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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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sie beide und ließ sie nach hinten kippen, in den dunklen Schacht. Keiner von ihnen schrie, und es dauerte eine Ewigkeit, bis sie tief unten auf den Boden schlugen.

 

     
    Die meisten Männer haben ein aussöhnendes Merkmal.
    Es bei Bruder Rike zu finden, erfordert erhebliche
    Anstrengungen. Ist »groß« ein aussöhnendes Merkmal?

 
31
     
    Als ich zurückkehrte, saßen die Brüder inmitten von Knochensplittern und pflegten ihre Wunden. Roddat, Jobe, Eis und Frenk lagen ausgestreckt abseits der Gruppe. Der Tod macht selbst den beliebtesten Mann zu einem Aussätzigen. Ich schenkte den Leichen keine Beachtung – alle wertvollen Dinge waren ihnen längst abgenommen worden.
    »Ich dachte, du hättest uns verlassen, Bruder Jorg.« Der Rote Kent sah mich unter seinen buschigen Brauen hinweg an und richtete den Blick dann wieder auf Schleifstein und Schwert.
    In dem »Bruder« hörte ich einen tadelnden Ton. Und vielleicht war es nicht nur ein einzelner Ton, sondern eine ganze Symphonie.
    Kein »Prinz« für den Davongelaufenen.
    Makin musterte mich nachdenklich. Er lag auf dem Boden und war zu müde, um an eine Säule gelehnt zu sitzen.
    Rike stemmte sich hoch. Langsam kam er näher und putzte einen Ring an den Lederpolstern seines Brustharnischs. Ich erkannte ihn als Roddats Glücksring, ein schönes Stück aus gelbem Gold.
    »Dachte, du hättest uns verlassen, Bruder Jorgy«, sagte er und ragte vor mir auf, breit und düster.
    Einige der Brüder, wie zum Beispiel Lügner, geben für das Auge nicht viel her, und die Leute sind immer wieder überrascht, mit was für einem scheußlichen Mistkerl sie es zu tun bekommen. Rike überraschte niemanden auf diese Weise. Die Gefahr, die er darstellte, seine schiere Brutalität, seine Liebe, die dem Schmerz anderer Leute galt … Es stand überall an ihm geschrieben, dafür hatte Mutter Natur gesorgt.
    »Der Nubier ist tot.« Ich achtete nicht auf Rike, sah Makin an, zog mir die Armbrust vom Rücken und zeigte sie allen. Danach herrschte kein Zweifel mehr. Der Mann war tatsächlich tot.
    »Gut«, sagte Rike. »Geschieht ihm recht fürs Weglaufen. Hab den blöden Feigling nie gemocht.«
    Ich schlug Rike so hart wie möglich. An die Kehle. Ich traf keine bewusste Entscheidung. Wenn ich auch nur ansatzweise darüber nachgedacht hätte, wäre ich so klug gewesen, die Faust zurückzuhalten. Mit einem Schwert hätte ich vielleicht eine Chance gegen ihn gehabt, mit bloßen Händen auf keinen Fall.
    Das mit den »bloßen Händen« stimmt nicht ganz. Ich trug meine Panzerhandschuhe aus genietetem Eisen. Mit vierzehn war ich sechs Fuß groß und hager, mit Muskeln, die daran gewöhnt waren, ein Schwert zu schwingen und eine schwere Rüstung zu tragen. Ich wusste auch, wie man zuschlägt. Ich legte mein ganzes Gewicht hinter diesen Hieb, und jede Unze meiner Kraft.
    Das genietete Eisen traf Rike an der breiten Gurgel. Ich hatte vielleicht nicht mit dem Kopf gedacht, aber zum Glück schien mich die Vernunft nicht ganz verlassen zu haben. Mit einem Schlag in Rikes Gesicht hätte ich mir die Hand gebrochen und ihn nur ein bisschen gekitzelt.
    Er gab eine Art Brummen von sich, stand da und wirkte ein wenig verwirrt. An die Vorstellung, dass ich gerade auf so grandiose Weise Selbstmord beging, musste er sich offenbar erst noch gewöhnen.
    Irgendwo in meinem Hinterkopf wurde mir klar, dass ich einen sehr großen Fehler machte. Dem Rest von mir war es gleich. Ich glaube, blinder Zorn und Freude darüber, Rike als einen Schlagsack verwenden zu können, hielten sich die Waage.
    Da er mir Gelegenheit zum erneuten Zuschlagen bot, machte ich gleich doppelt Gebrauch davon. Ein gepanzertes Knie, genau zwischen die Beine platziert, bringt so manchen Mann zum Nachdenken, selbst diesen sieben Fuß großen Irren, der doppelt so viel wog wie ich. Rike krümmte sich gehorsam zusammen, und ich brachte beide Fäuste auf sein Genick herab.
    Lehrer Lundist hatte mich mit Nippons Kampftechniken vertraut gemacht. Eins seiner aus dem Äußersten Osten stammenden Bücher hatte davon gehandelt. Eine Seite Reispapier nach der anderen mit Beschreibungen von Kampfstellungen und Bewegungsabläufen. Hinzu kamen anatomische Diagramme, die Auskunft über Druckpunkte gaben. Ich bin sicher, dass ich die beiden Betäubungspunkte an Rikes Nacken traf, und zwar ziemlich hart.
    Wahrscheinlich war er so dumm, dass er nicht wusste, welchen Zweck sie erfüllten.
    Rike holte mit der Faust aus, zum Glück für mich, denn er hätte

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