil: Mit ihm würde ich langsamer vorankommen, obwohl ich vor allem Schnelligkeit brauchte.
    Ich ging zum Ausgang.
    »Nein …«
    Lass ihn nicht betteln.
    »Nein … er starb hier nicht.« Makins Stimme war jetzt ein bisschen kräftiger.
    »Was?«
    »Er hatte einen schlimmen Kopf.«
    Aus dem Dunkeln kamen die Geräusche von Bewegung.
    »Ein schlimmer Kopf, weiter nichts. Für ein oder zwei Tage hatte er eine Beule.«
    »Lundist lebt?«
    »Dein Vater ließ ihn hinrichten, Jorg.« Makin kam ins Licht und hielt sich am Türrahmen fest. »Weil er dich nicht beschützt hatte, wie er behauptete.« Er spuckte schwarzen Schleim auf den Boden. »Wahrscheinlich wusste er nichts mehr mit einem Lehrer anzufangen, als sein Sohn weggelaufen war. So ist der König all die Jahre gewesen. Wenn etwas keinen Nutzen mehr hat, so werfe man es weg.«
    Makin brachte ein Lächeln zustande. »Tut verdammt gut, dich zu sehen, Junge.«
    Ich beobachtete ihn und sah, wie sein Lächeln verschwand, wie es einer Ungewissheit wich, die meiner eigenen ähnelte.
    Ich hätte ihn zurücklassen sollen. Besser noch, ich hätte ihn töten sollen. Man lasse nichts Unerledigtes zurück.
    Ich sah nicht auf mein Messer. Man wende den Blick nie vom Ziel ab, nicht wenn es sich dabei um einen Mann wie Makin handelt, nicht einmal in seinem gegenwärtigen Zustand. Aber ich wusste, dass das Messer da war. Mit dem inneren Auge sah ich den Glanz dort, wo er das Licht der Laterne aus der Luft schnitt. Auch Makins Blick blieb der Klinge fern. Er wusste nur zu gut, dass man keine Schwäche zeigen durfte. Nichts hilft einem Mann besser bei seinen Entscheidungen als eine gute Gelegenheit.
    Vater hätte ihn zurückgelassen. Tot.
    Das Geschöpf, zu dem Corion mich gemacht hatte, das Werkzeug, die Figur im Spiel der Throne – es war den Verliesen nie so nahe gekommen, dass er ihren Gestank gerochen hätte.
    Aber was war mit Jorg?
    »Ich bin meines Vaters Sohn, Makin.«
    »Ich weiß.« Er bat nicht. Das bewunderte ich an ihm. Ich wählte meine Figuren gut.
    Das Messer lag wie heißes Eisen in meiner Faust. Ich hasste mich für das, was ich tun würde, und ich hasste mich auch, weil ich zögerte. Ich hasste mich für die Schwäche in mir.
    Für einen Moment sah ich den Nubier, nur die weiße Linie seiner Zähne und die Dunkelheit seiner Augen, die mich beobachteten, so wie er mich seit dem Tag unserer ersten Begegnung beobachtet hatte.
    Makin nutzte den Moment. Ein schneller Tritt brachte mich zu Fall. Er folgte mir nach unten, mit dem Gewicht, das ihm geblieben war, und drückte meinen Kopf zwischen eine Steinplatte und seine Faust. Wir waren beide in keiner besonders guten Verfassung. Ein Schlag genügte, um mich an den dunklen Ort zurückzuschicken, den ich in Katherines Zimmer verlassen hatte.

 

     
    Schon Shakespeare wusste, dass Kleider Leute machen.
    Die richtige Kleidung konnte

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