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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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meinen Blick und leckte sich die Lippen. »Sonst zeige ich einen Diebstahl an. Dann wirst du gefilzt.« Sein schmutziges Grinsen ließ mich ahnen, dass das nichts Gutes bedeutete.
    »Nicht von dir, Giran«, hörte ich jemanden vom anderen Ende des Hofes rufen. Neél. Er kam durch die Stahltür, die durch die Mauer nach draußen führte.
    Zum ersten Mal war ich erleichtert, seine Stimme zu hören. Nie zuvor war mir seine Kraft als Vorteil erschienen.
    »Was ist hier los?« Natürlich bekam ich den Anpfiff, in Form eines bösen Blickes, nicht die drei Varlets, die mir gegenüberstanden und schadenfroh grinsten.
    Giran erzählte, er hätte gesehen, wie ich etwas unter meine Kleidung steckte. Seine beiden Schatten scharrten mit den Füßen, spuckten auf die Erde und nickten.
    »Sicher war es eine Waffe!«, rief Giran wichtigtuerisch, aber daraufhin lächelte Neél nur frostig.
    »Wohl kaum. Wenn sie eine Waffe hätte, wärst du schon tot, Mann.«
    Ein eigenartiges Kompliment, und vermutlich diente es nur Neéls Selbstdarstellung, schließlich war er mein Trainer, aber mir gefiel die Art, wie er es sagte. Er glaubte es selbst. Und mir entging nicht, dass er Abstand zu mir hielt. Vielleicht schloss er nicht aus, dass wirklich eine Waffe in meinem Ärmel steckte. Ein guter Gedanke, der mich den Rücken straffen ließ.
    »Ich kümmere mich darum«, meinte Neél leichthin und wollte sich bereits abwenden, aber Giran antwortete mit einem lauten »Nein!«.
    »Nein?« Neél hob eine Braue.
    Giran hielt seinem Blick nicht stand, stattdessen sah er mich an. Seine Zunge, die sich immer wieder zwischen den Lippen und in seinen Mundwinkeln zeigte, machte mich nervös. »Ich zeige einen Diebstahl an, wenn sie nicht augenblicklich rausrückt, was sie eingesteckt hat.«
    Ich hatte nicht den geringsten Schimmer, was mir blühen würde, wenn er seine Drohung wahrmachte. Es klang nicht gut und ich überlegte ernsthaft, das Dokument einfach abzugeben. Was wollte ich überhaupt damit?
    Doch Neél reagierte schneller als ich. »Tu, was du nicht lassen kannst«, sagte er mit einem abfälligen Kopfschütteln. Er pfiff leise durch die Zähne und bedeutete mir damit, mit ihm zu kommen, als sei ich ein Hund.
    »Schönen Tag noch«, wünschte ich Giran und folgte Neél, wobei ich so dicht an den anderen beiden Varlets vorbeiging, dass ich den einen mit der Schulter streifte. Ich musste dabei an einen gefrorenen Wasserfall denken und versuchte, mich ebenso kalt und hart zu fühlen.
    Erst im Inneren des Gefängnisses, als die schwere Tür hinter uns zugefallen war und meine Augen sich an das schummrige Licht der wenigen Lampen gewöhnt hatten, atmete ich durch.
    »Wenn das hier vorbei ist, erwarte ich, dich nie wieder aus Schwierigkeiten herausholen zu müssen.« Neéls Stimme klang in den steinernen Korridoren seltsam hohl und als würde er aus allen Richtungen zu mir sprechen.
    Ich wollte erwidern, ihn nicht darum gebeten zu haben, verkniff mir den Kommentar aber rechtzeitig. Er war wütend genug. Stattdessen fragte ich: »Wenn was vorbei ist?« Es kribbelte unangenehm in meinem Nacken, als ich mir bewusst wurde, dass wir einem Weg folgten, den ich in all den Wochen noch nie gegangen war.
    »Giran wird ernst machen«, antwortete er verhalten, da uns zwei Percents entgegenkamen. Er wartete, bis wir sie passiert hatten und ihre Schritte verklungen waren. »Er wird melden, dass du versucht hast, etwas zu stehlen. Keine große Sache. Aber auch keine schöne. Und sollte er etwas finden ...« Er sog die Luft durch die Zähne ein.
    »Oh«, gab ich zurück. Sehr geistreich. »Aber du hast eine Idee, oder?«
    »Ja.« Er ließ das Wort schwingen und warf mir einen Blick zu, aus dem ich nicht schlau wurde. »Ich melde den Diebstahl selbst.«
    Fünf Meter lang fragte ich mich, was das bedeuten sollte.
    Dann fragte ich ihn.
    Er blieb an einer Tür mit Glasfenster stehen. Im Inneren saß ein älterer Percent an einem Schreibtisch und spielte allein ein Kartenspiel. Er musste unsere Silhouetten bemerkt haben, sah aber nicht auf.
    »Wir haben keine Zeit, um es auszudiskutieren. Wenn Giran die Sache meldet, hat er das Recht, meinen Raum durchsuchen zu lassen.«
    Ich biss mir auf die Lippe. Die Papiere in meiner Matratze! Wenn er sie fand, war ich geliefert!
    Neél straffte die Schultern. Ohne dass ich reagieren konnte, schlang er mir das grässliche, allzu vertraute Lederseil ums Handgelenk. »Was jetzt passiert, habe ich nicht gewollt. Vergiss das nicht. Aber ich

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