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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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mit mir vorhatten, aber zu dem wollte ich nicht. Dann lieber zu Hooke, dem auffällig Geschminkten. Er sah nicht weniger grausam aus, aber dabei nicht ganz so entschlossen. Ich würde Zeit haben, bis er sich entschieden hatte, was er mit mir tun wollte. Ich würde verhandeln können -worum auch immer. An Cloud deutete jetzt schon alles daraufhin, dass er mein Schicksal bereits kannte und nicht warten würde, es zu besiegeln. Leider hatte meine Meinung hier nicht das geringste Gewicht. Ich schlang die Arme um meinen Oberkörper, um das Zittern einzudämmen, und beobachtete, wie sich die beiden Männer gemächlich umkreisten.
    »Du hast schon eine Frau«, wiederholte Hooke.
    Cloud zuckte mit einer Schulter, er ließ sich nicht zu einer Antwort herab.
    »Was willst du mit einer weiteren?«
    Von hinten rief jemand: »Eine ist nicht genug für Cloud.« Einige lachten.
    Es war seltsam, sie lachen zu hören. Ihr Lachen zerstörte etwas in mir. Hoffnung - wenn überhaupt noch welche übrig war.
    Die anderen Percents schlossen den Kreis nun enger. Ich wäre gern weiter zurückgewichen, aber sie standen auch in meinem Rücken. Die Streitenden waren einander so nah, dass ihre Nasen sich fast berührten.
    »Wozu willst du noch eine?«, fragte Hooke. »Andere haben auch Bedürfnisse .«
    Ich schluckte hart gegen den Drang zu würgen an, weil er das letzte Wort so eindeutig aussprach.
    »Die da gehört mir.« Cloud sprach leiser, ruhiger. Er schien Aggressivität nicht nötig zu haben, um sich Respekt zu verschaffen. Der andere mied seinen Blick. »Sie ist nicht gut für deine Bedürfnisse, Hooke. Diese Frau ist Soldat.«
    Hooke grinste und sah auf mich herab, zugleich abfällig wie lüstern. »Halbe Portion Soldat vielleicht. Sie ist gut genug für mich.«
    Mein Verstand flüsterte mir zu, dass Cloud für mich womöglich doch das geringere Übel war, nichtsdestotrotz bekam ich meine Instinkte nicht gebändigt. Ich fürchtete mich weniger vor Hooke, egal was sie von sich gaben.
    »Nein«, sagte Cloud. »Hol dir etwas anderes.«
    Irgendetwas in seiner Stimme veranlasste Hooke dazu, ein letztes Mal zu schlucken und sich dann mit einem unwirschen Schnauben abzuwenden. Die anderen machten ihm Platz für seinen Abgang. Sie spotteten nicht über den Verlierer, sondern klopften ihm im Vorbeigehen auf die Schulter.
    »Komm«, sagte Cloud. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass er mich meinte. Er drehte sich um und obwohl ich den Kopf schüttelte und ein gewispertes »Nein« über meine Lippen kam, folgte ich ihm unverzüglich. Dass er mich nicht fesselte, war meine einzige Chance, ich durfte sie keinesfalls durch Feigheit gefährden.
    Aufrecht ging ich hinter ihm her, zwischen den Percents hindurch, die ihren Kreis jetzt auflösten und sich anderen Dingen zuwandten. Erst jetzt erkannte ich, wie groß der Raum war, und entgegen meiner ersten Vermutung, er sei fensterlos, machte ich mannshohe Bogenfenster aus, die mit Farbe beschichtet waren, um kein Tageslicht hereinzulassen. Wir waren in einer großen Halle, in einem der Geschäfte, in denen die Menschen früher gegessen hatten.
    Auf ein paar verbliebenen Tischen und auf dem Boden lagen Dinge, um die weitere Grüppchen von Percents standen und aushandelten, wer was bekam. Sie diskutierten um manche Gegenstände, handelten, stritten aber nie. Die Anweisungen einiger schienen mehr Gewicht zu haben als die Meinungen anderer. Es gab eine geordnete Hierarchie; etwas, worüber ich nie zuvor nachgedacht hatte. Ich erblickte Waffen, Kleidungsstücke, Schuhe und - es schnürte mir die Kehle zu - die Flöte des kleinen Matches-Bruders. Sie verteilten ihre Kriegsbeute untereinander wie wilde Hunde die nahrhaften Innereien der gerissenen Tiere. Alles, was kurze Zeit zuvor noch unser gewesen war, gehörte nun ihnen.
    Ich bewegte die Schultern, konzentrierte mich darauf, mein Papier zu spüren. Es war noch da. Sie hatten es nicht gefunden. Vermutlich weichte es in meinem Schweiß bereits auf, aber das konnte mir egal sein. Sie zerstörten ohnehin alles, was sie nicht gebrauchen konnten. Besser, ich tat es selbst, bevor sie es vor meinen Augen zerrissen. Es war alles, was ich noch hatte.
    Während ich Cloud durch den Saal folgte, hielt ich die Augen nach weiteren Dingen offen, die mir verraten konnten, wer noch geschnappt worden war. Die Stiefel, die ein Percent an den Schnürriemen über den Schultern trug, konnten Will gehört haben, aber sicher war ich mir nicht. Ihn hatten sie definitiv

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