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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Einfallsreichtum, den man sich vom Thronerben erhoffen darf«, begann Makin. Ich bemerkte, wie sich Falten in der Stirn der Königin bildeten, als sie dies hörte. Vater presste kurz die Lippen zusammen und warf mir einen schnellen Blick zu, den ich nicht zu deuten wusste. »Als ich ihn schließlich fand, waren wir in feindlichem Land, in Jaseth, mehr als dreihundert Meilen im Süden.«
    »Ich weiß, wo sich Jaseth befindet, Sir Makin«, sagte Vater. »Wagt es nicht, mich über Geografie zu belehren.«
    Makin neigte den Kopf. »Euer Majestät hat viele Feinde, wie alle großen Männer in diesen schweren Zeiten. Eine einzelne Klinge, selbst eine so treue wie meine, könnte Euren Erben in einem Land wie Jaseth nicht beschützen. Prinz Jorgs beste Verteidigung bestand aus Anonymität.«
    Ich beobachtete die Höflinge. Das rhetorische Geschick schien Makin nach all den Jahren nicht verlassen zu haben. Seine Worte erzielten Wirkung.
    Vater strich sich mit der Hand über den Bart. »Dann hättet Ihr mit einem namenlosen Mündel hierher zurückreiten sollen, Sir Makin. Ich frage mich, warum die Reise vier Jahre dauerte.«
    »Der Prinz hatte sich einer Gruppe von Söldnern angeschlossen, Euer Majestät. Mit seinem eigenen Geschick gewann er ihre Loyalität. Er sagte mir: Wenn ich versucht hätte, ihn gegen seinen Willen fortzubringen, würden mich die Söldner töten; und wenn es mir doch irgendwie gelänge, ihn zu verschleppen, hätte er sich allen Leuten, denen wir unterwegs begegneten, zu erkennen gegeben. Ich glaubte ihm, denn er hat die Willensstärke eines Ankrath.«
    Es wird Zeit, mir Gehör zu verschaffen, dachte ich. »Vier Jahre auf der Straße geben dir einen besseren Hauptmann«, sagte ich. »Es gibt mehr über den Krieg zu lernen, als man in dieser Burg entdecken kann. Wir …«
    »Es mangelt Euch an Unternehmungsgeist, Sir Makin«, sagte Vater, ohne seinen strengen Blick von Makin abzuwenden. Ich fragte mich, ob ich tatsächlich gesprochen hatte. Ärger schwang jetzt in Vaters Stimme mit. »Wenn ich aufgebrochen wäre, um den Jungen zu suchen, hätte ich nach spätestens einem Monat eine Möglichkeit gefunden, mit ihm aus Jaseth zurückzukehren.«
    Makin verbeugte sich tief. »Deshalb verdient Ihr den Thron, Majestät, während ich nur Hauptmann der Palastwache bin.«
    »Diesen Platz nehmt ihr nicht länger ein«, sagte Vater. »Sir Galen dient mir jetzt als Hauptmann der Palastwache, so wie er vorher dem Haus Scorron diente.«
    Galen deutete Makin gegenüber eine Verbeugung an und lächelte spöttisch.
    »Vielleicht möchtet Ihr Sir Galen um Euer altes Amt herausfordern?«, fragte Vater. Wieder strichen seine Finger über den grau melierten Bart.
    Ich spürte eine Falle. Vater wollte Makin nicht zurück.
    »Euer Majestät hat den Hauptmann gewählt«, sagte Makin. »Ich erdreiste mich nicht, diese Entscheidung mit meinem Schwert infrage zu stellen.« Auch er fühlte die Falle.
    »Oh, ich bitte Euch.« Vater lächelte, zum ersten Mal seit unserem Eintreffen, und es war ein kaltes Lächeln.
    »Während Eurer Abwesenheit ist es am Hof still gewesen. Ihr schuldet uns ein wenig Unterhaltung. Gebt uns ein kleines Spektakel.« Er zögerte. »Lasst uns sehen, was Ihr auf der Straße gelernt habt.« Er hatte mich also gehört.
    »Vater …«, begann ich. Und wieder unterbrach er mich. Ich schien nicht laut genug sprechen zu können.
    »Kümmere dich um den Jungen, Sageous«, sagte er.
    Und das war alles. Der Heide sah mich an und führte mich sanft wie ein Schaf zwischen die beiden Throne. Katherine warf mir einen blassen Blick zu und eilte an die Seite ihrer Schwester.
    Makin und Galen verbeugten sich vor dem König. Dann gingen sie durch die Menge der Höflinge dorthin, wo ein etwa drei Meter großer Marmorstern im Boden die Mitte des Thronraums kennzeichnete. Dort blieben sie einander gegenüber stehen, verbeugten sich und zogen ihre Schwerter.
    Makin trug das Langschwert, das Vater ihm bei Antritt seines Dienstes als Hauptmann der Palastwache gegeben hatte. Es war eine gute Waffe, aus indischem Stahl, dunkel und leicht, die Runen der Macht mit Säure hineingeätzt. Unsere Zeit auf der Straße hatte Kerben in der Klinge hinterlassen. Einen besseren Schwertkämpfer als Makin hatte ich nie gesehen. Und hier wollte ich keinen besseren sehen.
    Sir Galen regte sich nicht. Er hielt sein Langschwert bereit, in einem ruhigen, lässigen Griff. Ich erkannte keine Markierungen an der Waffe. Eine einfache Klinge schien es zu

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