Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
Vom Netzwerk:
miteinander. Jedes Gespräch lief auf eine Partie Poker hinaus, jeder Satz ein Setzen und Erhöhen, Bluffen und Mitgehen.
    »Partytricks sind schön und gut. Du hast den Teutonen getötet. Ich hätte es dir nicht zugetraut. Du hast meinen Hof schockiert. Nun, wir wissen beide, was wir von jenen Leuten zu halten haben. Aber kannst du auch siegen, wenn es darauf ankommt? Kannst du mir Gelleth geben?«
    Ich sah ihm in die Augen. Seine blauen Augen habe ich nicht geerbt; in dieser Hinsicht komme ich mehr nach meiner Mutter. Selbst in Sageous’ ruhigem Blick konnte ich tiefer graben und Bedeutung finden – die Augen meines Vaters enthielten nichts als Eis. Ich glaube, dass dort die Furcht liegt, im Fehlen von Neugier. Bosheit habe ich oft gesehen, und ich kenne alle Varianten von Hass. Ich habe das Glänzen in den Augen des Folterers gesehen, das Licht des Schmerzes, aber selbst dort gab es den Trost von Interesse, einen Hauch von Rettung in Form geteilter Menschlichkeit. Er mochte das heiße Eisen halten, aber wenigstens war er neugierig; wenigstens interessierte es ihn, wie sehr es wehtat.
    »Ich kann dir Gelleth geben«, sagte ich.
    Konnte ich das? Wahrscheinlich nicht. Von allen Nachbarn Ankraths stand Gelleth unangreifbar über den anderen. Der Lord von Gelleth hatte vermutlich einen besseren Anspruch auf den Thron des Kaisers als Vater. Was die Hundert betraf, gab es kaum jemanden, der Merl Gellethar ebenbürtig war.
    Ich fand meine Hand am Heft des Dolchs. Wie sehr war ich versucht, den gehärteten Stahl zu ziehen, ihn an den Hals meines Vaters zu legen, ihn anzuschreien und Hitze in die kalten Augen zu treiben. Du Mistkerl hast das Leben meiner Mutter verkauft! Deines eigenen Sohnes Blut. Der kleine William, tot und noch warm, und du hast sie verkauft. Frieden für Handelsrechte auf dem Fluss.
    »Ich brauche ein Heer«, sagte ich. »Es wird nicht leicht sein, die Rote Burg einzunehmen.«
    »Du bekommst die Waldwache.« Vater legte die Hände auf die Armlehnen des Throns, lehnte sich zurück und wartete.
    »Zweihundert Männer?« Meine Finger schlossen sich um den Dolchgriff. Zweihundert Mann gegen die Rote Burg. Zehntausend wären vielleicht nicht genug gewesen.
    »Ich nehme auch meine Brüder mit«, sagte ich und beobachtete seine Augen. Nichts veränderte sich in ihrem Winter. Das Gesicht blieb unbewegt, als ich die »Brüder« erwähnte. Die Schwäche in mir wollte von Will sprechen. »Du wirst Gelleth bekommen. Ich gebe dir die Rote Burg und den Kopf von Lord Gellethar. Dafür gibst du mir den Heiden.«

 

     
    Und du wirst mich »Sohn« nennen.
     

 
22
     
    Und so saßen Makin und ich an einem Tisch, mit einem Krug Bier zwischen uns, begleitet von der gebrochenen Stimme eines Barden, der versuchte, den Lärm zu übertönen. Um uns herum mischten sich die Brüder unter die Geringsten der Unteren Stadt. Sie spielten, hurten, tranken und stopften sich voll. Rike saß in der Nähe, das Gesicht in einem Brathähnchen vergraben. Er schien zu versuchen, es einzuatmen.
    »Hast du die Rote Burg gesehen, Jorg?«, fragte Makin.
    »Nein.«
    Makin sah in sein Bier. Er hat noch nichts davon getrunken. Eine Zeit lang hörten wir zu, wie Rike Hühnerknochen brach.
    »Hast du sie gesehen?«, fragte ich.
    Makin nickte langsam, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah zu den Laternen über der Straßentür. »Als ich Sir Reillys Knappe war, brachten wir Lord Gellethar eine Botschaft. Wir verbrachten eine Woche in den Gästesälen der Roten Burg, bevor sich Merl Gellethar dazu herabließ, uns zu empfangen. Neben seinem Thronraum wirkt der deines Vaters erbärmlich.«
    Bruder Burlow taumelte vorbei, mit einem Bauch, der sich weit über den Gürtel wölbte. In der einen Hand hielt er ein großes Stück Fleisch und in der anderen zwei Humpen; Bier schäumte über seine Finger.
    »Was ist mit der Burg?« Thronräume interessierten mich etwa so sehr wie Pisswettbewerbe.
    Makin spielte mit seinem Bier, trank aber noch immer nicht. »Es ist Selbstmord, Jorg.«
    »So schlimm?«
    »Schlimmer«, sagte er.
    Eine geschminkte Hure, das Haar mit Henna gefärbt, der Mund rot, sank auf Makins Schoß. »Wo ist dein Lächeln, mein Hübscher?« Sie hatte schöne Brüste, voll und hoch, einladend von Spitzen und Fischbein zur Schau gestellt. »Ich kann es bestimmt finden.« Ihre Hände verschwanden im Stoff der Röcke, dort, wo sie sich an Makins Hüfte bauschten. »Sally macht alles gut. Mein hübscher Ritter braucht keine Jungen, die

Weitere Kostenlose Bücher