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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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tun?», erkundigte sich Joash. «Wer sind die Brüder? Und wohin bringen sie uns?»
    «Wohin sie uns diesmal bringen, wissen wir auch nicht», erklärte Aliyah, «aber ihre Auftraggeberin ist die Prophetin, von der wir dir erzählt haben.»
    «Aha», meinte Joash. «Und was habt ihr doch gleich gesagt, worum es hier eigentlich geht?»
    Aliyah schilderte Joash in kurzen Worten, was ihnen das Mütterchen in ihrem Haus offenbart hatte, angefangen von der wahren Identität der Hexen, ihrer eigenen Berufung und der ihnen anvertrauten Mission. Joash hörte sich alles an und meinte dann einfach:
    «Klingt zwar alles etwas verrückt, wenn ihr mich fragt, aber wie auch immer. Hauptsache, mein Kopf rollt morgen Früh nicht, ey?»
    Ein Gewitter zog herauf. Es begann in der Ferne zu donnern, und wenig später platschten die ersten Regentropfen auf das Holzdach der Kutsche. Ein kühler Wind schlich sich durch die Türritzen in die dunkle Kabine. Die Jugendlichen schwiegen und spürten auf einmal eine starke Müdigkeit in sich aufsteigen. Es war eine lange Reise gewesen, und sie waren alle hungrig, schmutzig, aufgewühlt und eingeschüchtert von den dramatischen Erlebnissen in der Burg und vor allem unendlich müde. Sie wollten nur noch schlafen, schlafen und erst wieder aufwachen, wenn alles vorbei war und Drakar ihnen nichts mehr anhaben konnte. Schon bald fielen ihnen vor Erschöpfung und trotz des nagenden Hungers, trotz der Ungewissheit ihrer Zukunft und tausend unbeantworteter Fragen die Augen zu. Sie verloren jegliches Gefühl für Raum und Zeit.
    Sie wachten auf, als jemand die Tür der Kutsche öffnete. Nayati sprang mit einem kräftigen Satz hinaus, blieb unmittelbar vor der Tür stehen und kläffte zweimal.
    Es hörte sich an, als würde er sie dazu ermuntern auszusteigen. Verschlafen und durchgeschüttelt von der langen Fahrt stiegen die vier Jugendlichen aus, und kaum hatten sie den ersten Fuß auf den Boden gesetzt, blieben sie mit offenem Mund stehen und glaubten zu träumen.
    Sie befanden sich an einem wundersamen Ort. Keiner von ihnen hatte jemals zuvor einen solchen Ort gesehen. Der Nebel war gänzlich verschwunden, und ein gleißendes Licht blendete ihre Augen so sehr, dass sie sich für einen Moment schützend die Hände vors Gesicht halten mussten. Woher die Helligkeit kam, hätten sie nicht sagen können. Jedenfalls war alles von so viel Licht durchflutet, dass ihre Augen zu tränen begannen vor Schmerz.
    «Bei Shaíria», murmelte Ephrion, während er fasziniert zwischen seinen dicken Fingern hindurchblinzelte. «Wo sind wir hier?»
    Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die unerklärliche Helligkeit, und sie sahen sich um. Sie standen inmitten einer Wiese. Das Gras reichte ihnen bis zu den Knien, und es war so saftig grün, dass es ihnen die Sprache verschlug. Noch nie hatten sie so frisches, zartes Gras gesehen. Und wie es erst duftete! Aber nicht nur das Gras. Auch die Luft war so rein und klar und erfüllt von einem Duft nach Blütenstaub und Honig. Die Wiese erstreckte sich, so weit das Auge reichte, bis sie sich irgendwo am Horizont in einer unendlich weiten Ebene verlor. Über ihnen breitete sich der Himmel aus. Blau. Ja, der Himmel war blau, nicht grauschwarz wie in Dark City. Er war tatsächlich blau! Es war ein so leuchtendes, kräftiges Blau, dass man hätte meinen können, jemand hätte den Himmel mit neuer Farbe gestrichen. Miro, Ephrion und Joash konnten sich nicht sattsehen daran. Noch nie hatten sie so etwas gesehen. Und diese Weite! Diese unendliche Weite nach allen Seiten. Und die Düfte, die Farben. Alles war so intensiv und farbenfroh und unberührt. Es war ein Ort von geradezu paradiesischer Schönheit.
    Selbst Aliyah fühlte trotz ihrer Blindheit, wie einzigartig der Ort war, an dem sie sich befanden. Irgendwo in weiter Ferne waren seltsame Tierlaute zu hören. Es waren Klänge, die sie noch nie zuvor gehört hatten und mit keinem ihnen bekannten Tier in Verbindung bringen konnten. Ein kleiner Vogel flatterte über ihre Köpfe hinweg, setzte sich auf das Dach der Kutsche und begann ein fröhliches Liedchen zu trillern.
    «Das kann nicht echt sein», sagte Miro, völlig verblüfft angesichts der traumhaften Landschaft um sie herum.
    «Mein Schüler, seid Ihr es, der bestimmt, was echt ist und was nicht?»
    Jäh wirbelten die Jugendlichen herum. Die Stimme gehörte einem alten Mann, der aussah, als wäre er weit über achtzig, vielleicht sogar neunzig Jahre alt. Er hatte einen grauen

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