Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
für andere geöffnet. Ihr habt gewählt, die Schlachten in Eurem Leben im Alleingang zu kämpfen. Ihr habt all diejenigen von Euch gewiesen, die versuchten, sich Euch zu nähern. Am Ende habt Ihr immer nur Euch selbst geholfen. Das Team wird nicht in der Lage sein, Euch zu vertrauen. Ihr werdet es verlassen, gerade dann, wenn es Euch am nötigsten hat. Und wenn es Eure Kraft braucht, werdet Ihr sie nur für Euch selbst einsetzen. Dies könnte dazu führen, dass die Mission scheitert, es könnte gar Leben kosten.
In vierzig Sekunden werden sich die Metallgurte um Eure Arme und Beine langsam zuziehen. Sie werden sich immer mehr zuziehen, bis sie schließlich Eure beiden Arme und Beine brechen. In einigen Monaten werden Eure Verletzungen verheilen, doch Ihr werdet nie mehr gehen können. Ihr werdet meine Schmerzen teilen … Ihr werdet Beine haben, die nicht einmal fähig sind, den Mann zu tragen, dem sie gehören … Dies alles wird geschehen, es sei denn, Ihr sagt dem Onovan im Raum diese zwei simplen Worte: ‹Befreit mich.› Wenn Ihr diese Worte aussprecht, wird der Onovan Euch augenblicklich zu Hilfe eilen und Euch von Euren Qualen erlösen und Euch davor bewahren, ein Leben lang an einen Rollstuhl gebunden zu sein. Ihr werdet frei sein. Ihr werdet zwar nicht mehr an der Mission teilnehmen, doch Ihr werdet das Leben genießen können und das tun, was Euch am meisten Spaß macht: auf der Straße herumzulungern, in den Tag hineinzuleben und das in Angriff zu nehmen, was Euch gerade beliebt. Alles, was vom heutigen Tag noch zurückbleiben wird, ist eine schwache Erinnerung.
Da ist nur ein einziges wichtiges Detail, das Ihr wissen müsst: Wenn Ihr Euch dazu entschließt, die beiden Worte auszusprechen, die Eure Freiheit bedeuten, wird Ephrion Euren Platz einnehmen müssen. Er wird in Euer Zimmer gebracht und mit Metallgurten an Euer Bett gebunden werden, und die Schlaufen werden sich immer enger zuziehen. Er ist nicht so stark, wie Ihr es seid. Die Folter könnte ihn sogar töten.
Eure physische Kraft wird Euch nichts nützen. Ihr könnt Euch nicht mit Muskelkraft befreien. Nur diese beiden Worte können Euch ein neues Leben bescheren und gleichzeitig ein unschuldiges Leben beenden. Die Wahl ist die Eure. Und Ihr habt genau sechs Minuten Zeit, um Eure Entscheidung zu treffen.
Euer Test beginnt … jetzt!»
Ein ohrenbetäubender, quietschender Schrei schreckte Miro aus dem Schlaf. Er riss die Augen auf und sprang mit einem Satz aus seinem Bett. Noch nie hatte er ein derart furchtbares Geräusch gehört. Der Schrei ging Miro durch Mark und Bein.
Bei Shaíria, was geht hier vor? Er eilte zur Tür, um nachzusehen, was da draußen los war. Er drehte den Türknopf, doch die Tür war verschlossen. Er rüttelte etwas kräftiger, jedoch ohne Erfolg. Die Tür ließ sich nicht öffnen. Nervös lief Miro zum Fenster auf der andern Seite des Zimmers, von dem aus er eine klare Sicht auf den gepflegten Rasen und den Springbrunnen hatte. Doch auch das Fenster war aus ihm unerklärlichen Gründen so verklemmt, dass er es nicht aufkriegte. Beunruhigt lief Miro im Zimmer hin und her, bis er wieder zur Tür rannte und begann, mit seinen Fäusten dagegen zu schlagen.
«Lasst mich raus! Lasst mich raus!» Er schrie, so laut er konnte, und polterte so lange gegen die Tür, bis seine Kehle und seine Hände schmerzten. Dann lehnte er sich gegen die Wand und ließ seinen Körper langsam zu Boden gleiten. Dort hockte er eine Weile und ließ seinen Blick über den Raum gleiten, in dem er gefangen war. An der Wand neben dem Fenster waren drei Uhren. Die erste war eine uralte Standuhr aus dunklem Holz mit verschnörkelten Zeigern. Ihr großes Pendel schwang so langsam hin und her, als hätte es Mühe, mit der Zeit Schritt zu halten. Daneben, ungefähr auf Augenhöhe, hing eine neuzeitliche Uhr mit Digitalanzeige, und gleich neben dem Fenster befand sich eine Uhr, die jeglicher Logik widersprach. Ihr Zifferblatt bestand aus seltsamen Zeichen und Symbolen, die Miro nicht zu interpretieren vermochte. Einer der fünf Zeiger drehte sich lautlos gegen den Uhrzeigersinn, doch welche Zeit er eigentlich anzeigte, vermochte Miro beim besten Willen nicht zu erkennen.
Er konnte sich auch nicht daran erinnern, die Uhren am vorherigen Tag schon gesehen zu haben. Überhaupt schien der Raum über Nacht völlig umgekrempelt worden zu sein. Er war überhäuft mit den verschiedensten Apparaturen und Geräten. Auf einer Kommode standen ein Tintenfass mit
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