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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Frau, die daran gewöhnt war, ihrem Gemahl im Bett Geheimnisse zu entlocken. Nach einer Frau, der es einfallen mochte, Reiter in den Rennat-Wald zu schicken. Und möglicherweise auch nach Gellem.
    Ich trat auf den Fettwanst zu. »Ich frage mich, Lord de Gren, ob Eure Männer Euch in den Tod folgen würden. Es beeindruckt mich, dass Ihr so schnell den Respekt dieser Soldaten gewonnen habt. Wie ich hörte, ist die Waldwache ein zäher Haufen, mit allen Wassern gewaschen. Und da wir gerade bei Wasser sind …« Ich legte ihm den Arm um die Schultern. Das gefiel ihm nicht, aber als Prinz kann man sich gewisse Dinge erlauben. »Kommt mit mir.«
    Ich ließ ihm keine Wahl und führte ihn dorthin, wo der Temus in die Tiefe stürzte. »Nicht so schüchtern!«, rief ich den anderen zu. »Dies ist kein privates Gespräch.«
    Auf nassem Stein blieben wir stehen, fünfzig Meter von der alten Mühle entfernt, wo das Wasser weiß über Felsen schäumte und sich auf den Sprung in die Tiefe vorbereitete.
    »Prinz Jorg, ich …«, begann Lord Vincent.
    »Du, komm her!« Ich ließ den Lord los und zeigte auf den alten Wächter, der im Wald nach der Nennung von de Grens Namen gespuckt hatte. Ich musste rufen, um die Stimme des Flusses zu übertönen.
    Der alte Soldat kam zu uns.
    »Und wer ist dieses stolze Beispiel der Wache, Kommandeur?«, fragte ich.
    Die Gesichter dicker Menschen bilden eine prächtige Leinwand für Emotionen. Das galt zumindest für Lord Vincent. Ich konnte sehen, wie seine Gedanken über die Stirn huschten, in den schwabbeligen Backen zitterten und über die Speckrollen am Hals kletterten. »Ich …«
    »Es gibt zweihundert von den Burschen. Ihr könnt sie natürlich nicht alle kennen«, sagte ich mitfühlend. »Wie lautet dein Name, Wachmann?«
    »Keppen, Euer Hoheit«, sagte er und schien sich an einen anderen Ort zu wünschen. Seine Augen waren hellwach und suchten nach einem Ausweg.
    »Befehlt ihm zu springen, Kommandeur«, sagte ich.
    »W-was?« Lord Vincent wurde sehr schnell sehr blass.
    »Er soll springen«, sagte ich. »Befehlt ihm, hier beim Wasserfall in die Tiefe zu springen.«
    »Was?« Lord Vincent schien Mühe zu haben, mich im Tosen des hinabstürzenden Wassers zu hören.
    Keppens Hand tastete nach dem Heft seines Dolchs. Ein kluger Bursche.
    »Wenn Eure Männer alle wegen eines dummen Versprechens sterben werden, das ein Junge seinem Vater gab … Nun, dann ist es doch nur vernünftig von dem Jungen festzustellen, ob sie Euren Befehlen gehorchen, wenn sie sicheren Tod bedeuten«, führte ich aus. »Und wenn Ihr jetzt noch einmal ›Was‹ sagt, schneide ich Euch hier und jetzt auf.«
    »W … Aber mein Prinz … Prinz Jorg …« Er versuchte zu lachen.
    »Befehlt ihm zu springen, und zwar sofort!« Ich schleuderte die Worte in de Grens Gesicht.
    »S-spring.«
    »So nicht. Legt mehr Nachdruck hinein. Er springt nicht, wenn Ihr es wie einen Vorschlag klingen lasst.«
    »Spring!«
    »Schon besser«, sagte ich. »Noch einmal mit Gefühl.«
    »Spring!« Lord Vincent schrie das Wort dem alten Keppen entgegen. Die Farbe kehrte jetzt in sein feistes Gesicht zurück und gab ihm ein kräftiges Scharlachrot. »SPRING! Spring, verdammt!«
    »Von wegen!«, rief Keppen zurück. Er zog sein Messer, ein ziemlich böse aussehendes Stück Stahl, und wich zurück.
    Ich zuckte die Schultern. »Nicht gut genug, Lord Vincent. Einfach nicht gut genug!« Und ich gab ihm einen Stoß, der ihn in die Tiefe schickte. Kein Schrei kam von ihm, und ich hörte auch kein Platschen.
    Dann bewegte ich mich sehr schnell. Mit zwei Schritten war ich bei Keppen, packte ihn an der Kehle und hielt mit der anderen das Messer von mir fern. Er war so überrascht, dass er sich gar nicht zur Wehr setzte, und mit einem weiteren Schritt hatte ich ihn über dem Rand des Abgrunds, mit seinen Füßen in der Luft. Nur meine Hand an seinem Hals sorgte dafür, dass er bei uns blieb.
    »Nun, Keppen«, sagte ich. »Willst du für den neuen Wachkommandeur sterben?« Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln, aber vermutlich bemerkte er es nicht. »Dies ist die Stelle, an der du ›Ja‹ sagst. Und du solltest es besser ernst meinen, denn es gibt viel schlimmere Dinge als leicht zu sterben, wenn man den Befehl dazu erhält.«
    Er bekam ein »Ja« an meinen Fingern vorbei.
    »Coddin.« Ich deutete auf ihn. »Ihr seid der neue Kommandeur.«
    Ich stellte Keppen auf feuchten Stein und ging zum Kastell. Sie alle folgten mir.
    »Wenn ich euch auffordere, für mich

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