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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Ich fasse es nicht.« Seine Lippen machten aus dem »Sir« ein lispelndes »Sör«.
    Makin drehte sich im Sattel und sah Elban an. »Es ist wahr. Der Meisterkämpfer des Königs hat mich kalt erwischt. Aber Jorg hat ihn erledigt.« Er nickte dem Nubier zu. »Mit einer Armbrust. Du wärst stolz auf ihn gewesen.«
    Der Nubier strich mit einer pechschwarzen Hand über das Eisen seiner Armbrust und berührte die Darstellungen heidnischer Götter. »Mit Stolz hat dies nichts zu tun, Makin.«
    Ich konnte den Nubier nie deuten. In einem Moment wirkte er so schlicht wie Maical, und im nächsten erschien er mir tiefer als der tiefste Brunnen. Manchmal war er beides zugleich.
    »Maical«, sagte ich und erinnerte mich. »Was ist eigentlich am Ende mit unserem Idioten geschehen? Ist er gestorben? Ich habe vergessen zu fragen.«
    »Wir haben ihn in Norwood gelassen. Mit der Wunde im Bauch hätte er tot sein sollen, aber er klammerte sich am Leben fest und stöhnte die ganze Zeit über«, sagte Elban. Er wischte sich Spucke vom Kinn.
    »Zu dumm, um zu sterben«, sagte Makin und lächelte. »Wir mussten ihn zu einem Haus am Rand der Ortschaft tragen. Der Kleine Rikey wollte ihm den Gnadenstoß versetzen, damit er endlich Ruhe gab.«
    Wir lachten ein bisschen darüber.
    »Im Ernst, Jorg, du hättest mich Galen überlassen sollen«, sagte Makin. »Dann säßest du jetzt ruhig und bequem am Hof. Du bist noch immer der Thronerbe. Früher oder später hättest du die hübsche Prinzessin bekommen. Die Rote Burg ist eine Todesstrafe für die Zerstörung des blöden Glasbaums. Und dafür, dass du die Frau des Königs Scorron-Hure genannt hast. Dein Vater verzeiht nicht so leicht.«
    »Du hättest Recht, Makin, wenn sich mein Ehrgeiz darauf beschränken würde, ›ruhig und bequem‹ zu sitzen«, entgegnete ich. »In dem Fall hätte ich dich dem Teutonen und damit dem Tod überlassen. Zum Glück für dich will ich den Hundertkrieg gewinnen, das Gefallene Reich wiedervereinen und Kaiser werden. Und im Vergleich damit dürfte die Einnahme der Roten Burg mit zweihundert Mann ein Kinderspiel sein.«
    An einem Meilenstein unweit des Waldrands aßen wir zu Mittag. Hammelfleisch, aus der Tavernenküche geklaut. Wir leckten uns noch das Fett von den Fingern, als wir unter die ersten Baumwipfel ritten – hauptsächlich große Eichen und Buchen, die, vom ersten Frost des Herbstes geküsst, ein scharlachrotes Gewand trugen. Als wir unter jenen Zweigen ritten, als ich hörte, wie welke Blätter unter den Hufen der Pferde knisterten und ich die Atemwolken unserer Rösser sah … Da fühlte ich ihn erneut, den süßen Haken, wie er sich mir tief ins Fleisch bohrte. Es heißt, ein Mann kann sein ganzes Leben auf Reisen sein, ohne dem Zauber der Täler von Ankrath zu entkommen.
    Ich gähnte und öffnete den Mund dabei so weit, dass die Kiefer knackten. Es lag keine Nacht des Schlafes hinter mir. In einen warmen Mantel gehüllt ließ ich mich von Gerrod schaukeln.
    Nach einer Weile stellte ich fest, dass ich an glatte Gliedmaßen und weiche Haut dachte. Meine Lippen sprachen den Namen, als wollten sie ihn kosten.
    »Katherine?«, fragte Makin. Ruckartig drehte ich den Kopf und begegnete seinem Blick. In seiner ärgerlichen Art und Weise hatte er eine Braue hochgezogen.
    Ich sah zur Seite. Links von uns wuchsen Hakendorn-Sträucher an den Stämmen dreier Buchen. Ein solcher Strauch hatte mir in einer stürmischen Nacht eine schmerzhafte Lektion erteilt. Es war nicht nur die Schönheit des Landes, die Haken in mich geschlagen hatte.
    Töte sie.
    Ich drehte mich im Sattel, aber Makin hatte sich ein wenig zurückfallen lassen und scherzte mit dem Nubier.
    Töte sie, und du bist für immer frei.
    Die Stimme schien aus der Dunkelheit im Innern der Dornensträucher zu kommen. Sie flüsterte auch im Knistern der welken Blätter unter den Hufen unserer Pferde.
    Töte sie. Eine alte Stimme, trocken, von Gnade unberührt. Für einen Moment sah ich Katherine, mit Blut, das ihr über die weißen Zähne quoll, die Augen groß und verblüfft. Ich fühlte das Messer in meiner Hand, das Heft an ihrem Bauch, und spürte, wie mir warmes Blut über die Finger strömte.
    Gift wäre stiller. Tod aus der Ferne.
    Die letzte Stimme … Es konnte meine sein, oder die des Hakendorn. Sie klangen gleich.
    Stärke erfordert Opfer. Jede Schwäche hat ihren Preis. Das war ich, kein Zweifel. Wir hatten die Dornensträucher hinter uns gelassen, und der Tag wurde kalt.
    Die Waldwache fand

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