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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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schmerzte, den Hass in ihrem Gesicht zu sehen, rein und erstaunt, aber manchmal ist ein bisschen Schmerz genau das, was wir brauchen: um die Wunde zu reinigen und die Infektion auszubrennen. Katherine sah mich, und ich sah sie, in jenem leeren Moment beide ohne Trug und Schein, wie nackte Neuvermählte, bereit fürs Ehebett. Ich sah in ihr die gleiche Schwäche, die ich beim Erreichen der grünen Felder und Wiesen von Ankrath gesehen hatte. Die leise Verführung von Brauchen und Verlangen, eine schleichende Abhängigkeit, die unter die Haut geht, langsam und süß, und einem Mann genau dann die Kraft nimmt, wenn er sie am dringendsten benötigt. Oh, es tat weh, aber ich verbeugte mich trotzdem und sah ihr nach, als der Tafelritter sie hinausführte.
    Auch die Königin verließ uns, begleitet von zwei Rittern rechts und links. Sie ging ein wenig schwerfällig, mit der Andeutung eines watschelnden Gangs. Was vermutlich an meinem Halbbruder lag, wenn Sageous mit der Prophezeiung richtig lag. Beziehungsweise dem Thronerben, wie es wohl heißen sollte. Noch war er nur eine kleine Schwellung des Bauchs, nicht mehr als eine Andeutung, aber manchmal reicht das. Ich erinnerte mich an Bruder Kane von der Straße, der am Bizeps verletzt wurde, beim Überfall auf ein Dorf namens Holt.
    »Es is nichts weiter, kleiner Jorgy«, hatte er gesagt, als ich ihm anbot, ein Messer zu erhitzen. »Ein Bauernbursche mit einer rostigen Hacke. Die Wunde is nich tief.«
    »Sie schwillt an«, erwiderte ich. »Sie braucht heißes Eisen.« Wenn es nicht schon zu spät war.
    »Scheiß drauf, nicht wegen eines Bauernburschen mit einer Hacke«, brummte Kane.
    Er starb einen schweren Tod, unser Kane. Drei Tage später war sein Arm so dick wie meine Taille, und heraus kam grüner Eiter, der so sehr stank, dass wir ihn schreiend zurückließen und allein sterben ließen. Die Wunde is nich tief. Aber manchmal fraßen sich flache Schnitte in den Knochen, wenn man sie nicht rechtzeitig behandelte.
    Nur eine kleine Schwellung. Ich sah der Königin nach und beobachtete, wie sie den Thronraum verließ.
    Sageous blieb. Sein Blick kehrte immer wieder zu den Resten des kristallenen Baums zurück. Man hätte meinen können, ihm sei eine geliebte Person genommen worden.
    »Kümmere dich um die Königin, Heide«, sagte Vater. »Vielleicht muss sie beruhigt werden.«
    Er schickte ihn fort, ganz klar, aber Sageous war zu abgelenkt, um den Hinweis zu verstehen. Er sah von den vielen grünen Glassplittern auf. »Sire, ich …«
    Was ist, Heide? Willst du was? Es steht dir nicht zu, irgendetwas zu wollen.
    »Ich …« Es war eine neue Situation für Sageous, das konnte ich deutlich erkennen. Er schien daran gewöhnt zu sein, Kontrolle auszuüben. »Ihr solltet nicht ohne Hilfe bleiben, Sire. Der J …«
    Der Junge? Sag es, Mann. Spuck’s aus.
    »Es könnte gefährlich sein.«
    Die falschen Worte. Vermutlich hatte sich der Magier zu lange auf seine magischen Tricks verlassen. Wenn er wirklich gewusst hätte, wie mein Vater dachte, wäre er nicht so dumm gewesen anzudeuten, dass er vielleicht Schutz vor mir brauchte.
    »Hinaus.«
    Was auch immer ich sonst von meinem Vater dachte: Ich bewunderte seinen Umgang mit Worten.
    Der Blick, den Sageous mir zuwarf, enthielt mehr als nur Hass. Wo Katherine ein reines Gefühl kanalisierte, bot der tätowierte Magier eine verwirrende Vielfalt an Emotionen. Oh, an Hass mangelte es gewiss nicht, aber es gab auch Bewunderung, außerdem vielleicht Respekt und mehr, alles in jenen sanft blickenden braunen Augen miteinander vermischt.
    »Sire.« Sageous verbeugte sich und schritt zur Tür.
    Wir sahen ihm schweigend nach und beobachteten, wie er über den Teppich aus Glassplittern ging, auf dem hier und dort vergessene Fächer und gepuderte Perücken lagen. Mit einem dumpfen Pochen von Bronze auf Bronze schlossen sich die beiden Türflügel hinter ihm.
    Eine Schramme hinter dem Thron weckte meine Aufmerksamkeit. Einmal hatte ich, mit ganzer Kraft, einen Hammer geworfen und das Ziel verfehlt. Er war dort gegen die Wand geprallt. Dies schien ein Tag für alte Schrammen und alte Gefühle zu sein.
    »Ich will Gelleth«, sagte Vater.
    Ich musste seine Fähigkeit bewundern, mich auf dem falschen Fuß zu erwischen. Mit Vorwürfen bewaffnet stand ich dort, die Bürde meiner Vergangenheit tragend, und er lenkte meinen Blick in die Zukunft.
    »Gelleth hängt von der Roten Burg ab«, sagte ich. Es war ein Test. Auf diese Weise sprachen wir

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