Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
Vom Netzwerk:
Hinweis.
    »Nelken.« Meine Lippen formten das Wort. Ich rümpfte die Nase. Nelkenöl? Der Geruch zeigte mir den Weg. Schwächer als schwach hing er in der Luft, aber er weckte meine Aufmerksamkeit, da ich mich nicht mehr auf den Kampf konzentrieren musste. Ich folgte ihm, wandte mich nach rechts und links, suchte nach seinem Ursprung.
    Meine Hände fanden einen schmalen Zugang, und ich betrat einen Raum, der das flackernde Licht einer zu Boden gefallenen Fackel empfing.
    Plötzlich verstand ich, was es mit dem Geruch auf sich hatte. Die Armbrust des Nubiers lag neben der Fackel, achtlos fallen gelassen, die Kabelsehne gespannt, aber ohne Bolzen. Der Nubier hatte die anderen Brüder vor mir verlassen und sich auf die Suche nach der Nekromantin gemacht. Er war schneller gewesen als ich.
    »Nekromantin«, sagte ich.
    Sie stand vor einem der Erbauer-Schächte. Sein quadratisches Maul war hinter ihr geöffnet, und das schwache Licht der Fackel reichte nicht aus, um die Dunkelheit daraus zu vertreiben. Die Nekromantin hielt den Nubier vor sich, den Kopf zur Seite gedrückt, ihr Mund an den Sehnen seines Halses. Ich sah die gespannten Muskeln seiner Arme, die nutzlos gekrümmten Finger – das Schwert lag zu seinen Füßen, mit dem Heft über dem Rand des Schachtes.
    Die Nekromantin hob ihr Gesicht vom Hals des Nubiers. Blut tropfte von ihren Zähnen. Wie viel Kraft auch immer sie ihm gestohlen hatte, es war genug für die Wiederherstellung ihres früheren Aussehens. Das Blut rann über volle Lippen und ein makelloses Kinn.
    »Einen so Frischen hast du zu mir geschickt, Prinz Jorg«, sagte sie. »Mhm, mit heidnischen Gewürzen aromatisiert. Ich danke dir.«
    Ich bückte mich und hob die Armbrust auf. Ihr Gewicht erstaunte mich immer wieder. Ich nahm auch den daneben liegenden Bolzen und legte ihn vor die gespannte Sehne. Die Nekromantin trat hinter den Nubier und benutzte ihn als Schild. Direkt hinter ihr gähnte die Leere des Schachts.
    »Dir ist kalt, mein Prinz«, sagte Chella. Die plötzliche Musik ihrer Stimme traf mich unvorbereitet. Es war eine komplexe Melodie, und sie ging tief. »Ich könnte dich wärmen.«
    Mein müder Leib fühlte sich zu der dunklen Musik hingezogen. Es war die Erinnerung an Gains Gesicht in ihrem wurmigen Fleisch, die mich darin hinderte, ihrer Verlockung zu erliegen. Ich hob die Armbrust und wusste, dass ich sie nicht lange halten konnte.
    »Es ist Grabeskälte in dir.« Ihre Stimme wurde zu einem Zischen. »Sie wird dich töten.«
    Über die Schulter des Nubiers hinweg lächelte sie mich an und genoss meine Hilflosigkeit. »Du zitterst, Jorg. Leg die Armbrust weg. Wahrscheinlich könntest du nicht einmal deinen Freund hier treffen, geschweige denn mich.«
    Wie groß die Versuchung war, die Armbrust sinken zu lassen.
    »Er ist nicht mein Freund«, sagte ich.
    Die Nekromantin schüttelte den Kopf. »Er würde für dich sterben. Ich schmecke es in seinem Blut.«
    »Du spielst das falsche Spiel mit mir, totes Ding.« Ich hob die Armbrust und zielte. Das Zittern meiner Arme ließ die Spitze tanzen. Ein bisschen mehr, und es hätte den Bolzen aus seiner Furche geschüttelt.
    Die Nekromantin lachte. »Ich sehe, wie die Lebenden miteinander verknüpft sind. Du hast nur zwei Freunde, Prinz Jorg. An diesen Mann mit dem süßen Blut bist du so gebunden wie ein Sohn an seinen Vater.«
    Opfer.
    Die verlockend schöne Frau setzte ihre Finger auf die roten Löcher im Hals des Nubiers. »Gib mir die anderen. Gib mir ihren Lebenssaft, und ihr beide, dieser Mann und du, könnt bei mir bleiben. Ihr könnt mir helfen, die Leucrota zu ernten. Es existieren mehrere Stämme, und einige von ihnen sind recht aufsässig. Und ein lebender Verbündeter so klug wie du könnte gegen die anderen Nekromanten ein nützlicher Verbündeter sein.«
    Spiel das Spiel.
    Die Nekromantin lächelte, und in mir brannte wieder das dunkle Feuer. »Ich mag dich, Prinz. Wir können zusammen unter dem Berg herrschen.« Sex tropfte von ihren Worten. Nicht das blasse Rollen unter Laken, das Sally mir gegeben hatte, sondern etwas, das mächtiger war, unsichtbar und aufzehrend. Diese Frau bot mir ein Remis an. Leben, Macht und Herrschaft. Aber in ihren Diensten.
    Spiel das Spiel, um zu gewinnen.
    Der Nubier sah mich an, und zum ersten Mal wusste ich seinen Blick zu deuten. Ich hätte mit allem fertigwerden können. Mit Hass und Angst, auch mit Flehen. Aber er verzieh mir.
    WruOmm!
    Der Bolzen traf den Nubier in die Brust, riss ein Loch in

Weitere Kostenlose Bücher