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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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ineinander verkeilt und ein Schuss war nicht möglich. In seiner Hektik stolperte Matthial über eine Wurzel und tat das Einzige, was noch möglich war: Er brüllte und schlug mit dem Bogen gegen einen Ast. Wenn der Hund schlau war, ließ er sich durch den Lärm vertreiben.
    Der Hund war entweder sehr dumm, sehr hungrig oder vollkommen taub. Blut verklebte das Fell in seinem Gesicht, vielleicht sein eigenes, vielleicht Kendras. Er warf die zierliche Frau auf den Rücken und biss ihr in die Schulter bei dem Versuch, ihr an die Gurgel zu gehen. Kendra schrie vor Schmerzen, dass es durch den Wald schallte. Doch Matthial konnte endlich schießen. Der Pfeil drang dem Hund in die Brust. Ein Schwall Blut quoll aus dem Maul über Kendras Gesicht und das Tier brach röchelnd über ihr zusammen.
    Matthial ließ den Bogen fallen, eilte ihr zu Hilfe und trat den winselnden Hund von ihr herunter. Kendras Atem ging in schweren Stößen, aber ehe er sich um sie kümmern konnte, musste er den Hund erledigen. Blut rann dem Tier aus Maul und Nase und schlug, wenn es zu jaulen versuchte, rote Blasen. Die Lunge war zerfetzt. Matthial wandte vor Abscheu das Gesicht ab, als er den Pfeil griff, den Fuß auf der Brust des Tieres absetzte und die Spitze mit einem Ruck aus dem sterbenden Leib zog.
    »Armes Vieh«, murmelte er und stach erneut zu. Diesmal traf er das Herz. Der Tod kam ohne einen weiteren Laut. Ein dunkler Fleck entstand an der Hinterseite des Kadavers. Im Sterben lockerte sich der Schließmuskel. Der wässrige Hundekot stank bestialisch und Matthial beeilte sich, Kendra auf die Beine zu helfen und von dem Kadaver wegzuziehen.
    »Alles in Ordnung? Bist du schwer verletzt?«
    Sie rang sichtbar um Fassung, das Gesicht eher grau als bleich. »Es geht schon. Er hat mich nur am Arm erwischt, nur am ...« Sie betastete ihren Unterarm, dann die Schulter und geriet ins Schwanken.
    »Setz dich einen Moment«, sagte Matthial und führte sie zu einer ausladenden Wurzel.
    »Es geht schon«, beharrte sie energisch und wandte sich ab. »Lass mich einen Moment allein, nur kurz.« Sie entfernte sich ein paar Schritte und übergab sich an einen Stamm gelehnt.
    Matthial ließ sie. Er konnte sich vorstellen, wie unangenehm ihr dieser schwache Moment war - das kannte er von Joy -, und wollte sie nicht beschämen. Um nicht untätig herumzustehen, trat er zu den Hundekadavern und zog die Pfeile heraus. Bei einem brach dabei die Spitze ab. Verdammt! Mit zwei Fingern bohrte er in der warmen Wunde herum. Er wollte die mühsam gegossene und geschliffene Eisenspitze nicht aufgeben, doch sie saß zu tief, ohne ein Messer würde er sie nicht aus dem Leib des Hundes bekommen. Aussichtslos, er würde morgen wiederkommen müssen, wenn die Ratten bis dahin noch etwas übrig gelassen hatten.
    Er warf einen Blick zu Kendra, sie wischte sich mit Laub das Gesicht ab und würgte kurz darauf erneut. Sie brauchte noch ein wenig Zeit, um sich zu fangen, also folgte Matthial der selbst im Düsteren unübersehbaren Blutspur, die das überlebende Tier bei seiner Flucht gelegt hatte. Das Blut musste ihm regelrecht aus dem Körper geströmt sein und mit dieser Verletzung konnte es nicht weit gekommen sein. Wenn er es fand, konnte er es erlösen und der Pfeil wäre gerettet.
    Er fand den Hund, als dieser gerade seine letzten Atemzüge tat. Er zitterte noch einmal, dann wurden die halb offenen gelben Augen starr. Der Pfeil stak zwischen seinen Rippen hervor. Matthial konnte nicht anders, er strich kurz über den Hundekopf. Diese Tiere erinnerten ihn in unerträglicher Intensität an Rick. Es waren kluge Geschöpfe, nur wenn der Hunger sie quälte, wurden sie so dumm, sich mit Menschen anzulegen. Die kleine Dreiergruppe musste kurz vor dem Verhungern gewesen sein. Vor ihm lag ein altes Weibchen, dessen Hüft- und Schulterknochen weit hervorstanden. Es hatte viele Welpen großgezogen, das sah er an den hängenden Zitzen. Vermutlich hatte das restliche Rudel die drei Hunde, die Kendra angefallen hatten, fortgebissen, als sie alt und schwach geworden waren und damit zu einem Risiko. Matthial kannte dieses Vorgehen besser, als ihm lieb war. Sein Vater zwang die alten Clanmitglieder vor dem Winter, in die Städte zu gehen, wenn er nicht mehr bereit war, sie durchzufüttern. Eine Ausnahme stellte bloß Laurencio dar, der durch sein immenses Wissen und sein Talent, dieses weiterzugeben, immer noch nützlicher war als drei junge Männer zusammen.
    Matthial schrak aus seinen Gedanken

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