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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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hoch, als er neben dem toten Hund etwas entdeckte. Er stutzte. War das ... nein, das konnte nicht sein. Aber doch, es gab keinen Zweifel. Neben dem Hundekadaver erkannte er einen frischen Hufabdruck in der Erde. Hier müssen Percents gewesen sein.
    Andererseits beschlugen die Percents ihre Reittiere. Dieser Abdruck stammte von einem Pferd ohne Hufeisen. Zweifelsohne war er nicht mal ein paar Stunden alt. Der Abdruck war noch feucht. Matthial fluchte innerlich, weil Josh nicht in der Nähe war. Der Hufabdruck könnte theoretisch zu Mars’ Clanpferd passen, doch genau sagen konnte er das nicht. Sein Bruder hatte sich früher immer um die Pferdepflege gekümmert, und so oft, wie der Gaul ihn getreten hatte, würde Josh seine Hufabdrücke überall wiedererkennen.
    Mit tief gesenktem Kopf folgte Matthial der Spur. Sie war schwer zu finden. Nach ein paar Metern verriet die Fährte, dass das Pferd in Trab verfallen war. Danach verlor sie sich, weil die Bäume weiter auseinanderstanden, wodurch der Waldboden trockener und härter wurde. Die Hufabdrücke wurden zu seichten Halbmonden und verschwanden dann völlig.
    Grübelnd ging Matthial zurück zu Kendra.
    »Bist du okay?«
    Sie hob den Kopf und strich sich das Haar zurück, wodurch es nur noch wilder zu Berge stand. »Ja. Wir können gehen. Es war nur der Schreck. Die Wunden werde ich auswaschen müssen, aber sie sind nicht allzu schlimm. Zum Glück hatte ich die Jacke an. Manchmal hat es seine Vorteile, ständig zu frieren.« Sie lächelte bemüht.
    Matthial erwiderte ihr Lächeln nicht, betrachtete bloß ihr bleiches Gesicht unter der dünnen Schweißschicht.
    »Hör mal, Matthial, es tut mir leid, das weißt du, oder?«
    »Was? Dass die Hunde dich angefallen haben? Das muss dir nicht leidtun.«
    »Aber ich weiß, wie schwer es dir fällt, wilde Hunde zu töten. Und das war unnötig. Ich hätte nicht allein rausgehen sollen. Sie hätten sicher nicht angegriffen, wenn ich nicht allein gewesen wäre.«
    »Allein?«, hakte Matthial nach. »Du warst ganz allein?«
    Wieder dieses bemühte Lächeln. »Siehst du hier noch jemanden?«
    »Nein. Ich frage mich nur, was du hier gemacht hast. Allein.«
    Ihre Antwort kam schnell. Vielleicht zu schnell. »Holunderblüten sammeln. Du weißt doch, dass ich daraus immer Limonade mache. Erinnerst du dich noch dran?«
    Das tat er. Allerdings sah er weder einen Beutel noch eine einzige Holunderblüte und dass sie vor dem Sammeln von den Hunden angegriffen worden war, schien ihm unwahrscheinlich. Wer ging schon in der Dämmerung los zum Holunderblütensammeln?
    »Und es war sicher niemand hier?«
    »Matthial, ich sagte es doch.«
    Er nickte. Ja, das sagtest du. Aber ich habe die Hufspuren gesehen. Was, wenn ein Reiter da war? Welchen Grund könntest du haben, es mir zu verheimlichen. Was, Kendra, wenn du mich anlügst? Er schüttelte die Gedanken ab. Ein Verdacht rechtfertigte keinen Streit, der ihr Vertrauen in ihn erschüttern würde. »Lass uns gehen, bevor das Blut noch Mutantratten anlockt. Wir müssen deine Wunden versorgen.«
    Aber verlass ich drauf, dass ich dich im Auge behalte.

28
    zum trost hüllen sich witwen in schwarz.
die nacht ist schön.
    Graves’ Humor war rabenschwarz. Ansonsten hätte er uns wohl kaum mit dem Versprechen auf eine Überraschung aus der Stadt gelockt und uns nach einem Gewaltmarsch durch den Wald, eine Ruinenstadt und jede Menge vernarbtes Bomberland zu einer Leiche geführt.
    »Oh, der Kollege hat’s hinter sich.« Neél rieb sich die Nasenwurzel und atmete durch den Mund, während er sich über den toten Percent beugte.
    »Wenn dem nicht so wäre, hätte ich einen Heiler oder Apotheker mitgenommen statt euch und Gummihandschuhe«, meinte Graves. »Ich habe ihn heute Mittag beim Jagen gefunden. Aber so, wie er aussieht, liegt er schon eine Weile hier.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Beide sahen mich aufmerksam an, aber ich konnte es nicht sofort erklären. Ich kniete neben der Leiche nieder - und hielt die Luft an. Verwesungsgeruch ist das Übelste, was es gibt. Süßlich-sauer beißend und gleichzeitig legt er einen dünnen Film über die Zunge und die Naseninnenwände, sodass man, wenn man ihn erst einmal eingeatmet hat, für Stunden von dem Gestank verfolgt wird. Wie die Percents das wohl ertrugen? Neél rieb sich die Arme, vielleicht verschloss er so die Poren.
    Um so schnell wie möglich von hier wegzukommen, konzentrierte ich mich auf die Leiche. Mein Vorteil war, dass sie kaum mehr aussah wie ein

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