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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Totenschädel in meiner Hand knallte mit einem befriedigenden Knirschen ins Gesicht der Nekromantin.

 

     
    Wer auch immer den Nubier schuf, er muss ihn aus
    Grundgestein erschaffen haben. Ich habe nie einen festeren
    Mann gekannt. Er schwieg die meiste Zeit über.
    Nur wenige Brüder suchten seinen Rat,
    denn Männer der Straße können mit einem Gewissen
    kaum etwas anfangen. Und obwohl der Nubier nie urteilte,
    trug er doch Urteil mit sich.

 
30
     
    Ich zog das Schwert und folgte dem Bogen meiner Familienklinge zur Nekromantin. Es ist eins von jenen Schwertern, die den Wind bluten lassen können. Und seine Schneide fand nur leere Luft, die wie getroffen zischte.
    Die Nekromantin wich so schnell zurück, dass ich sie nicht erreichen konnte. Mit dem Totenschädel hatte ich sie überrascht, aber jetzt war sie auf der Hut.
    Ich schätze, der Schädel traf sie am Nasenrücken, denn dort zeigte sich die Wirkung. Kein Blut, aber ein dunkler Fleck und sich windendes Fleisch, wie von hundert kriechenden Würmern.
    Die meisten Brüder standen noch immer reglos da, von der Benommenheit erfasst, die mich bis eben festgehalten hatte. Der Nubier legte einen weiteren Bolzen in seine Armbrust. Makin hatte das Schwert halb aus der Scheide gezogen. Gorgoth ließ Gog los.
    Die Nekromantin holte Luft, und es klang nach einer Feile, die über Eisen schabte. Der Atem rasselte in ihrer Kehle. »Das«, sagte sie, »war ein Fehler.«
    »Es tut mir ja so leid!«, erwiderte ich fröhlich und sprang vor. Sie glitt hinter eine Säule, und meine Klinge traf Stein.
    Gog stürzte Magog entgegen und riss seinen Bruder aus dem einhändigen Griff des Skeletts. Ich sah Druckstellen, von Knochenfingern an einem dünnen Hals zurückgelassen.
    Vorsichtig trat ich hinter die Säule und musste feststellen, dass die Nekromantin hinter einer weiteren Säule verschwunden war, fünf Meter entfernt.
    »Ich bin sehr eigen damit, wem ich erlaube, einen Zauber auf mich zu legen.« Ich drehte mich und trat nach Rike, den man kaum verfehlen kann. »Komm schon, Rikey! Aufgewacht!«
    Mit einem wortlosen Heulen, das nach einer Mischung von zornigem Walross und aus dem Winterschlaf gerissenem Bär klang, löste sich Rike aus seiner Starre. Direkt vor ihm bückten sich die beiden Skelette, um die auf dem Boden liegenden Leucrota-Kinder zu packen. Rike ragte weit über den beiden Untoten auf, nahm einen Schädel in jede Hand und knallte sie gegeneinander. Sie zerbrachen, und Knochensplitter flogen.
    Rike brüllte etwas Unverständliches. »Kalt!«, brachte er dann hervor. »Verdammt kalt!«
    Ich wandte mich wieder der Nekromantin namens Chella zu, mit einer humorvollen Bemerkung auf der Zunge. Doch der Spott blieb mir im Hals stecken, als ich sie sah. Das ganze Gesicht war jetzt in Bewegung. Geschrumpftes Fleisch klebte an ihren Knochen und pulsierte. Der Körper, der mich eben noch so verlockt hatte, besaß nun den Reiz einer Toten, die den Hungertod gestorben war. Sie richtete ihren dunklen Blick auf mich, und ihre Augen funkelten umgeben von Fäulnis. Sie lachte, und ihr Lachen klang wie im Wind flatternde nasse Lumpen.
    Die Brüder waren jetzt bei mir. Gorgoth stand da und bewegte sich nicht. Die beiden Leucrota-Jungen hockten dicht nebeneinander in den Schatten.
    »Wir sind viele, und du bist allein, Teuerste. Und außerdem bist du auch noch verdammt hässlich. Du solltest also besser beiseite treten und uns passieren lassen«, sagte ich. Aus irgendeinem Grund glaubte ich, dass sie nicht so einfach nachgeben würde, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt, wie es so schön heißt.
    Im wurmigen Gesicht wuchs ein so breites Lächeln, dass sich die Kieferknochen zeigten. Plötzlich veränderten sich die brodelnden Züge der Nekromantin, und für einen Moment sahen wir Gains, wie er schreiend in die Tiefe stürzte.
    »Die Toten sind viele, mein Junge«, sagte die Nekromantin. »Ihr könnt gehen – in ihre Sphäre.«
    Die Temperatur fiel, sehr schnell, sie stürzte wie Gains, in bodenlose Tiefen. Es wurde erst unangenehm, dann schmerzhaft und schließlich einfach absurd, innerhalb weniger Sekunden. Und das Geräusch. Wieder ertönte um uns herum das schreckliche Knirschen und Knarren, mit dem die beiden Skelette ihre Knochen zusammengesetzt hatten, und gleichzeitig stieg Geisterdunst auf. Es war ein Geräusch, bei dem man sich am liebsten die Zähne aus dem Mund gerissen hätte. Die Fackel in Makins Hand gab ihren Kampf gegen die Kälte auf und erlosch.
    Der Nebel

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