Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit
zu sterben, erwarte ich, dass ihr wann und wo fragt«, sagte ich. »Aber ich habe es nicht eilig damit, eine solche Aufforderung an euch zu richten. Es wäre eine Verschwendung. Die Waldwache besteht aus den gefährlichsten zweihundert Soldaten, die Ankrath hat, ob mein Vater davon weiß oder nicht.«
Es war nicht ganz und gar Schmeichelei. Im Wald waren dies tatsächlich die besten Leute, die wir hatten. Mit einem guten Kommandeur waren sie das schärfste Schwert in der Rüstkammer, und zu klug, um einfach zu springen, wenn man es ihnen sagte.
»Kommandeur Coddin hier wird euch nach Gelleth führen.« Ich beobachtete, wie sich bei diesen Worten einige Lippen schürzten. Lord Vincent mochte in die Tiefe gestürzt sein, aber ich war trotzdem ein Junge, und die Rote Burg lief noch immer auf Selbstmord hinaus. »Ihr nähert euch der Roten Burg bis auf zwanzig Meilen, nicht weiter. Zwei Wochen werdet ihr in den Otton-Wäldern damit verbringen, Bäume zu fällen, Holz für Belagerungsmaschinen zu schneiden und alle Patrouillen zu vernichten, die euch folgen. Wachkommandeur Coddin wird euch den Rest erklären, wenn es so weit ist.«
Ich wandte mich um und öffnete die Tür des Kastells. »Coddin, Makin!«
Sie folgten mir hinein. Der Eingangsbereich gewährte Zugang zu einem gemütlichen Esszimmer, dessen Tisch gedeckt war mit kaltem Gänsebraten, Brot und Herbstäpfeln. Ich nahm einen Apfel.
»Mein Dank, Prinz Jorg.« Coddin gab mir eine weitere seiner steifen Verbeugungen. »Ihr habt mich vor dem Eskortendienst in Crath City bewahrt. Jetzt kann ich mich darauf freuen, den Winter damit zu verbringen, durch die Wälder von Gelleth zu stapfen.« Die Andeutung eines Lächelns umspielte seine Lippen.
»Ich begleite euch. Verkleidet. Es ist ein streng gehütetes Geheimnis, und Ihr werdet dafür sorgen, dass es bekannt wird«, sagte ich.
»Und wo werdet Ihr tatsächlich sein?«, fragte Makin.
»In der Leucrota-Klamm«, antwortete ich. »Ich habe vor, dort mit Monstren zu plaudern.«
25
Durch das Altstadttor kehrten wir zur Hohen Burg zurück, die Mittagssonne heiß im Nacken. Ich trug das Familienschwert auf dem Sattel, und niemand wagte es, uns den Weg zu versperren.
Die Pferde ließen wir auf dem Westhof zurück.
»Sorg dafür, dass er gut beschlagen wird. Wir haben eine Straße vor uns.« Ich klopfte Gerrod auf die Rippen, und der Stalljunge führte ihn weg.
»Wir haben Gesellschaft.« Makin legte mir die Hand auf die Schulter. »Sei vorsichtig.« Sein Nicken galt der anderen Seite des Hofs, und dort kam Sageous die Treppe vom Hauptteil der Burg herab, eine kleine Gestalt in Weiß.
»Unser kleiner Heide kann bestimmt lernen, Prinz Jorgy wie alle anderen zu lieben«, sagte ich. »Er könnte uns durchaus nützlich sein.«
Makin runzelte die Stirn. »So nützlich wie ein Skorpion. Ich habe mich umgehört. Der Glasbaum, den du zerstört hast. Er war kein Schmuckstück. Sageous hat ihn wachsen lassen.«
»Er wird mir verzeihen.«
»Er hat ihn aus einem Stein wachsen lassen, Jorg. Aus einer grünen Perle. Zwei Jahre dauerte es. Er wässerte den Baum mit Blut.«
Hinter uns kicherte Rike, ein kindliches Geräusch, das bei einem solchen Riesen sehr seltsam klang.
»Sein eigenes Blut«, fügte Makin hinzu.
Ein anderer Bruder lachte schnaubend. Sie alle hatten die Geschichte von Sir Galen und dem gläsernen Baum gehört.
Sageous blieb einen Meter vor mir stehen und musterte die Brüder. Einige von ihnen kümmerten sich noch um ihre Pferde; andere standen dicht neben mir. Der Blick des Magiers ging an Rike empor.
»Warum bist du weggelaufen, Jorg?«, fragte er.
»Prinz. Du hast ihn Prinz zu nennen, du heidnischer Hund.« Makin trat vor und zog das Schwert halb aus der Scheide. Sageous sah ihn sanft an, und Makins Hand sank schlaff nach unten, sein Ärger plötzlich verflogen.
»Warum bist du weggelaufen?«
»Ich bin nicht weggelaufen«, sagte ich.
»Vor vier Jahren bist du aus dem Haus deines Vaters gelaufen.« Sageous sprach ruhig, und die Brüder beobachteten ihn so fasziniert wie eine sich drehende Münze.
»Ich bin aus gutem Grund gegangen«, sagte ich. Diese Art des Angriffs verunsicherte mich.
»Aus welchem Grund?«
»Um jemanden zu töten.«
»Hast du ihn getötet?«, fragte Sageous.
»Ich habe viele Menschen getötet.«
»Und diesen einen? Hast du ihn getötet?«
»Nein.« Graf Renar lebte und atmete noch.
»Warum nicht?«
Warum hatte ich ihn am Leben gelassen?
»Hast du ihn verletzt?
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