dark canopy
meines Hemdes. Ich hielt mich an jedem einzelnen Knopf auf. Trotz der Kühle rann mir ein Schweißtropfen die Wirbelsäule herab. Sicher roch er meine Angst.
»Er wird nichts finden«, sagte Neél tonlos. Es klang wie eine Instruktion.
Der letzte Knopf ging verräterisch schnell auf. Verdammt, ich musste mir etwas einfallen lassen. Ich brauchte mehr Zeit. Die Lederschnur war mir im Weg, ich wickelte sie mir straff um den Unterarm. Meine Finger zitterten und ich brauchte unnötig lange, um meine Hose zu öffnen. Doch kaum hatte ich die Kordel, die ich statt eines Gürtels trug, gelöst, fiel das Leinen mit einem feuchten Geräusch zu Boden. Ich hob sie auf und reichte sie Neél. Er schüttelte sie aus, etwas löste sich und wehte zu Boden. Er bückte sich danach. Schnell zog ich den Arm aus dem Hemd, griff dabei nach dem Dokument und schob es vorne unter das ausgeleierte Gummi meiner Unterhose. Ein besseres Versteck hatte ich nicht.
Das, was an meinem Hosenbein geklebt hatte, stellte sich als dreckstarrendes Laubblatt heraus.
Neél räusperte sich. »Dein Hemd.« Ich reichte es ihm, danach meine Strümpfe. »Das reicht«, sagte er schließlich und mir entfuhr ein erleichtertes Ausatmen, weil ich Unterhemd und -hose anbehalten durfte. Es war nicht viel Stoff, der mich jetzt noch verbarg, ich war mir bewusst, wie wenig Schutz er bot. Aber ich zwang mich, es als Zeichen zu betrachten. Wenn er mich demütigen wollte, hätte er mich gezwungen, ihm nackt gegenüberzustehen.
»Wir werden deine Kleidung jetzt durchsuchen, danach folgt die Leibesuntersuchung. Ich werde nichts finden. Aber es ist Vorschrift. Ich muss nachsehen, Soldat.« Seine Stimme klang auf bedrängende Art zwingend. Und in diesem Moment gab es keinen Zweifel mehr. Er ahnte es. Nein, er wusste, dass da etwas war - und wollte, dass ich es besser versteckte.
Er verließ den Raum.
Ein kaltes Zittern übergoss meinen Körper. Meine Finger kribbelten, ich hatte das Lederband zu fest gewickelt. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und ging unruhig im Raum auf und ab. Ich spürte das Dokument in meiner Hose, es klebte an meinem feuchtgeschwitzten Unterleib. Da konnte es nicht bleiben, Neél würde mir unter die Wäsche schauen. Oh, bei der Sonne, verdammt, er würde mir ... Ich zog heftig die Nase hoch. Nur nicht daran denken. Nein, ich musste einen kühlen Kopf bewahren und das Dokument loswerden. Konnte ich es hier irgendwo verstecken? Nein, das war aussichtslos, es gab nichts: keine lose Teppichecke, keine Dielen, zwischen die man es hätte schieben können, bloß nackte Wände. Verdammt!
Ein Stück normales Papier hätte ich zerkaut und runtergeschluckt, aber die dünne Plastikschicht machte dies unmöglich. Ich könnte es in mein Haar stecken, aber so leicht würde Neél es mir nicht machen - dort würde er gewiss nachschauen. Meine Schritte wurden eiliger. Die Wände schienen näher zu kommen. Zum Durchatmen lehnte ich den Kopf gegen die Mauer. Vor Nervosität schwitzten selbst meine Füße und hinterließen dunkle Flecken auf dem Boden. Staub aus mehreren Jahren klebte mir unter den nackten Sohlen. Mir entwich ein Schluchzen, als ich endlich die rettende Idee hatte.
Keinen Moment zu früh stand ich wieder mittig im Raum. Neél trat ein, diesmal ließ er die Tür offen. Ich biss die Zähne zusammen, als er auf mich zu kam.
»Öffne deine Haare«, wies er mich tonlos an und umkreiste mich.
Ich gehorchte und zog das Band aus dem Zopf. Mein Haar kringelte sich vor Feuchtigkeit und war verklebt von Schmutz. Ich musste heftig an den geflochtenen Strähnen reißen, um sie zu lockern. Dabei presste ich die Oberarme gegen die Brust; weniger, um mich vor Neéls Blicken zu schützen, sondern, damit er mein Zittern nicht bemerkte. Er blieb hinter mir stehen, fasste mir ins Haar und tastete bis in meinen Nacken. Ich erschauderte und grub die Zähne in die Unterlippe.
Stell dich nicht so an!, sagte ich mir. Ich schlief jede Nacht mit ihm im gleichen Raum, zog mich sogar in seiner Anwesenheit um. Aber das hier war etwas anderes.
»B...breite die Arme aus«, sagte er leise. Seine Stimme stockte, nur ganz minimal, wie ein Haarriss. Eine Scharte in der geschärften Klinge, ein Sandkorn im Auge.
Ein ungewolltes, hohes Geräusch drang aus meiner Kehle, als er mich abtastete. Hüfte, Bauch, Rippen ... höher. Tränen brannten heiß unter meinen Lidern.
»Macht’s dir wenigstens Spaß?«, fauchte ich ihn an, weil Schweigen mich zum Weinen gebracht hätte und
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