dark canopy
es lange keins.«
»Die Apothekerin war hier, kannst du dich erinnern?«
Ich kippte den Kopf erst zur einen und dann zur anderen Seite. Die kleinen Bewegungen taten weh, aber sich nicht zu bewegen, tat ebenso weh. In meinem Blut waren Splitter, sie kratzten mir die Adern von innen wund.
»Seltsam«, meinte Neél. »Du hast doch mit ihr gesprochen. Über eine Amber. Wer ist Amber? Und wer ist ... Matthial?«
Ich ließ die Augen zufallen und hoffte, die Ohnmacht würde mich holen kommen. Sie ließ mich schändlich im Stich.
Mina rettete mich, ich glaubte zumindest, dass sie es war, die mit der zweiten Stimme sprach. »Lass sie etwas schlafen, Neél, sie hat jetzt nicht die Kraft für deine Fragen. Sie muss zwischen den Waschungen Stärke sammeln. Das arme Mädchen. Das Fieber schwächt sie.«
Blutvergiftung also. Da hätte ich auch draufkommen können, aber woher sollte ich wissen, wie sich so etwas anfühlte? Ich stieß die Decke weg und zog sie in der nächsten Bewegung mit der gesunden Hand wieder bis an mein Kinn. Alles war zu warm und gleichzeitig zu kalt. Und alles tat weh.
Die Tür wurde geöffnet und geschlossen. Ich quälte vorsichtig ein Auge auf und stöhnte, weil das Deckenlicht mich traf wie ein Schlag ins Gesicht.
»Ist schon gut.«
Ich war mit Neél allein, Mina war gegangen. Er tupfte mir mit einem nassen Tuch das Gesicht ab. Ich dachte an Schnee und mein Herz begann zu jagen und mein Mund zu kichern. Neél ließ meinen Unterarm los, um das Tuch mit beiden Händen in einer Schale auszuwaschen. Vorsichtig umfasste ich mit der gesunden Hand die Finger der verletzten. Ein komisches Gefühl. Die Haut war prall, heiß und trotz Wassertropfen irgendwie trocken, das Fleisch darunter aufgequollen. Ich konnte die Finger kaum beugen, sie waren ganz steif. Das entzündete Gefühl zog sich bis in den Unterarm.
»Du musst den Arm ruhig liegen lassen«, sagte Neél. Er befeuchtete mit einem kleinen Schwamm meine Lippen, was unglaublich wohltat. Ich saugte das Wasser daraus wie ein Baby, das instinktiv zu nuckeln beginnt, wenn es Milch schmeckt.
»Die Apothekerin hat das gemacht«, meinte Neél. »Es ist abgekochtes Wasser mit Salz und Honig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dir das schmeckt, aber sie erlaubt mir gerade nicht, dass ich dir ein ordentliches Brot und einen Krug Gebrautes bringe.«
Dieser Schwätzer hatte mir nie auch nur einen Schluck Gebrautes gegeben, aber ich beschloss, für heute nachsichtig zu sein.
»Vielleicht hätten wir doch einen Heiler fragen sollen. Doch die anderen Varlets kennen die Heiler, sie hätten sofort geahnt, dass etwas passiert ist. Die Apotheker gehen häufiger ein und aus, weil immer mal jemand ein Mittel gegen Flöhe oder Bettwanzen braucht.«
Ich glaube, er redete aus Unsicherheit, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte. Auf eine seltsam geistesabwesende Weise amüsierte ich mich still über seine Hilflosigkeit.
»Mir hätte auffallen müssen, dass die Wunde sich infiziert hat.« Er berührte meine geschwollene Hand, betrachtete sie und ich reckte den Kopf, um endlich selbst zu sehen, wie es aussah. »Ich hätte es gerochen, aber die Salben, die du benutzt hast, überdecken den Entzündungsgeruch. Wer hätte auch ahnen können, dass das kleine Biest derart beißt?«
Ich zuckte zusammen. Das kleine Biest! Ich hatte es ganz vergessen!
»Werden ... sie es jetzt ... fangen?«, presste ich mühsam hervor. Wenn Mina und die Apothekerin von dem Biss wussten, dann hatten sie sicher schon gefragt, wer ihn mir zugefügt hatte. Wusste nun schon die halbe Stadt von dem wilden Kind in der stillen Siedlung? Was hatte ich mit meiner Sorglosigkeit angerichtet?
»Nein.« Neél bot mir erneut etwas Wasser aus dem Schwamm an, aber ich schüttelte den Kopf. Ich wollte eine Antwort. Und richtig trinken.
Er seufzte. »Die Apothekerin haben wir bestochen. Mina hat geschworen, nichts zu sagen. Ich hoffe, dass ich mich auf sie verlassen kann. Aber sie ist und bleibt Clouds Frau und damit ist und bleibt sie auch ebenso wenig durchschaubar wie er.«
»Danke«, flüsterte ich. Er gab sich alle Mühe und das war mehr, als ich erwarten durfte. »Ich habe Durst.«
Er reichte mir einen Metallbecher, den ich kaum festhalten konnte und auf meiner Brust abstellen musste. Den Kopf zu heben, um trinken zu können, glich einem Kraftakt. Neél lehnte sich ein Stück vor, vielleicht, um mir zu helfen, aber dann tat er es doch nicht.
»Hör mir gut zu«, sagte er, während ich mir den
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