dark canopy
Dorf. Ich mache mir nichts vor, sie haben dem Waffenstillstand nur zugestimmt, weil diese Hütten uneinnehmbar sind und weil wir gute Lieferanten für Wild und andere Waldprodukte sind. Unsere Außenposten und Kundschafter genießen allerdings keine Privilegien.«
»Möglich, dass ich etwas anzubieten habe, das dir in der Hinsicht eine Hilfe sein kann.«
Jamie lächelte, es wirkte fast mitleidig. »Junge, ich habe es deinem Vater gesagt und ich sage es dir: Ich brauche keine Leute mehr. Wir sind genug.«
Einen Moment lang war Matthial irritiert. Sein Vater hatte Jamie gebeten, Clanmitglieder bei sich aufzunehmen? Das hörte er zum ersten Mal.
»Darum geht es nicht«, erwiderte er. »Mein Vater hat die Gegend verlassen. Ich spreche nicht länger für ihn, sondern für mich und meinen Clan.«
Jamie runzelte die Stirn. »Clanführer, ja? Meinen Glückwunsch, Junge. Mit welcher Stärke kämpft dein Clan?«
»Ich habe zwei Männer, eine Frau sowie einen Hund. Außerdem drei weitere Frauen in der Stadt.« Joy, Liza und Amber hatten sicher nichts dagegen, dass er sie zu seinen Anhängern zählte.
»Und ein Pferd«, vermutete Jamie.
»Leider nicht. Das Pferd nahm mein Vater mit sich.«
Die Aussage schien Jamie zu irritieren. »Seltsam«, murmelte er. »Wir haben Pferdespuren auf eurem Clangebiet gefunden, ist noch gar nicht so lange her.«
»Nun, ich wüsste es sicher, wenn ich ein Pferd besäße. Meine Füße wären weniger schwer nach dem langen Marsch zu dir.« Matthial lachte. Aber auch er grübelte über das mysteriöse Pferd. Es musste doch ein Percent gewesen sein. »Wie auch immer, Jamie, es erstaunt mich, dass du über die Geschehnisse in meinem Terrain so gut informiert bist. Neugierig?«
Jetzt war es Jamie, der lachte. »Man muss doch wissen, was vor sich geht.«
»Aber das ist riskant, wie du mir eben selbst gesagt hast.«
Das Lachen des Clanführers verebbte. »Das soll keine subtile Drohung sein, nehme ich an?«
»Nicht im Geringsten. Es ist ein freundliches Angebot. Ich möchte gerne näher mit dir Zusammenarbeiten, Jamie. Intensiver, als du es mit meinem Vater getan hast.«
Wieder nahm Jamie seine Teetasse in die Hand und drehte die Flüssigkeit darin. »Vorstellbar ist das. Eins hast du zweifelsfrei bereits bewiesen - du redest besser als der verbohrte, alte Sack, der dein Vater ist. Ich nehme an, du hast wirklich ein Angebot für mich und willst nicht nur, wie er, die Leute loswerden, für die du keine Verwendung mehr hast. Fraglich bleibt, ob mich interessiert, was du anbietest.«
»Du wirst mitbekommen haben, dass mein Clan noch klein ist. Aber wir teilen mit euch, was wir haben.«
»Und das wäre?«
»Vorerst nicht mehr als Unterschlupf und Gastfreundlichkeit in einem sicheren Haus, das noch nie durchsucht wurde.« Matthial hoffte, dass Jamie ihm die Lüge nicht anmerkte. Die Percents waren im Clanhaus gewesen - allerdings hatte sich sein Zwei-Mann-Clan zu der Zeit tief unter der Erde befunden. »Für den Fall, dass wir es aufgeben müssen, verfügen wir über mehrere vollständig erschlossene Tunnel. Unsere Türen stehen euch offen.«
Jamie starrte eine entnervend lange Weile in seine Tasse. »Damit wir uns richtig verstehen«, sagte er schließlich, »ich biete dir und den Deinen jederzeit dasselbe. Ich nehme niemanden dauerhaft im Dorf auf, aber kurzfristig ist euch meine Gastfreundschaft sicher. Bevor du höhere Ansprüche stellst - ein Bündnis, Unterstützung bei Kämpfen oder was auch immer du dir erhoffst -, musst du mehr bieten. Dein Angebot ist nützlich, aber nicht das, was ich als unwiderstehlich bezeichnen würde.«
»Verstehe ich.« Mehr hatte Matthial sich nicht erwartet. Wichtiger als Versprechungen waren Kontakte, das hatte er von seinem Vater gelernt, auch wenn dieser die meisten seiner Kontakte schnell wieder verprellt hatte. Hier war nun seine Chance, es besser zu machen.
Ein Schritt nach dem anderen. Geduld. Dafür hatte Matthial zwar keine Zeit, im Grunde brauchte er Jamies Hilfe in Gestalt von kämpfenden Männern sofort. Doch er wusste, dass der Pfad der Geduld die einzige Möglichkeit war, überhaupt etwas zu bekommen.
32
angenommen, du könntest wählen.
freiheit oder sicherheit, was wäre deine wahl?
Die Tage schmolzen in sich zusammen wie Stundenkerzen nah am Feuer. Jede Nacht starrte ich ins Leere und atmete das frostige Alleinsein ein. Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass der verdammte Percent mir fehlen würde, wäre ich ihm ins Gesicht
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