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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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ihn wärmen.« Ihr Blick ging kurz zu mir.
    Makin ließ sie zu Boden fallen.
    »Sie ist in einen Berg gebaut. Was sich über den Felsen zeigt, sind Mauern so hoch, dass es im Nacken wehtut, zu ihren Zinnen hochzusehen.« Makin legte beide Hände um seinen Humpen.
    »Au!« Die Hure erhob sich von den feuchten Dielen und wischte sich die Hände am Kleid ab. »Das wäre nicht nötig gewesen!«
    Makin würdigte sie keines Blickes. Seine dunklen Augen sahen mich an. »Die Tore bestehen aus Eisen, dicker als ein Schwert lang. Und über dem Boden befindet sich nur ein Zehntel der ganzen Burg. Die tiefen Gewölbe enthalten Vorräte, die für Jahre reichen.«
    Sally bewies, eine echte Professionelle zu sein. Sie machte mich so glatt und reibungslos zum neuen Ziel ihrer Aufmerksamkeit, dass man den Eindruck haben konnte, sie hätte es die ganze Zeit über auf mich abgesehen. »Und wer bist du?« Sie trat nahe an mich heran, und ihre Finger strichen mir durchs Haar. »Du bist zu hübsch für den griesgrämigen Söldner dort«, sagte sie. »Du bist alt genug, um zu lernen, wie das mit den Mädchen geht, und Sally wird es dir zeigen.«
    Sie hatte ihren Mund nahe an meinem Ohr und schickte mir ein Prickeln über den Hals. Ich roch ihr billiges Zitronengrasparfüm über dem Biergeruch, und auch das Traumkraut in ihrem Atem.
    »Wie viele Männer wären nötig? Um Lord Gellethar die Burg zu nehmen?«
    Makins Blick kehrte zu den Laternen zurück, und die Hände schlossen sich so fest um den Humpen, dass die Knöchel weiß wurden. Irgendwo hinter uns brüllte Rike, und dann folgte die Art von splitterndem Geräusch, die entsteht, wenn ein Körper mit hoher Geschwindigkeit auf einen Tisch trifft.
    »Wenn du zehntausend Männer hättest …«, sagte Makin und hob die Stimme, damit ich ihn trotz des Krachens hörte. »Zehntausend Mann, gut ausgerüstet, mit Belagerungsmaschinen, vielen Belagerungsmaschinen … Dann könntest du ihn vielleicht in einem Jahr schlagen. Vorausgesetzt, du verhinderst, dass dir seine Verbündeten in den Rücken fallen. Mit dreitausend könntest du ihn schließlich aushungern.«
    Ich hielt Sallys Hand fest, als sie mir über den Bauch zur Gürtelschnalle kroch. Ich drehte ihr Handgelenk ein wenig, und sie kam nach vorn und schnappte dabei erschrocken nach Luft. Sie hatte grüne Augen, wie Katherine, aber ihre waren schmaler und nicht so klar. Unter all der Schminke war sie weniger Jahre älter, als ich zunächst gedacht hatte. Zwanzig mochte sie sein, allerhöchstens.
    »Und wenn ich für uns einen Weg hinein fände? Was dann, Bruder Makin? Wie viele Männer waren nötig, um die Rote Burg zu nehmen, wenn ich ihre Tore für uns öffne?« Ich sprach zu Sallys Gesicht, das nur wenige Zoll vor meinem war.
    »Die Garnison besteht aus neunhundert Soldaten, die meisten von ihnen Veteranen. Der Lord schickt sein Frischfleisch zu den Grenzen und holt es zurück, wenn es gut gereift ist.« Makin schob seinen Stuhl zurück; ich hörte, wie die Beine über den Boden kratzten. »Welcher Mistkerl hat das geworfen?«, rief er.
    Ich hielt die Hand der Hure gedreht, nahm mit der anderen Hand ihre Kehle und zog sie näher. »Heute Nacht nennen wir dich Katherine, und du kannst mir zeigen, wie das mit den Mädchen geht.«
    Etwas von dem Traumdunst verließ ihre Augen und wich Furcht. Das war für mich in Ordnung. Ich hatte zweihundert Männer und keine Geheimtür ins Innere der Roten Burg. Es erschien mir nur recht und billig, dass sich jemand Sorgen machte.

 
23
     
    Mein Buch bewegte sich erneut. Ich sage »mein« Buch, aber in Wahrheit war es gestohlen, aus Vaters Bibliothek stibitzt, als wir die Hohe Burg verlassen hatten. Das Buch sprang mir entgegen und drohte zuzuschnappen, mit meiner Nase zwischen den Deckeln.
    »Lieg still, verdammt«, sagte ich.
    »Mmmgfl.« Sally murmelte schläfrig und schmiegte ihr Gesicht ans Kissen.
    Ich legte das Buch zwischen ihre Hinterbacken und drückte ihre Beine mit den Ellenbogen etwas weiter auseinander. Über den oberen Buchrand hinweg sah ich die kleinen Höcker von Sallys Wirbelsäule, wie sie über den glatten Rücken nach oben wanderten und sich unter den roten Locken am Hals verloren. Ich fragte mich, ob der Text vor mir interessanter war als das, was darunter lag.
    »Hier steht, dass es in Gelleth eine Schlucht namens Leucrota-Klamm gibt«, sagte ich. »Sie befindet sich im Ödland unterhalb der Roten Burg.«
    Morgenlicht kam durchs offene Fenster. Eine gewisse Kühle lag in der

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