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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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sein, geschmiedet aus dem schwarzen Eisen der Turkmenen.
    »Traue nie dem Schwert eines Turkmenen …«, flüsterte ich.
    »Denn turkmenischer Stahl saugt Zauber auf wie ein Schwamm und hat einen bitteren Schnitt«, vervollständigte Sageous die alte Redensart.
    Ich hatte eine scharfe Antwort für den Heiden, aber das Klirren von Klingen übertönte sie. Makin griff den Teutonen an, täuschte einen tiefen Hieb vor und schwang dann hoch. Sein Umgang mit dem Schwert hatte etwas Urgewaltiges. Die Klinge schien Teil von ihm zu sein, ein lebendes Etwas von der Spitze bis zum Heft. In einem wilden Kampf erkannte er jede Gefahr und wusste, wo sein Schutz lag.
    Sir Galen parierte und reagierte mit einer sofortigen Riposte. Die beiden Schwerter spielten miteinander und sangen ein klingendes Metalllied, laut und scharf. Die Hiebe folgten so schnell aufeinander, dass ich ihnen kaum folgen konnte. Galen kämpfte mit technischer Präzision, wie ein Mann, der jeden Morgen bei Sonnenaufgang aufstand, um den Duellkampf zu üben. Er kämpfte wie ein Mann, der zu gewinnen erwartete.
    Hundert Begegnungen mit dem Tod und knappes Entrinnen kennzeichneten die erste Minute des Kampfes. Ich merkte, dass sich meine rechte Hand fest um den Stamm des gläsernen Baums geschlossen hatte, der Kristall glatt und kalt unter meinen Fingern. Nach der ersten Minute begriff ich, dass Galen gewinnen würde. Dies war sein Spiel. Makin war zweifellos ein guter Kämpfer, aber wie ich war er an echte Konfrontationen gewöhnt. Er kämpfte im Schlamm. Er kämpfte sich durch brennende Dörfer. Er kämpfte auf dem Schlachtfeld. Aber dieses kleine Spiel, nur Mann gegen Mann, ohne dass äußere Faktoren eine Rolle spielten … Dies war Galens Spezialität.
    Makin schwang nach den Beinen seines Gegners, und die Kurve seines Schwerts war dabei ein bisschen zu knapp. Galen ließ ihn sofort dafür bezahlen. Die Spitze des turkmenischen Schwerts kratzte eine rote Linie in Makins Stirn. Wenn Galens Arm ein oder zwei Zentimeter länger gewesen wäre, hätte es Makin den Schädel aufgerissen.
    »Du beginnst dein Spiel also mit der Opferung deines Ritters, Prinz Jorg«, erklang Sageous’ Stimme an meinem Ohr.
    Ich zuckte zusammen. Den Heiden hatte ich ganz vergessen. Mein Blick glitt zum grünen Baldachin über uns. »Ich habe keine Probleme damit, etwas zu opfern, Heide.« Meine Hand wanderte am kristallenen Baum nach oben; gläsern glatt war der Stamm unter meinen Fingern. Das Rasseln der Schwerter untermalte unser Gespräch. »Aber ich opfere nur, wenn es etwas zu gewinnen gibt.«
    Der Baum war schwerer als gedacht, und für einen Moment befürchtete ich, ihn nicht bewegen zu können. Ich spannte die Muskeln und stemmte die Schulter dagegen. Das Ding fiel ohne ein Geräusch und zerbrach auf den Stufen in Millionen von Splittern. Ich hätte die Hälfte der ankrathischen Aristokratie geblendet, wenn ihre Augen auf den Thron und nicht auf die Kämpfenden gerichtet gewesen wären. So traf der Splitterregen ihre Rücken, und die prächtig gekleideten Edelleute am königlichen Podium verwandelten sich in kreischenden Pöbel. Ladys strichen sich durch das von Diademen zusammengehaltene Haar und ließen aufgeschnittene, blutige Hände sinken. Lords in golddurchwirkten Pantoffeln hüpften heulend über einen Teppich aus gebrochenem Glas.
    Sir Makin und Sir Galen ließen die Schwerter sinken und sahen sich erstaunt um.
    Als Vater aufstand, wurden alle still, ob geschnitten oder nicht.
    Alle bis auf mich. Vater öffnete den Mund, um zu sprechen, aber ich sprach zuerst.
    »Die Lektionen, die Makin auf der Straße lernte, betreffen keine Turnierkämpfe. Man gewinnt keine Kriege mit Tjosten und Ritterlichkeit. Die Lektionen, die Sir Makin lernte, habe auch ich gelernt. Leider würde Sir Makin lieber sterben, als sie seinem König zu zeigen.« Ich hob meine Stimme nicht. Was dafür sorgte, dass alle still blieben. »Vater …« Ich wandte mich direkt an ihn. »Ich zeige dir, was ich gelernt habe. Ich kämpfe gegen den Teutonen, den du so sehr schätzt. Wenn ein Mann mit so wenig Erfahrung wie ich deinen Meisterkämpfer bezwingen kann, solltest du froh sein, Sir Makin wieder in deine Dienste zu nehmen, nicht wahr?« Ich sprach wie auf der Straße zu ihm, um seinen Ärger zu wecken.
    »Du bist kein Mann, Junge, und deine Herausforderung ist eine Beleidigung für Sir Galen und nicht würdig, in Betracht gezogen zu werden.« Er sprach durch zusammengebissene Zähne. Nie hatte ich ihn so

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