Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit
großer Mann in verbeulter Rüstung, mit einer besonderen Streitaxt: auf der einen Seite die Schneide, auf der anderen eine Zacke, die Rüstungsmetall durchdringen konnte.
»William von Brond.« Groß, mit einem scharlachroten Eber auf dem Schild, in der Hand ein Streitflegel mit Spitzen. Und es kamen immer mehr. Ein Bäckersdutzend. Schließlich hatten wir alle auf dem Platz Aufstellung bezogen. Dreizehn Kämpfer. Ritter aus allen Teilen des Gefallenen Reichs, für den Kampf gerüstet. Stille herrschte, abgesehen vom leisen Wiehern der Pferde.
Am Ende des Platzes, im Schatten der Burgmauern, gab es fünf Sitzreihen und in der Mitte von ihnen einen hochlehnigen Stuhl, mit dem Purpur des Reiches gepolstert. Graf Renar erhob sich. Neben und unter ihm auf der gewöhnlichen Sitzbank saß Corion, eine unscheinbare Gestalt, die den Blick anzog wie ein Magnet Eisen.
Aus einer Entfernung von zweihundert Metern sah ich nichts von Renars Gesicht, abgesehen von glitzernden Augen unter einem goldenen Reif und einem Schopf aus dunklem Haar.
»Kämpft!« Renar hob den Arm und ließ ihn sinken.
Ein Ritter trieb sein Pferd an und kam direkt auf mich zu. Seinen Namen wusste ich nicht – ich hatte nur auf die Vorstellungen nach meiner geachtet.
Überall um uns herum begannen Duelle. William von Brond schwang seinen Flegel und schlug damit einen Mann aus dem Sattel.
Mein Angreifer hielt einen Streitkolben hoch erhoben, das Silber seines Panzerhandschuhs so blankgeputzt, dass sein Glanz blendete. Er stieß einen Kriegsschrei aus, als er herankam und mit dem Kolben ausholte.
Ich richtete mich in den Steigbügeln auf und beugte mich ihm mit ausgestreckten Armen entgegen. Alains Schwert fand seinen Weg durchs Gitter im Helm.
»Gebt Ihr auf?«
Er sagte nichts, also ließ ich ihn vom Pferd fallen.
Ein anderer Ritter näherte sich und lenkte sein Pferd geschickt an Sir Williams Raserei vorbei. Er sah mich nicht einmal an.
Im Bereich der Nieren weist der Brustharnisch eine Lücke auf. Bei einer ordentlichen Rüstung schützt das Kettenhemd darunter alle Stellen, die zwischen Brustharnisch und Sattel offen bleiben, und das war hier der Fall. Aber Erbauer-Stahl mit ein bisschen Kraft dahinter schneidet durch ein Kettenhemd. Mit vager Überraschung im Gesicht ging der Mann zu Boden, und ich wandte mich William zu.
»Alain!« Er klang, als seien alle Feste des Jahres plötzlich auf einen Tag gefallen.
»Ich weiß, ich hasse ihn ebenfalls.« Ich klappte das Visier hoch.
Einen Streitflegel muss man in Bewegung halten. Ein wichtiger Punkt, den Sir William vergaß, als er in ein ihm fremdes Gesicht starrte. Ich nutzte die Gelegenheit und trieb Alains Pferd an. Eins muss man dem Tier lassen: Es war schnell genug, mir zu erlauben, meine vier Fuß lange rasiermesserscharfe Klinge ins Ziel zu bringen.
Turniere laufen normalerweise nicht auf ein Gemetzel hinaus. Es gibt kaum einen großen Arenakampf, bei dem niemand stirbt, aber normalerweise geschieht das später, unter dem Messer des Arztes. Der Gegner wird zu Fall gebracht oder im Sattel halb bewusstlos geschlagen. Ein paar Knochenbrüche und jede Menge blaue Flecken, das sind für gewöhnlich die Trostpreise für all jene, die am Kampf teilnehmen und verlieren. Wenn ein Ritter zu blutdürstig wird, kommt es kurze Zeit später zu einer unangenehmen Begegnung mit Freunden und Familienangehörigen des Besiegten.
Ich sah die Dinge natürlich aus einem anderen Blickwinkel. Je weniger Bewaffnete das Turnier bei Gesundheit überstanden, umso besser. Außerdem eignet sich ein Breitschwert kaum dazu, jemanden zur Aufgabe zu bewegen. Es ist eher dazu geschaffen, schnell zu töten.
Sir Arkle griff an. Über fast die ganze Länge des Felds galoppierte er, einen zu Boden geschickten Ritter hinter sich zurücklassend. Als er näher kam, schwang er seinen Streitkolben, nicht ganz im Rhythmus mit den Bewegungen seines Pferds – es sah beunruhigend geschickt aus.
Wer beim Anblick eines großen Streitrosses, das direkt auf ihn zuhält, nicht umdrehen und fliehen möchte, ist bereits eine Leiche. Man kann ein solches Pferd nicht einfach aufhalten. Tausend Pfund Muskeln und Knochen, die einem schwitzend und schnaufend entgegenjagen.
Ich rollte aus dem Sattel, als Sir Arkle mich erreichte. Ich duckte mich nicht einfach nur. Darauf war er vorbereitet. Ich fiel, und es tat weh. Aber es tat nicht so sehr weh, dass es mich daran gehindert hätte, Alains Schwert in das Durcheinander aus Beinen zu stoßen,
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